Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat den Präsidenten des Verfassungsgerichtshofs Baden-Württemberg, Eberhard Stilz, verabschiedet. Er habe Großes für das Land und den Rechtsstaat geleistet, so Kretschmann. Nachfolger von Stilz wird Dr. Malte Graßhof.
„Eberhard Stilz hat in seiner gesamten Karriere mit seinem brillanten Verstand und seinen überdurchschnittlichen Kenntnissen auf allen Rechtsgebieten überzeugt. Ebenso aber auch durch seine menschlichen Qualitäten – seine freundliche Art, seine Schaffenskraft und Zuverlässigkeit. Stilz ist bekannt als ein weiser, vernünftiger und unparteiischer Richter und als äußerst höflicher Mensch – ein Richter im besten sokratischen Sinne also“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann bei der offiziellen Verabschiedung von Eberhard Stilz aus dem Amt des Präsidenten des Verfassungsgerichtshofs Baden-Württemberg.
„Großes für unser Land und den Rechtsstaat geleistet“
Anfang 1976 hatte Stilz beim Landgericht Tübingen seinen Justizdienst angetreten. „Nach seinem Vorstellungsgespräch dort notierte der damals zuständige Personalreferent in seine Unterlagen, mit Eberhard Stilz ‚sei ein Gewinn für die Justiz zu erwarten‘. Ich würde sagen, diese Erwartungen hat Stilz sogar noch übertroffen“, so der Ministerpräsident.
Schon zum Ende des Jahres 1976 kam für Stilz die Abordnung an das Justizministerium in Stuttgart. Nach nur wenigen Monaten dort wurde er als junger Referent von 28 Jahren frühmorgens nach Stammheim gerufen und war plötzlich mitten drin: in der Aufarbeitung der Selbstmorde von Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe.
Am Aufbau des Rechtsstaates im Freistaat Sachsen beteiligt
Ab Herbst 1990 war Stilz wieder mitten drin im politischen Geschehen. Dieses Mal aber war es ein freudiger Anlass: die Wiedervereinigung Deutschlands. Auch hier gab es Einiges aufzuarbeiten und aufzubauen. An die Stelle einer Parteidiktatur sollte ein demokratischer Rechtsstaat treten. „Eberhard Stilz hat an dieser Herkulesaufgabe in vorderster Reihe mitgewirkt. Er gehörte zu den allerersten, die damals nach Sachsen entsandt wurden, um dort mitzuhelfen, demokratische und rechtsstaatliche Strukturen aufzubauen. Als er kam, hatte er dort kein Büro, aber jede Menge Widersacher aus alten Seilschaften. Als er jedoch zwei Jahre später ging, hatte er viele neue Freunde gewonnen – und sogar ein eigenes Büro. Herr Stilz hat seinen Teil daran, dass der Aufbau des Rechtsstaates im Freistaat Sachsen gelingen konnte. Aller Gegenwehr und allen Widerständen zum Trotz. Er hat damit der Idee des demokratischen Rechtsstaates einen großen Dienst erwiesen. Und auch unserem Land alle Ehre gemacht“, sagte der Ministerpräsident.
Großes Engagement in verschiedenen Organisationen
Nach seiner Rückkehr nach Baden-Württemberg wurde Stilz Vorsitzender Richter am Oberlandesgericht Stuttgart und war anschließend zwei Jahre lang als Abteilungsleiter im Staatsministerium unter anderem für Haushalt und Personal zuständig. 1996 wurde Stilz zum Präsidenten des Oberlandesgerichts Stuttgart ernannt und gehörte ab dem Jahr 2000 dem Staatsgerichtshof als Berufsrichter an. Darüber hinaus ist er seit einigen Jahren Präsident der Tübinger „Stiftung Weltethos“ und engagiert sich hier, und in verschiedenen anderen Organisationen, mit großem Einsatz. Vor allem in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und für das Projekt der „Weltethos-Schulen“.
„In seiner gesamten Laufbahn hat Eberhard Stilz stets mit Umsicht und Weitblick agiert. Nun findet er hoffentlich mehr Zeit und Muße, das Gute und Schöne im Leben in den Blick zu nehmen – die Familie, die Natur, die Kultur. Stilz hat Großes für unser Land und den Rechtsstaat geleistet. Ich wünsche ihm und seiner Familie für die Zukunft alles Gute, Gesundheit und Gottes Segen!“, sagte der Ministerpräsident zum Abschied.
Dr. Malte Graßhof tritt Nachfolge an
Im Anschluss führte Kretschmann Dr. Malte Graßhof als neuen Präsidenten des Verfassungsgerichtshofs Baden-Württemberg ein. „Herr Stilz hinterlässt seinem Nachfolger ein gut bestelltes Feld. Dr. Graßhof beglückwünsche ich sehr herzlich zu seinem neuen Amt und wünsche ihm für die neuen Herausforderungen alles Gute!“, so der Ministerpräsident.