Die fehlenden Niederschläge im Land schwächen die Waldbäume und lassen die Borkenkäfergefahr rasant steigen. Waldbesitzer sind deshalb gehalten, ihre Fichtenbestände laufend zu kontrollieren und sich in Zweifelsfällen an den zuständigen Förster zu wenden.
„Die Wälder leiden praktisch in ganz Mitteleuropa seit zwei Jahren unter Hitze, Trockenheit, Stürmen und Borkenkäfern. Die Situation in den allermeisten Wäldern, auch in Baden-Württemberg, ist momentan sehr angespannt. Die aktuell frühsommerlichen Temperaturen gepaart mit den fehlenden Niederschlägen schwächen die Waldbäume und begünstigen die Borkenkäfer. Bleibt die Witterung in den nächsten Wochen weiterhin trocken-warm, wird 2020 für die Waldbesitzer und Forstleute das dritte Krisenjahr in Folge“, sagte der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk. Ausgehend von den gravierenden Waldschäden in 2018 und 2019 habe das Land ein umfangreiches und passgenaues Paket an Fördermaßnahmen auf den Weg gebracht, das den Waldbesitzern in der angespannten Situation bestmögliche Unterstützung bietet.
„Durch das warme Frühlingswetter fliegt der Borkenkäfer bereits jetzt auch in höheren Lagen. Ein Befall durch Borkenkäfer ist bereits im Anfangsstadium durch braunes Bohrmehl oder Harztropfen deutlich zu erkennen. Waldbesitzer sind deshalb gehalten, ihre Fichtenbestände ab jetzt und bis in den September hinein unbedingt laufend alle ein bis zwei Wochen zu kontrollieren und sich in Zweifelsfällen an den für sie zuständigen Förster zu wenden“, betonte der Forstminister. Diese Kontrolle sei eine wichtige Grundvoraussetzung, um größere Käferschäden in den Wäldern zu vermeiden.
Schwieriges Umfeld für Wald- und Holzwirtschaft
„Europaweit belasten zig Millionen Kubikmeter an Schadhölzern aus den Wäldern wegen Dürre, Käfer und Sturm die Märkte. Gleichzeitig führt die Corona-Krise dazu, dass für viele Sägewerke ein normales Arbeiten oft nicht möglich ist, weil die Absatzmöglichkeiten für Schnittholz vielfach zurückgegangen sind“, erklärte Minister Hauk. Dies führe zu einem Stocken der Holzabfuhr aus den Wäldern und drücke die Rundholzpreise für die Waldbesitzer auf ein ruinöses Niveau.
„Wir hatten im vergangenen Jahr im Land eine Schadholzmenge von rund 6,3 Millionen Kubikmetern zu verzeichnen. Unsere Forstexperten prognostizieren für das Jahr 2020 Schadhölzer in einer ähnlichen Größenordnung“, sagte Minister Hauk. Ob diese frühe Vorhersage letztlich eintrete, hänge wesentlich vom Witterungsverlauf der nächsten Wochen ab. „Lang anhaltende und ergiebige Niederschläge sowie kühle Temperaturen schwächen den Borkenkäfer und stärken die Vitalität der Bäume. Wir brauchen dringend Regen“, sagte Hauk.
Land handelt und hilft
„Das Land unterstützt die Waldbesitzer nach Kräften. Neben einem umfangreichen Maßnahmenpaket in Höhe von rund 29 Millionen Euro zur Bewältigung der Schäden unterstützen die Förster der Landesforstverwaltung vor Ort durch ihre Beratungsleistungen“, erklärte der Forstminister. Darüber hinaus habe Hauk für den staatlichen Waldbesitz der ForstBW den bereits geltenden Einschlagsstopp für frisches Nadelstammholz weiter verlängert, um die Märkte zu entlasten.
„Mit dem im Dezember 2019 verabschiedeten Notfallplan Wald wurden bereits wichtige Hilfspakete geschnürt, um dem Wald und den Waldbesitzern schnell und effektiv zu helfen. Die Försterinnen und Förster der Landesforstverwaltung an den unteren Forstbehörden beraten Sie gerne, um Sie in dieser Situation bestmöglich zu unterstützen“, betonte Hauk. Auch könnten Forstbetriebe von den Corona-Soforthilfen profitieren.
Hinweise zur Borkenkäferkontrolle
- Braunes Bohrmehl auf der Rinde, unter Rindenschuppen, auf Spinnweben, am Stammfuß und auf der Bodenvegetation
- Harztröpfchen und Harzfluss am Stamm, vor allem am Kronenansatz
- Helle Flecken, sogenannte Spiegel, auf der Rinde durch die Tätigkeit der Spechte, wodurch größere Rindenstücke abfallen und das helle Splintholz sichtbar wird
- Charakteristische Fraßbilder unter der Rinde
- Rötung von Nadeln und Krone
- Abfall grüner oder roter Nadeln
Zu kontrollieren sind:
- Alle stehenden Fichtenbestände
- Nach Schadereignissen, Hiebsmaßnahmen und Pflegeeingriffen liegengebliebenes, bruttaugliches Material
- Aufgearbeitetes, in der Nähe gefährdeter Bestände lagerndes Nadelholz
Wann und wie häufig kontrollieren?
- Ab jetzt bis September
- Je nach Gefahrenlage im ein- bis zweiwöchigen Turnus
- Kontrollen aussetzen bei starkem Wind oder Regen, da Bohrmehl weggeweht bzw. abgewaschen werden kann
Wo kontrollieren?
- Kontrollen gezielt im Bereich vorjähriger Befallsorte
- In südexponierten Lagen und an aufgerissenen Bestandesrändern
- An Rändern von Windwurf- und Schneebruchnestern
- In allen Fichtenbeständen bei entsprechender Gefahrenlage
- In Jungwüchsen bei der Gefährdung durch Kupferstecher
Wie kontrollieren?
- In älteren Beständen einzeln, das heißt Baum für Baum
- Befallene Bäume für den Einschlag auffällig markieren
Kann das Holz nicht rechtzeitig aus dem Wald verbracht werden, sind folgende Verfahren zu überlegen:
- Hacken, oder Stämme entrinden, sofern die Käfer noch nicht entwickelt sind.
- Zur Reduktion des Befallsrisikos ist es erforderlich, vorhandenes bruttaugliches Material (frische Fichtenkronen, Resthölzer und Reisigmatten) unverzüglich aufzuarbeiten (Hacken, Mulchen, Abfahren). Frischer Stehendbefall durch den Kupferstecher ist nicht erkennbar. Daher ist es umso notwendiger, liegendes bruttaugliches Material auf Kupferstecherbefall hin zu kontrollieren und bei Befall unverzüglich aufzuarbeiten.