Urlaubsreisen, private Feiern und mehr persönliche Kontakte zwischen den Menschen sorgen dafür, dass die Infektionszahlen wieder ansteigen. Glücklicherweise nicht exponentiell, also nicht so stark wie zu Beginn der Pandemie. Die Entwicklung zeigt aber deutlich: Leichtsinn ist fehl am Platz. Wir müssen weiterhin vorsichtig sein.
Epidemien entwickeln sich nicht linear, die Zahl der Fälle wächst innerhalb eines bestimmten Zeitraums nicht gleichbleibend. Epidemien verbreiten sich in der Regel exponentiell: Ein Mensch steckt zwei weitere an, diese zwei stecken vier an, vier stecken dann acht an und acht stecken 16 an. Je höher die Anzahl der Infizierten, desto schneller verbreitet sich die Infektionswelle. In dieser Situation waren wir zu Beginn der Pandemie im März. Durch zunächst umfassende Maßnahmen haben wir es gemeinsam geschafft die exponentielle Verbreitung zu stoppen. Das war ein gewaltiger Kraftakt der gesamten Gesellschaft. Schrittweise entfallende Beschränkungen haben uns anschließend wieder ein Stück Normalität gebracht: Die Geschäfte haben inzwischen wieder geöffnet, Veranstaltungen wie Hochzeiten oder auch kulturelle Events können unter bestimmten Bedingungen wieder stattfinden.
Die gesunkenen Infektionszahlen ermöglichen es unseren Gesundheitsämtern, Infektionsketten individuell nachzuverfolgen. Personen, die Kontakt zu Infizierten hatten, werden möglichst früh identifiziert, unter Quarantäne gestellt und getestet. Dadurch unterbrechen wir die Infektionsketten. Schaffen wir es, unser Konzept zur Kontaktpersonen-Nachverfolgung konsequent umzusetzen, verhindern wir eine erneute exponentielle Verbreitung des Virus'. Bis jetzt klappt das.
Das RKI meldet wieder steigende Fallzahlen
Wir befinden uns aber noch immer inmitten einer Pandemie und müssen weiterhin vorsichtig sein. Ein Blick auf die Zahlen verdeutlicht das: Die COVID-19-Inzidenz (neu auftretende Krankheitsfälle) ist in vielen Bundesländern wieder angestiegen. Am 6. August hat das Robert-Koch-Institut (RKI) erstmals seit mehreren Monaten wieder über 1.000 Neuinfektionen deutschlandweit gemeldet. Das Wachstum verläuft zwar nicht exponentiell, der Trend ist aber beunruhigend. Er zeigt: Wegfallende Maßnahmen haben einen direkten Einfluss auf das Infektionsgeschehen. Wenn wir zu leichtfertig mit der Situation umgehen, die Gefahr nicht mehr ernst nehmen, keinen Abstand mehr halten und keine Mund-Nase-Bedeckung tragen, dann kommt das Virus mit aller Wucht zurück.
Sollten die täglichen Infektionszahlen im Land wieder dauerhaft in den höheren drei- oder gar vierstelligen Bereich kommen, können die Gesundheitsämter Infektionsketten nicht mehr individuell nachverfolgen. Dann besteht das Risiko, dass unser Gesundheitssystem innerhalb weniger Wochen an seine Grenzen kommt. Der von uns allen hart erarbeitete Erfolg wäre verloren. Um dann wieder die Kontrolle über das Infektionsgeschehen zu bekommen, bräuchte es drastische Maßnahmen. Das gilt es gemeinsam mit aller Kraft zu verhindern.
Erhöhtes Risiko in geschlossenen Räumen
Wie schnell das gehen könnte, zeigen bundesweit immer wieder neu aufflammende Infektionsherde. In Städten, die eigentlich nahezu oder sogar komplett coronafrei waren, steigen die Infektionszahlen plötzlich wieder an. Verantwortlich dafür sind beispielsweise größere Feiern im Familien- und Freundeskreis oder Freizeitaktivitäten, bei denen die Hygieneregelungen nicht eingehalten werden. Die vermehrten Infektionen bei Feiern zeigen: Überall dort, wo viele Menschen in geschlossenen Räumen zusammenkommen, ist das Risiko für eine Infektion besonders hoch. Tanzen, Singen oder auch Sport – also Tätigkeiten bei denen es einen erhöhten Aerosol-Ausstoss gibt – steigern das Infektionsrisiko. Deswegen sind etwa Singen und Tanzen auf Veranstaltungen nur unter strengen Auflagen erlaubt. Beim Sport ist auf ausreichende Durchlüftung und Abstände zu achten. Hinzu kommen Reiserückkehrer, die COVID-19 aus dem Urlaub mitbringen. Die Landesregierung hat bereits reagiert: Reiserückkehrer aus Risikogebieten werden an ausgewiesenen Teststationen am Flughafen oder Bahnhof kostenlos getestet.
Stufensystem gibt Auskunft über Pandemie-Lage
Angesichts wieder steigender Infektionszahlen und mit Blick auf den Herbst hat sich die Landesregierung während des Sommers intensiv auf eine mögliche zweite SARS-CoV-2-Welle vorbereitet. Das ressortübergreifend erarbeitete dreistufige Konzept soll flächendeckende und landesweite Einschränkungen wie noch im März und April möglichst verhindern. Ein Stufensystem gibt Auskunft über die Pandemie-Lage im Land.
Masken und Abstand weiterhin wichtig
Im Alltag und in unserer Freizeit müssen wir also weiter penibel auf Hygiene- und Abstandsregeln achten. Dort, wo wir keinen Abstand halten können, müssen wir leider auch weiter Masken tragen. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass auch einfache Masken das Infektionsrisiko deutlich senken können (Links zu den Studien finden Sie am Ende des Textes). Dabei ist es natürlich wichtig, dass man richtig mit den Masken umgeht. Eine Faustregel: Behandeln Sie die Masken wie Unterwäsche. Lassen Sie nichts raushängen, wechseln und waschen Sie sie regelmäßig, legen Sie getragene Masken nicht auf Tische oder Oberflächen und zerknüllen Sie getragene Masken nicht in der Hand. Fassen Sie die Maske nur an den Trägern oder Haltebändern an.
Die Masken schützen in erster Linie nicht den Träger vor einer Infektion, sondern andere Menschen. Infizierte können nämlich ansteckend sein, noch bevor sie sich selbst krank fühlen. Bei einigen Personen hat die vom Virus ausgelöste Krankheit COVID-19 (Corona Virus Desease) gar einen komplett asymptomatischen Verlauf. Diese Personen fühlen sich überhaupt nicht krank, können das Virus aber weitergeben. Durch das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung schützen Sie andere – und andere schützen Sie.
Corona-App hilft beim Gesundheitsschutz
Die Corona-Warn-App ist ein weiterer wichtiger Baustein der Pandemie-Bekämpfung. Sie kann helfen, Infektionsketten schneller zu unterbrechen. Ihre beste Wirkung entfaltet die App, wenn sie möglichst viele Menschen nutzen: mindestens 60 Prozent der Bevölkerung wäre ein idealer Wert. Aber auch wenn weniger Menschen mitmachen, ist sie nützlich. Jede unterbrochene Infektionskette hilft.
Die Landesregierung möchte natürlich auch selbst schnellstmöglich wieder zum Normalzustand zurück. Doch das Virus richtet sich nicht nach unseren Wünschen. Die Maßnahmen verlangen den Menschen weiter einiges ab. Das ist uns bewusst und trifft Sie genauso wie uns. Es gibt hier keinen Politiker- oder Beamtenrabatt. Daher überprüfen wir permanent alle Maßnahmen anhand des aktuellen Infektionsgeschehens und des ständig wachsenden Wissens über das Virus und die Krankheit. Dabei gibt es nicht den einen Wissenschaftler, der alleine das Vorgehen bestimmt – so funktioniert Wissenschaft nicht und auch Politik kann so nicht gut funktionieren.
Wir beraten uns mit einer ganzen Bandbreite von Expertinnen und Experten aus zahlreichen Fachgebieten, die selbst forschen und die nationale und internationale Studien- und Forschungslage intensiv beobachten, auswerten, diskutieren und beurteilen. Nicht zuletzt sitzen in den Fachabteilungen der Landesministerien und in den Gesundheitsämtern zahlreiche Expertinnen und Experten aus Theorie und Praxis zu Gesundheit und Medizin, Bildung, Erziehung, Wirtschaft und vielen weiteren relevanten Themengebieten, zum Beispiel auch Ärztinnen und Ärzte sowie Fachkräfte aus der Pflege.
Studien zur Wirksamkeit von Masken
Spiegel.de: Studie bestätigt Schutzwirkung von Masken vor Coronavirus
Weitere Informationen zur Corona und den Corona-Maßnahmen in Baden-Württemberg
Alle Informationen der Landesregierung rund um Corona
Aktuelle Meldungen der Landesregierung zu Corona
Fragen und Antworten zu den Corona-Maßnahmen der Landesregierung
Überblick der aktuellen Corona-Verordnungen
Überblick über die Corona-Teststationen in Baden-Württemberg
Disclaimer
Der Text stammt vom 21. September 2020, das Video vom 15. September 2020. Da wir uns in einer immer noch sehr dynamischen Lage befinden, können sich kurzfristig Änderungen ergeben. Wir werden den Text möglichst aktuell halten und Änderungen hier transparent aufzeigen.
Die Online-Redaktion des Staatsministeriums
Quelle:
/red