Wissenschaftsministerin Theresia Bauer und die Präsidentin des Conseil départemental du Haut-Rhin, Brigitte Klinkert, haben die Universitätsklinik Freiburg besucht. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich soll weiter gestärkt werden.
„Die deutsch-französische Freundschaft steht auf festem Boden. Das hat uns die Corona-Krise gezeigt. Die nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen Baden-Württemberg und dem Elsass sind besonders eng: Wir haben deshalb keinen Moment gezögert und Soforthilfe geleistet, als uns der Hilferuf der Präsidentin des Departementrats des Haut-Rhin erreichte. Man hilft sich schließlich unter Freunden. Besonders freue ich mich, dass wir von hier aus ein Zeichen der Solidarität setzen konnten, das deutschland- und europaweit Nachahmer gefunden hat. Das ist das Europa, das ich leben möchte“, sagte die Wissenschaftsministerin Theresia Bauer anlässlich eines gemeinsamen Besuchs mit der Präsidentin des Conseil départemental du Haut-Rhin, Brigitte Klinkert, am Universitätsklinikum Freiburg.
Starke Zusammenarbeit in der Corona-Krise
„Dank der ungeheuren Solidaritätsbekundung des Landes Baden-Württemberg hat uns diese Krise trotz der geschlossenen Grenzen noch enger zusammengeführt. Ich möchte der Ministerin hier meinen aufrichtigen Dank aussprechen: Danke, tausend Mal danke, Ihre Hilfe hat es uns ermöglicht, Leben zu retten. Sie allein veranschaulicht die Bedeutung der deutsch-französischen Freundschaft“, sagte Präsidentin Klinkert.
Die Uniklinik Freiburg war das erste Krankenhaus, das am 21. März 2020 innerhalb weniger Stunden einen elsässischen Patienten während der Covid-19-Krise aufgenommen hat. Neben dem Universitätsklinikum in Südbaden haben auch die Universitätskliniken in Heidelberg, Mannheim und Ulm sowie weitere Krankenhäuser in Baden-Württemberg schwerstkranke Patientinnen und Patienten aus dem Elsass aufgenommen. „Unser besonderer Dank gilt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aller beteiligter Kliniken für die ärztliche und pflegerische Betreuung der französischen Patienten. Sie haben einen wertvollen Dienst geleistet“, so Präsidentin und Ministerin.
Initiativen und Netzwerke am Oberrhein ausbauen
Bauer und Klinkert verständigten sich darauf, die gute und wertvolle grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Gesundheitswesen zwischen Baden-Württemberg und dem Elsass und speziell Haut-Rhin noch weiter zu stärken und dabei auf bereits bestehende Initiativen und Netzwerke am Oberrhein aufzubauen.
„Die Gesundheitskrise hat deutlich gemacht, dass die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Gesundheitswesen weiterhin verstärkt werden muss. In Zukunft sollte es möglich sein, dass die Einwohner des Dreiländerecks in Colmar und in Freiburg gleichermaßen behandelt werden können. Wir müssen unser Fachwissen bündeln. Wir brauchen ein echtes gemeinsames Management dessen, was uns am meisten am Herzen liegt: die Gesundheit“, betonte Klinkert.
Hochspezialisierte universitäre Spitzenmedizin
Für Haut-Rhin wie auch für Baden-Württemberg könne durch die verstärkte Kooperation eine Win-Win-Situation entstehen, so Bauer: „Die Pandemie hat uns alle vor große Herausforderungen gestellt. Wenn wir unsere Erfahrungen im Sinne von lessons learned aus der Corona-Pandemie zusammenbringen, gewinnen beide Seiten wichtige neue Erkenntnisse. Die Hochschulmedizin unserer beiden Länder kann hier sehr wichtige Beiträge leisten. Ein solcher Austausch kann auch Modellcharakter innerhalb der Europäischen Union erlangen.“
„Gerade bei klinischen Studien zu neuen Therapien sind große Verbünde von Vorteil. Sie erlauben es, größere Datensätze zu erzeugen und dadurch neue Erkenntnisse auch für die bestmögliche Behandlung des einzelnen Patienten zu gewinnen. Für dieses Konzept der Personalisierten Medizin sind Methoden der Künstlichen Intelligenz unverzichtbar“, sagte Ministerin Bauer. Sie setze daher große Erwartungen in eine deutsch-französischen Kooperation sowohl im Bereich der Künstlichen Intelligenz als auch der Medizinforschung. In diesem Sinne könne das bereits bestehende gemeinsame Projekt CLINNOVA (Centre of Excellence in Digital Health and Personalised Medicine, Luxemburg - Grand Est - Baden-Württemberg) zu einem exemplarischen Verbundprojekt der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit weiterentwickelt werden. „Gemeinsame Forschung erschließt neue Therapieoptionen und schafft überhaupt viele persönliche Netzwerke“, unterstrich die Ministerin.
Bauer und Klinkert sprachen sich auch für einen Ausbau der grenzüberschreitenden Lehre in der Medizin aus. Sowohl die auf den Weg gebrachte Stärkung der Allgemeinmedizin als auch Maßnahmen für eine praxisnähere Ausbildung könnten durch die grenzüberschreitende Kooperation zusätzlich gewinnen. Die Medizinischen Fakultäten der Region wurden gebeten, hierzu konkrete Vorschläge auszuarbeiten. „Eine gemeinsame Ausbildung bildet die Basis für die Intensivierung der Kooperation in der Zukunft. Wir können gegenseitig von den Erfahrungen für eine stärker praxis- und kompetenzorientierte Lehre lernen“, betonten Klinkert und Bauer.