Im Burrenwald, der auf dem Weg von Biberach nach Riedlingen liegt, war es einst nicht ganz geheuer. Dort trieb das Burrenmännle sein Wesen. Die Guten hatten nichts zu befürchten, den Bösen jedoch leuchtete es oft heim und führte es des Nachts in die Irre. Seinen besonderen Schutz aber genossen die unglücklich Verliebten. Ihnen half das Burrenmännle, wo es nur konnte, dass sie doch zusammenkommen konnten.
Auch einer Bauerntochter und dem Knecht des Hofs, die innige Liebe zueinander gefasst hatten und sich sehnlichst ein Kind wünschten, verhalf er zur glücklichen Hochzeit mit dem Segen des Brautvaters. Als dem jungen Paar ein Knabe geboren wurde, ließen sie auf der Lichtung im Burrenwald, wo sie sich einst heimlich getroffen hatten, eine Kapelle mit einem steinernen Kruzifix bauen, so wie sie es dem guten Männlein versprechen mussten.
Bald pilgerten viele Menschen zum Kruzifix, denn wer dem Herrgott die Füße küsste und seine Bitten vorbrachte, der wurde oftmals erhört. So kam auch ein armer Schneider mitten im Winter herbei. Seine Frau hatte bis jetzt kein Kind geboren, doch nichts war ihrer beider sehnlichster Wunsch. Ganz genau hatte der Schneider sich die Worte zurecht gelegt, die er dem Heiland sagen wollte. Aber als er seine Lippen auf den kalten Stein drückte, entfuhr es ihm: „Oh du liabs Herrgöttle von Biberach, hoscht du kalte Fiaß!“