Luftreinhaltung

Weniger Luftverschmutzung in Baden-Württemberg

Eine Mitarbeiterin der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) wertet einen Filter zur Messung der Luftschadstoffe aus. (Foto: © dpa)

Die Luft ist in den vergangenen Jahren in Baden-Württemberg besser geworden. Sowohl bei den Feinstäuben als auch bei den Stickoxiden haben sich die Werte erheblich verbessert.

„Wir haben das Leben in Baden-Württemberg gesünder gemacht – jedenfalls was die Atemluft betrifft. Der Einsatz für mehr Gesundheitsschutz war mir manchen Konflikt wert“, fasst Verkehrsminister Winfried Hermann die Bilanz der Luftreinhaltung der letzten Jahre zusammen. Prof. Dr. Dr. Wichmann, Direktor i. R. des Instituts für Epidemiologie am Helmholtz Zentrum in München, erläuterte, warum die Gesundheit vieler Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger davon profitiert: „Zwischen 2010 und 2019 nahm die Belastung durch Stickstoffdioxid im städtischen Umfeld in Baden-Württemberg um fast ein Fünftel ab, bei dem gesundheitlich besonders bedeutenden Feinstaub PM2,5 sogar um ein Drittel. Demnach haben wir bei der städtischen Bevölkerung in Baden-Württemberg statistisch einen Gewinn von mehr als 10.000 Lebensjahren und einen Rückgang der vorzeitigen Todesfälle um mehr als 1.000.“ Auch in 2020 hat sich diese positive Entwicklung fortgesetzt und durch den Corona-Verkehrsrückgang noch beschleunigt.

Im Jahr 2020 wurden die Grenzwerte für Feinstaub PM10 das dritte Jahr in Folge flächendeckend, das heißt auch an der Messstation Stuttgart Am Neckartor, eingehalten. Damit wurde auch die Belastung durch den gesundheitlich besonders bedeutenden Feinstaub PM2,5 deutlich gesenkt. Auch die Konzentrationen von Stickstoffdioxid (NO2) haben überall in Baden-Württemberg seit 2015 stark abgenommen. Im Jahr 2020 wurde der Grenzwert für Stickstoffdioxid im Jahresmittel nur noch an wenigen Straßenabschnitten von insgesamt etwa 800 Metern Länge in Stuttgart und Ludwigsburg überschritten. Im Jahr 2016 wurde dieser Grenzwert noch in 27 Städten in Baden-Württemberg überschritten. 2019 waren es nur noch vier Städte, in Stuttgart allerdings mit deutlicher Grenzwertüberschreitung.

Luftqualität verbessert sich schneller als im Bundesschnitt

Minister Hermann betonte: „Wir haben in den letzten Jahren viel Kritik ausgehalten und alles darangesetzt, gemeinsam mit den betroffenen Kommunen örtlich angepasste Maßnahmenpakete umzusetzen. Der Trend weg von alten Dieselfahrzeugen und die Corona-Effekte haben geholfen, aber hätten allein nicht gereicht. Wir haben alle Lösungen in Betracht gezogen und mit Augenmaß gehandelt – von Tempolimits über günstige Bus- und Bahntickets bis zu Filtersäulen. Die Umsetzung war wirksam und erfolgreich. So haben die Schadstoffwerte in Baden-Württemberg etwa doppelt so schnell abgenommen wie im Bundesvergleich.“ Zwischen 2015 und 2019 sanken die Messwerte an Straßen in Baden-Württemberg um 15 Mirkogramm pro Qubikmeter (µg/m3), in den anderen Bundesländern dagegen nur um 8 µg/m3.

Die starken Rückgänge der Luftschadstoffe sind etwa zur Hälfte auf diese Maßnahmen und zur anderen Hälfte auf bundesweite Trends zurückzuführen. Maßnahmen, die in Baden-Württemberg Wirkung zeigen sind unter anderem:

  • Ausbau des Fuß- und Radverkehrs sowie des öffentlichen Verkehrs.
  • Umwidmung von Verkehrsflächen bspw. in Form von Bus- oder Radspuren.
  • Maßnahmen zur Verkehrslenkung und Verkehrsverstetigung, bspw. intelligente Verkehrssteuerungen und Zuflussdosierungen.
  • Geschwindigkeitsbegrenzungen sowohl innerorts auf den von Luftbelastungen betroffenen Strecken auf Tempo 40 als auch im Zulauf auf die betroffenen Streckenabschnitte und auf Ausweichstrecken.
  • Filtersäulen zur Stickstoffdioxid-Filterung an besonderen Belastungsschwerpunkten,
  • grüne Umweltzonen.
  • Verkehrsverbote für Diesel-Fahrzeuge Euro 4/IV und 5/V sind nur in Stuttgart notwendig.

Dieses Maßnahmenbündel hat zur beschleunigten Erneuerung des Fahrzeugbestands in Stuttgart beigetragen, wie der Vergleich mit anderen Großstädten zeigt.

Großer Erfolg für den Gesundheitsschutz

Der Verkehrsminister stellte klar: „Die ergriffenen Maßnahmen sind beizubehalten, solange diese für eine sichere Grenzwerteinhaltung notwendig sind.“ Dies sei in der Regel der Fall, wenn die Luftschadstoffbelastung nur knapp oder erst seit kurzem unter den jeweiligen Grenzwerten liege. „Es ergibt keinen Sinn, Maßnahmen aufzuheben, wenn die Schadstoffkonzentrationen danach erneut über den Grenzwerten liegen. Dann wären wir erneut verpflichtet, Maßnahmen zu ergreifen“ ergänzt Hermann. Einen solchen „Jo-Jo-Effekt“ gelte es – bereits aus Rechtsgründen – unbedingt zu vermeiden.

Prof. Wichmann unterstrich: „Die Abnahme der Luftschadstoffbelastungen in Baden-Württemberg ist ein großer Erfolg für den Gesundheitsschutz.“ In seiner Untersuchung hat er die positiven Auswirkungen der Abnahme der Luftverschmutzung auf die Gesundheit der städtischen Bevölkerung in Baden-Württemberg näher betrachtet. Untersucht wurden die Schadstoffe Feinstaub PM2,5, also besonders kleine Staubpartikel, und Stickstoffdioxid (NO2) für die Jahre 2010 bis 2020. Wenn Menschen über viele Jahre hohen Luftbelastungen ausgesetzt sind, können diese in Zusammenwirkung mit vielen anderen Gesundheitsfaktoren zu Erkrankungen der Atemwege, Herz-Kreislauf-Krankheiten und letztlich zu einem früheren Tod führen. Die Untersuchung zeigte, dass die deutliche Abnahme der Schadstoffkonzentrationen zu einem entsprechend deutlichen Rückgang der luftschadstoffbedingten Sterblichkeit geführt hat.

Prof. Wichmann ergänzte, wissenschaftliche Erkenntnisse zeigten aber auch, dass die Luftschadstoffbelastungen auch unterhalb der Grenzwerte zu gesundheitlichen Schäden führen. Das gilt insbesondere für die kleinen Feinstaubpartikel. „Deshalb sollten Land und Kommunen bereits heute für weniger Kfz-Verkehr sorgen. Ferner muss der Grenzwert für PM2,5 sinken.“ Die Weltgesundheitsorganisation will in diesem Jahr die Luftqualitätsrichtlinie aktualisieren und wird dabei voraussichtlich auch neue Richtwerte vorschlagen.

Präsentation von Verkehrsminister Hermann auf der Pressekonferenz am 19. Februar 2021 (PDF)

Präsentation Prof. Wichmann auf der Pressekonferenz am 19. Februar 2021 (PDF)

Weitere Meldungen

In einer braunen Biomülltonne liegen Lebensmittel.
  • Ernährung

Challenge zur Lebensmittelrettung startet

Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Gouverneur Yuji Kuroiwa zeigen die unterzeichnete Gemeinsame Absichtserklärung zwischen Baden-Württemberg und Kanagawa.
  • Internationale Zusammenarbeit

Weitere Kooperation mit Kanagawa

Die Kabinettsmitglieder sitzen am Kabinettstisch der Villa Reitzenstein.
  • Landesregierung

Bericht aus dem Kabinett vom 16. Juli 2024

Polizist der Polizei Baden-Württemberg kontrolliert den Verkehr.
  • Polizei

Zweite Aktionswoche der Verkehrssicherheit gestartet

Das Display eines Heizkessels mit den Einstellungen für Außen-, Innen und Vorlauftemperatur.
  • Klimaschutz

Klimaschutz- und Projektionsbericht veröffentlicht

Altes Gaswerk in Rottweil
  • Umweltschutz

Land fördert Sanierung des Gaswerks Rottweil

Straßenbaustelle an der B31 im Schwarzwald (Bild: © dpa).
  • Straßenbau

Baubeginn des Röhrenbergtunnels an der B 33

Staatssekretär Dr. Patrick Rapp bei seiner Ansprache
  • Donauraum

Land baut Wirtschaftsbeziehungen mit Südost- und Osteuropa aus

Die Kabinettsmitglieder sitzen am Kabinettstisch der Villa Reitzenstein.
  • Landesregierung

Bericht aus dem Kabinett vom 9. Juli 2024

Wald (Bild: © Archiv ForstBW - Fotografin Ulrike Klumpp)
  • Forst

Buchenzellstoff als nachhaltige Textilfasern

Gärtnerhaus in Gemmingen
  • Städtebau

Ortszentrum erfolgreich saniert

Ein Fahrradfahrer fährt auf einer Fahrradstraße.
  • Bundesrat

Mehr Spielräume für Rad- und Busverkehr

 Windräder stehen auf den Anhöhen in der Nähe des Kandels bei Waldkirch. (Bild: dpa)
  • Forst

Waldflächen bei Bruchsal für Windkraft bereitgestellt

Handwerker montiert Photovoltaik-Anlage
  • Energiewende

Treibhausgasausstoß so niedrig wie 1990

Ein Monteur befestigt Solarpanele auf einem Dach.
  • Landesgebäude

Splett besichtigt aktuelle Photovoltaikprojekte

Die Kabinettsmitglieder sitzen am Kabinettstisch der Villa Reitzenstein.
  • Landesregierung

Bericht aus dem Kabinett vom 2. Juli 2024

Einsatzkräfte der Feuerwehr errichten am Nonnenbach in Bad Saulgau im Ortsteil Moosheim einen Damm mit Sandsäcken gegen das Hochwasser.
  • Unwetter

Hochwasserhilfen auf den Weg gebracht

Ein Schild, das auf Tempo 30 und Lärmschutz hinweist, steht auf der Bundesstraße 31.
  • Lärmschutz

Landesweiter Lärmaktionsplan

Der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen (links) begrüßt Ministerpräsident Winfried Kretschmann (rechts).
  • Auslandsreise

Kretschmann auf Delegationsreise in Wien

Plan eines Stadtgebiets, das farblich in unterschiedliche Bereiche eingeteilt wird
  • Wärmewende

Kommunen bei Wärmeplanung unterstützt

Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut
  • Wirtschaft

Dialogreihe mit Spitzenunter­nehmerinnen fortgesetzt

Staatssekretär Dr. Patrick Rapp
  • Delegationsreise

Wirtschaftsdelegation reist nach Frankreich

Ein Mann kontrolliert und putzt die Lichter einer Verkehrsampel.
  • Verkehr

Land startet Testfeld mit KI-gesteuerten Ampeln

Ministerpräsident Winfried Kretschmann bei seiner Rede
  • Wohnen und Bauen

Strategiedialog Wohnen und Bauen läuft auf Hochtouren

Wasser läuft aus einem Wasserhahn in ein Glas. (Foto: © dpa)
  • Wasserversorgung

Land fördert Neubau des Hochbehälters Langäcker