Unweit von Freiburg in einem kleinen Seitental der Elz, dem Suggental, blühte in längst vergangener Zeit der Erzbergbau. Das brachte die Bewohner zu großem Wohlstand, und das ganze Tal war so dicht mit Häusern bebaut, dass eine Katze von der Elz herauf bis zum obersten Hof bequem von einem Dachfirst zum anderen spazieren konnte.
Heute stehen nur wenige Häuser um die Kirche und ein paar Höfe weiter oben im Tal. Wie es dazu kam? Den Suggentalern, allen voran der Gräfin im Schloss, war der Reichtum zu Kopf gestiegen. Sie lebten in Saus und Braus und tanzten mit ausgehöhlten Brotlaiben an den Füßen. Als im Schloss einmal wieder ein rauschendes Fest im Gange war, ging der Pfarrer vorbei auf dem Weg zu einem Kranken, um ihn mit der letzten Ölung zu versehen. Als ein paar Festgäste das Glöcklein des Mesners hörten, wollten sie niederknien, aber die Gräfin sprach: „Was kehrt ihr euch nach der Schelle? Jede meiner Kühe hat auch eine!”
Als der Kranke gesalbt und der Pfarrer wieder gegangen war, bat der alte Mann seinen Sohn, aus dem Fenster nach dem Wetter zu sehen. Da braute sich eine große, dunkle Wolke über dem Schwarzenberg zusammen. Da ließ sich der Vater von seinem Sohn rasch auf den Luserberg tragen, gerade noch rechtzeitig, bevor ein Regen wie die Sintflut über das Tal hereinbrach und alles mit sich fortriss. Von diesem Unwetter übrig geblieben sind nur die Kirche, der alte Mann mit seinem Sohn und ein kleines Kind. Das schwamm in einer Wiege auf den Fluten, und eine Katze, die bei ihm war, hielt das Schifflein im Gleichgewicht, wenn es schwankte. Die Wiege blieb in einem Baumdolden hängen, und so tragen noch heute die Nachfahren des Findelkindes den Namen Dold.