Sozial- und Gesundheitsminister Manne Lucha hat das Paritätische Mehrgenerationenzentrum in Stuttgart-Vaihingen besucht. Dank des Projekts „Triple Win“ arbeiten dort 69 Pflegekräfte aus 22 Nationen.
Auch in Baden-Württemberg fehlen dringend benötigte Fachkräfte in der Pflege. Eine Lösung dafür ist unter anderem, gezielt Pflegekräfte aus dem Ausland anzuwerben. Das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg und die Bundesagentur für Arbeit kooperieren deshalb, um Einrichtungen dabei zu unterstützen. Im Zuge des Projekts „Triple Win“ fördert das Land etwa Sprachkurse für ausländische Pflegekräfte im Ausland. Eine Einrichtung, die vom Programm profitiert hat, ist das Paritätische Mehrgenerationenzentrum in Stuttgart-Vaihingen (PMGZ). Dort arbeiten 69 Pflegekräfte aus 22 Nationen. Am 15. August 2023 besuchte Sozial- und Gesundheitsminister Manne Lucha auf seiner Sommertour die PMGZ gemeinsam mit Christian Rauch, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit.
Auch kleinere Häuser können von „Triple Win“ profitieren
„Die Verantwortlichen des Paritätischen Mehrgenerationenzentrums haben die Vorteile des Kooperationsprojekts erkannt und profitieren nun von einer fairen und nachhaltigen Anwerbung von Pflegekräften aus dem Ausland“, sagte Minister Lucha bei seinem Besuch. „Auch andere Pflegeeinrichtungen im Land möchte ich dazu ermutigen, sich über das Programm ‚Triple Win‘ beim Arbeitgeberservice der Bundesagentur für Arbeit zu informieren. Dabei spielt es keine Rolle, wie groß die Einrichtung ist. Auch kleinere Häuser können sich bewerben. Mein Dank geht auch an die Bundesagentur für Arbeit. Denn nur gemeinsam können wir den Mangel an Gesundheits- und Pflegekräften im Land angehen.“
Der Geschäftsführer der Paritätischen Sozialdienste gGmbH (PASODI), Frank Ulrich, sagte, dass der Bedarf an Pflegekräften nach wie vor enorm sei. „Viele Träger der Altenhilfe stehen aktuell wirtschaftlich mit dem Rücken an der Wand, fehlende Pflegekräfte sorgen zusätzlich dafür, dass Leistungsangebote abgebaut oder eingeschränkt werden. Dieses Programm ist daher ein kleiner und guter Baustein, um unsere internationalen Mitarbeitenden schon vor der Einreise zu unterstützen und somit die Integration zu fördern.“
Christian Rauch, Vorsitzender Geschäftsführer der Regionaldirektion Baden-Württemberg, betonte, dass es in Baden-Württemberg schon lange einen großen Fachkräftemangel im Bereich der Pflege gebe. „Durch die demografische Entwicklung steigt zum einem der Pflegebedarf und zum anderen gehen mehr Pflegekräfte in den Ruhestand. Das heißt, wir haben von Jahr zu Jahr einen zunehmenden Bedarf. Neben allen Maßnahmen Pflegefachkräfte im Inland zu rekrutieren, können diese Bedarfe nur durch die erfolgreiche Integration ausländischer Kräfte im Land gedeckt werden. Die koordinierende Stelle im Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Stuttgart berät und unterstützt interessierte Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser zum wichtigen Projekt ‚Triple Win‘. Die eigens dazu eingerichtete Sonderhotline dient der schnellen und unkomplizierten Kommunikation mit den Mitarbeitenden in der Agentur für Arbeit.“
„Triple Win“ als Programm für nachhaltige berufliche Mobilität anerkannt
„Triple Win“ werde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Programm für nachhaltige berufliche Mobilität zum Vorteil aller anerkannt. Die Bundesagentur für Arbeit und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit vermitteln in diesem Zusammenhang seit 2012 qualifizierte Pflegefachkräfte aus Bosnien und Herzegowina, den Philippinen und Tunesien nach Deutschland. Zeitnah wurden auch Indonesien, Indien (Bundesstaat Kerala) sowie Jordanien in das Programm aufgenommen. Die ausländischen Pflegefachkräfte werden sprachlich und fachlich auf eine Beschäftigung in Deutschland vorbereitet und während ihrer Integration in Deutschland begleitet. Im weiteren Verlauf begleitet die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit die Pflegefachkräfte bei der Vorbereitung in den Bereichen Sprach-, Pflegefach- und Orientierungskurse in den Herkunftsländern.
Das Sozialministerium hat mit der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit im August 2022 eine Kooperationsvereinbarung zu „Triple Win“ geschlossen. Das Ministerium fördert die Kosten für Sprachkurse auf mindestens B1-Niveau der ausländischen Pflegefachkraft im Herkunftsstaat. Hierzu stellt das Land eine Million Euro zur Verfügung. Anteilig fördert das Sozialministerium die im Ausland entstehenden Sprachkurskosten pro Pflegefachkraft mit bis zu 3.000 Euro. Die Durchführung des Projekts liegt bei der Bundesagentur für Arbeit. Die Träger des Triple-Win-Programms sind die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit. Berechtigt zur Teilnahme am Programm sind Einrichtungen der Pflege und des Gesundheitswesens, die ihre Patientendienstleistungen in Baden-Württemberg erbringen.
Ansprechpartner für das Programm „Triple Win“ ist der Arbeitgeberservice der Bundesagentur für Arbeit. Interessierte können sich montags bis freitags zwischen 9 und 16 Uhr telefonisch über die Sonderhotline oder per E-Mail wenden, um nähere Informationen zu erhalten.
Beschäftigte in der Pflege
Laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit waren im Dezember 2021 in Baden-Württemberg rund 140.000 Personen in der Berufsgruppe Krankenpflege sozialversicherungspflichtig beschäftigt, in der Altenpflege über 77.000. Dies sind jeweils acht Prozent mehr als noch im März 2019, was überdurchschnittlich gegenüber dem Beschäftigungsanstieg insgesamt (zwei Prozent) ist. Insgesamt waren über 24.100 der Beschäftigten im Dezember 2021 Auszubildende. Die Pflegeberufe gelten bereits seit Langem als Engpassberufe und der demografische Wandel wird weiterhin zu einer steigenden Zahl an Pflegebedürftigen führen, dem ein knappes Arbeitsangebot an Pflegekräften gegenübersteht.
Die Zahl der Anerkennungsverfahren für ausländische Qualifikationen in den Pflegeberufen hat sich in Baden-Württemberg von 2016 bis 2021 fast vervierfacht. Im Jahr 2021 konnte über 1.800 ausländischen Pflegefachkräften die volle Gleichwertigkeit ihrer Qualifikation mit der deutschen Ausbildung bescheinigt werden, rund 1.600 weiteren wurden zur Erlangung der vollen Gleichwertigkeit Ausgleichsmaßnahmen auferlegt.