In Rottenburg lebte einst ein frommer Bauer. Wenn er draußen beim Pflügen war, und er hörte die Glocke der nahen Sülchenkirche zur Messe rufen, da ließ er die Arbeit stehen und ging ins Gotteshaus, um zu beten. Als er zurück kam, sah er, dass jemand für ihn zu Ende gepflügt hatte. Da dachte er, nur Gottes Engel könnte das gewesen sein. Zum Dank ließ er an seinem Feld eine Kapelle bauen, die dem heiligen Theodor geweiht wurde. Die „Todris” steht heute noch an der Straße von Rottenburg nach Seeheim.
Als der Bauer noch ein Glöcklein stiften wollte, fehlte ihm das Geld dazu. Darüber war er sehr traurig. Da erschien ihm eines Nachts der Teufel und bot an, eine Glocke aus Rom zu holen. Der Bauer erkannte gleich, mit wem er es zu tun hatte, und fragte nach dem Preis. Der Teufel forderte, die erste Seele, die in die Kapelle komme, sollte ihm gehören. Der Bauer willigte ein, stellte aber die Bedingung, dass die Glocke aufgehängt sein müsse, ehe die erste heilige Messe zu Ende sei.
Der Teufel sauste los, aber der fromme Bauer bat den Pfarrer, eilends in der Todris die Messe zu feiern. Als der Teufel gerade über den Bodensee flog, entriss ihm Petrus die geraubte Glocke und warf sie in den See, so dass sie der Teufel nicht mehr finden konnte. Da stahl er kurzerhand die Glocke vom Ravensburger Mehlsackturm, aber er kam zu spät. Die Messe war längst zu Ende. Voller Wut schleuderte er die Glocke gegen den Kirchengiebel, dass sie einen Sprung bekam. Hört man sie heute läuten, so kann man es deutlich vernehmen.