Die Polizeiliche Kriminalstatistik zeigt: Mit einer Kriminalitätsbelastung von 4.882 Straftaten je 100.000 Einwohner im Jahr 2024 ist und bleibt Baden-Württemberg eines der sichersten Länder. Die Anzahl der Straftaten sinkt im Vergleich zum Vorjahr leicht auf 553.579 Fälle (ohne ausländerrechtliche Verstöße). Mehr als 60 Prozent der Straftaten werden aufgeklärt.
Hervorragende Arbeit der Polizei
„Es sind weltweit bewegte und angespannte Zeiten, in denen wir leben – das spüren wir auch hier in Baden-Württemberg. In diesen Zeiten ist es der hervorragenden Arbeit unserer Polizei zu verdanken, dass wir unser gutes Sicherheitsniveau halten. Lässt man die Corona-Jahre außen vor, ist dies bei der Kriminalitätsbelastung das zweitbeste Ergebnis der vergangenen 20 Jahre. Mit einer Aufklärungsquote von 60,3 Prozent übertrifft die Polizei Baden-Württemberg erneut die sehr gute 60-Prozent-Marke. Das ist kein Zufall, sondern Ergebnis harter Arbeit. Fakt ist: Wir haben weiterhin eine niedrige Kriminalitätsbelastung. Die Gesamtzahl der Straftaten ist leicht gesunken und auch die Straftaten im öffentlichen Raum sind zurückgegangen“, sagte der stellvertretender Ministerpräsident und Innenminister Thomas Strobl bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik und des Sicherheitsberichtes 2024 (PDF).
Zu den Entwicklungen im Einzelnen ergänzte der Minister: „Die gute Gesamtentwicklung hat freilich, wie übrigens in anderen Ländern auch, mit der Legalisierung von Cannabis zu tun. Mit der Legalisierung von Cannabis wiegen wir uns freilich in falscher Sicherheit, einer Scheinsicherheit – schaffen gravierende Probleme an anderer Stelle. Das Ganze ist ein Doppelwumms für die Organisierte Kriminalität, ein Konjunkturprogramm für den Schwarzmarkt. Wir verlagern obendrein die Probleme in die Psychiatrien und führen junge Menschen damit auf den völlig falschen Weg. Und wir schaffen ein enormes Verkehrssicherheitsproblem und beschädigen damit die harte Arbeit unserer Polizei.“
Die Zahlen auf einen Blick
Die Anzahl der Gesamtstraftaten sinkt in Baden-Württemberg im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr um rund ein Prozent auf 587.330 Fälle. Die Straftaten der sogenannten Allgemeinkriminalität – also ohne ausländerrechtliche Verstöße – sinken ebenfalls leicht um 0,9 Prozent auf 553.579 Fälle. Die Aufklärungsquote von 60,3 Prozent übertrifft zum sechsten Mal in den letzten zwei Dekaden die sehr gute 60-Prozent-Marke.
„Unsere Demokratie ist unter Druck, von innen wie von außen. Das zeigt auch der Anstieg im Bereich der politisch motivierten Kriminalität, der ganz maßgeblich auf die Kommunal- und Europawahlen vom Juni 2024 zurückzuführen ist. Politisch motivierte Kriminalität – egal welcher Couleur – ist ein Angriff auf unsere Demokratie. Deshalb bekämpfen wir diese seit Jahren konsequent und mit allen Mitteln des Rechtsstaates. Der deutliche Anstieg der Politisch motivierten Kriminalität ist auch ein Alarmsignal: Wir müssen unsere Demokratie schützen: Wehret den Anfängen“, erläuterte Innenminister Thomas Strobl.
Nach einem Rückgang im Vorjahr ist im Jahr 2024 eine Zunahme von 1.671 Fällen (34,4 Prozent) auf 6.526 politisch motivierter Straftaten zu verzeichnen. Das ist ein neuer Höchststand im Zehnjahresvergleich. Jede fünfte politisch motivierte Straftat im Jahr 2024, insgesamt 1.273 Fälle, hat die Polizei im Zusammenhang mit den Europa- und Kommunalwahlen erfasst. Die überwiegende Mehrheit bildeten Sachbeschädigungen und Diebstahlsdelikte, insbesondere das Entfernen und die Beschädigung von Wahlplakaten. Die Sachbeschädigungsdelikte haben im Jahr 2024 eine deutliche Steigerung von 652 auf 1.678 Fälle erfahren, die sich ebenfalls mit den Kommunal- und Europawahlen erklären lässt. Allein 898 Fälle und somit über die Hälfte aller politisch motivierten Sachbeschädigungen richten sich gegen Wahlplakate. Die Anzahl der Gewaltdelikte ging hingegen im Vergleich zum Vorjahr auf 211 (252) zurück.
„Wahlen sind eines der höchsten Güter der Demokratie. Unsere Polizei hat deshalb gezielt Maßnahmen getroffen, um den Bundestagwahlkampf in diesem Jahr zu schützen und dafür zu sorgen, dass er friedlich ablief. Wir sind hier alle gefordert genau hinzuhören und hinzusehen und unsere Freiheit, unsere Demokratie und unser friedliches Zusammenleben zu verteidigen. Wir brauchen ein Bollwerk, das unsere Demokratie schützt“, unterstrich Minister Thomas Strobl.
Einen Anstieg von 92 auf 124 Fälle gibt es auch im Bereich der religiösen Ideologie. Trotz der vergleichsweise geringen Fallzahlen birgt dieser Bereich ein erhebliches Gefährdungspotential. Das zeigt der Messerangriff am 31. Mai 2024 auf dem Mannheimer Marktplatz, bei dem mehrere Personen schwer verletzt und der Polizeibeamte Rouven Laur getötet wurden.
„Der Mord an Rouven Laur hat uns bis ins Mark getroffen. Diese schreckliche Tat haben wir als Mahnung und Auftrag verstanden. Im September 2024 hat die Landesregierung das umfangreiche Maßnahmenpaket ‚Sicherheit stärken, Migration ordnen, Radikalisierung vorbeugen‘ beschlossen, um für noch mehr Sicherheit zu sorgen. Wir nehmen Gefährder jetzt noch frühzeitiger und noch umfassender in den Blick – 360 Grad –, um terroristische Straftaten zu verhindern. Mit unserem neuen Staatschutz- und Anti-Terrorismuszentrum Baden-Württemberg, kurz SAT BW, bündeln wir beim Landeskriminalamt alle Informationen, alle Expertise und arbeiten mit intelligenten Analysetools und Analysesoftware“, so Innenminister Thomas Strobl. Mit dem Staatschutz- und Anti-Terrorismuszentrum Baden-Württemberg (SAT BW) hat Baden-Württemberg ein umfassendes Vorhaben zur Bekämpfung und Verfolgung der Politisch motivierten Kriminalität (PMK) erfolgreich umgesetzt. Die zentralen Kernelemente des SAT BW bestehen darin, die Effizienz bei der Bekämpfung der Politisch motivierten Kriminalität zu steigern und die Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden weiter zu optimieren.
Seit dem 7. Oktober 2023 – dem terroristischen Angriff der radikalislamistischen Hamas auf Israel – sind die Fallzahlen im Bereich des Antisemitismus stark angestiegen. Diese sind im Jahr 2024 mit 590 (2023: 668) registrierten Straftaten auf hohem Niveau leicht rückläufig. Innenminister Thomas Strobl unterstrich: „Jüdisches Leben ist ein unverrückbarer Teil von Baden-Württemberg. Dafür setzen wir uns ein, dafür tragen wir Sorge. Deshalb haben wir am 8. November 2024 den bereits seit dem Jahr 2010 vereinbarten Staatsvertrag zwischen den Israelitischen Religionsgemeinschaften Baden und Württembergs und der Landesregierung bekräftigt und ausgebaut.“
Leicht gesunken sind im Jahr 2024 die Straftaten im öffentlichen Raum auf rund 241.000 Fällen ohne ausländerrechtliche Verstöße (2023: 244.328 Fälle). Damit liegen sie auf dem Niveau des letzten Vor-Corona-Jahres 2019 und gehen im Vergleich zum letztmaligen Höchststand im Jahr 2015 mit fast 258.000 Fällen um 6,4 Prozent zurück. Den größten Anteil dieser Straftaten nehmen mit rund 27 Prozent Diebstahlsdelikte ein, gefolgt von Vermögens- und Fälschungsdelikten mit anteilig 22 Prozent sowie Sachbeschädigungen mit einem Anteil von gut 15 Prozent.
„Straftaten im öffentlichen Raum, vor allem auf unsere Straßen und Plätzen, stören das Sicherheitsgefühl der Menschen empfindlich. Wenn Menschen sich nicht sicher fühlen, kann das die Lebensqualität, das soziale Miteinander erheblich beeinträchtigen – und am Ende auch das Vertrauen in staatliche Institutionen. Das Sicherheitsgefühl ist also ein Frühwarnsystem für gesellschaftliche Spannungen. Deshalb schauen wir hier genau hin und nehmen das sehr ernst, um negative Entwicklungen frühzeitig zu stoppen“, stellte Innenminister Thomas Strobl fest.
Die Messerangriffe im öffentlichen Raum nehmen leicht um 3,2 Prozent auf rund 1.300 Fälle zu. Anteilig entfallen rund 40 Prozent dieser Taten auf Bedrohungen, ein Drittel auf gefährliche Körperverletzungen, 20 Prozent auf Raubdelikte und fünf Prozent auf Mord und Totschlag. Dreiviertel der Messerangriffe (75,6 Prozent) klärt die Polizei auf; bei Mord und Totschlag sind es über 95 Prozent (95,9 Prozent). Die Tatverdächtigen von Messerangriffen im öffentlichen Raum haben um 7,3 Prozent auf rund 1.240 Tatverdächtige zugenommen. Während die Anzahl der deutschen Tatverdächtigen das dritte Jahr in Folge bei etwa 590 Tatverdächtigen stagniert, sind die nichtdeutschen Tatverdächtigen um 13,9 Prozent auf fast 650 Tatverdächtige angestiegen. Der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger beträgt im Jahr 2024 über 52 Prozent. Die Zahl der tatverdächtigen Asylsuchenden und Geflüchteten steigt um 8,1 Prozent auf rund 200 Tatverdächtige an. Damit ist etwa jeder sechste Tatverdächtige eines Messerangriffs im öffentlichen Raum im Jahr 2024 ein Asylsuchender oder Geflüchteter. Bei knapp 40 Prozent der Tatverdächtigen von Messerangriffen im öffentlichen Raum handelt es sich um Tatverdächtige unter 21 Jahren.
Innenminister Thomas Strobl erklärte: „Für die Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger entwickeln wir gemeinsam mit den Kommunen Konzepte nach Maß. Mit Innovation, wie etwa den intelligenten Videoschutz in Mannheim, länderübergreifenden Fahndungs- und Sicherheitstagen sowie Waffen- und Messerverbotszonen schützen wir den öffentlichen Raum. Denn: Sicherheit beginnt dort, wo die Menschen leben, sich begegnen und bewegen. Im September 2024 hat der Ministerrat deshalb die Möglichkeit zur Einrichtung von Waffen- und Messerverbotszonen durch die Kreispolizeibehörden unbefristet verlängert. Freilich lösen wir mit Waffenverbotszonen allein nicht jedes Problem, aber jedes Messer und jede Waffe, die wir sicherstellen, ist ein Sicherheitsgewinn.“
Die Fälle von Gewalt gegen Polizistinnen und Polizisten steigen im Jahr 2024 weiter um 7,2 Prozent auf einen Höchstwert von knapp 6.400 Straftaten. Seit dem Jahr 2024 fließt auch die Beleidigung auf sexueller Grundlage gegen Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte in die Statistik ein. Das macht alleine 2024 insgesamt knapp 500 Fälle aus, die im Wesentlichen den Gesamtanstieg der Fallzahlen erklären. Doch auch ohne diese Erweiterung der sogenannten Opferdelikte läge das Fallaufkommen rein rechnerisch auf dem Niveau des Vorjahres (-1,2 Prozent). Bei 55 Gewalttaten handelt es sich um Messerangriffe, das sind sieben mehr als im Vorjahr. Die Anzahl der hierbei verletzten Polizistinnen und Polizisten nimmt − ausgehend vom Höchstwert des Vorjahres − um 7,3 Prozent auf 2.784 Verletze ab, befindet sich jedoch weiterhin auf einem hohen Niveau.
„Gewalt gegen Einsatzkräfte betrifft uns alle. Sie ist ein Angriff auf unsere Demokratie und unsere Werte. Eine wehrhafte Demokratie ist in diesen Zeiten wichtiger denn je – das haben uns die letzten Monate und Jahre, die Krisen und Kriege nochmals vor Augen geführt. Und dafür brauchen wir unsere Polizei: Sie ist Garant für unser aller Freiheit und Sicherheit. Deshalb müssen wir sie schützen und das tun wir in Baden-Württemberg!“, sagte Minister Thomas Strobl.
Die Gewalttaten gegen Rettungskräfte von Feuerwehren und Rettungsdiensten gehen 2024 im Vergleich zum Höchstwert des Vorjahres um 5,9 Prozent auf 222 Fälle zurück. Hierbei werden 105 Rettungskräfte verletzt, sechs weniger als im Jahr zuvor.
Die Fälle der Cyberkriminalität nehmen um 10,8 Prozent auf rund 15.000 Fälle zu. Cybercrime hat einen Anteil von 2,6 Prozent an der Gesamtkriminalität, gleichzeitig können die Taten erhebliche Auswirkungen für die betroffenen Unternehmen oder Personen entfalten. Der finanzielle Schaden steigt im Jahr 2024 um 6,7 Prozent auf rund 17,7 Millionen Euro. Auch die Straftaten mit dem Tatmittel Internet und/oder IT-Gerätesteigen um 6,4 Prozent auf rund 46.000 Fälle an. Etwa zwei Drittel davon klärt die Polizei auf. Der Schaden nimmt um ein Viertel auf rund 74,5 Millionen Euro zu. Mehr als die Hälfte der Fälle sind Betrugsdelikte. „Die Welt ist vernetzt und wird zunehmend digitaler. Cybercrime, Cyberspionage und Cybersabotage – das sind gigantische Herausforderungen unserer Zeit. Hinzu kommt: Kriege werden zunehmend übers Netz geführt. Deshalb setzen wir hier einen klaren Schwerpunkt. Unsere Sicherheitsbehörden arbeiten mit internationalen Partnern weltweit zusammen und gehen hartnäckig, konsequent und grenzüberschreitend dagegen vor. Und wir unterstützen unsere Sicherheitsbehörden tatkräftig und statten sie personell und technisch so gut aus, dass sie den Cyberkriminelle auch noch im letzten Winkel des Netzes auf die Spur kommen“, so Minister Thomas Strobl.
Die betrügerischen Anrufstraftaten mit den Tatbegehungsweisen „Falscher Polizeibeamter“, Enkeltrick“ und „Schockanruf“ sind im Jahr 2024 um 16,7 Prozent auf 8.780 Fälle gesunken. Der Gesamtschaden geht um 15 Prozent bzw. 3,2 Millionen Euro auf rund 18,4 Millionen Euro zurück. Kriminelle bedienen sich hierbei vorwiegend des Vertrauens der Angerufenen in die Polizei oder aber deren Sorge und Hilfsbereitschaft innerhalb der Familie und nutzen dies schamlos aus. Rund 95 Prozent der betrügerischen Anrufe sind erfolglos. „Unsere Maßnahmen wirken – das zeigt sich auch in den Zahlen. Durch hartnäckige Ermittlungsarbeit und eine umfassende Sensibilisierung der Bevölkerung ist es uns gelungen, diese niederträchtigen Taten deutlich einzudämmen. Wir bleiben hier weiter am Ball und vor allem ganz nah an den Menschen und informieren breit über diese Betrugsmaschen. Nur so gelingt es, das Konzept der Kriminellen zu durchbrechen“, betonte Innenminister Thomas Strobl.