Die gesundheitliche Versorgung in Baden-Württemberg ist gut. Kein Bundesland bildet prozentual mehr Ärzte aus. Und doch stellt der demografische Wandel das Land vor Herausforderungen. Mit Stipendienprogrammen für zukünftige Landärzte, mehr Telemedizin und einer verbesserten Ausbildung in den Gesundheitsberufen baut die Landesregierung vor.
Die Voraussetzungen sind gut: Auf 100.000 Einwohner Baden-Württembergs kommen 443 Ärzte, guter Bundesdurchschnitt. Fünf Fakultäten an vier Universitäten bieten medizinische Studiengänge an. Seit mehr als fünf Jahren bildet das Land hier jährlich mehr Mediziner aus, als dies nach dem Bevölkerungsanteil im Verhältnis zu den anderen Bundesländern erforderlich wäre. Zwischen 14,35 und 16,15 Prozent aller Absolventinnen und Absolventen von Medizinstudiengängen in Deutschland kamen zwischen 2011 und 2016 aus Baden-Württemberg.
Demografischer Wandel gefährdet Ärzteversorgung auf dem Land
Und doch stellt der demografische Wandel auch Baden-Württemberg vor Herausforderungen. Ein Drittel der Allgemeinmediziner ist 60 Jahre oder älter. Vor allem im ländlichen Raum gibt es eine vergleichsweise hohe Zahl an älteren Hausärzten, die Praxisnachfolger suchen.
„Die ärztliche Versorgung gerade im ländlichen Raum ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, sagt dann auch Sozialminister Manne Lucha. „Viele Akteure müssen dabei an einem Strang ziehen und attraktive Strukturen vor Ort aufbauen, die angehende Ärztinnen und Ärzte dazu motivieren, sich im ländlichen Raum niederzulassen.“
Stipendien für zukünftige Landärzte
Mit einem Landärzteprogramm geht die Landesregierung gegen den drohenden Ärztemangel vor. Potentielle Hausärzte werden mit bis zu 30.000 Euro gefördert, wenn sie sich in einer ländlichen Gemeinde mit Bedarf niederlassen. Insgesamt 303 Gemeinden sind als derzeitige und perspektivische Fördergebiete ausgewiesen. Über 100 Anträge aus 19 Landkreisen wurden bis 2017 bewilligt und mit insgesamt über 1,8 Millionen Euro gefördert. Das Programm hat sich bewährt und wird 2018 und 2019 fortgesetzt.
Für Medizinstudierende, die sich verpflichten, die Weiterbildung im Fach Allgemeinmedizin oder Innere Medizin zu absolvieren und anschließend eine hausärztliche Tätigkeit im Fördergebiet für die Dauer von mindestens fünf Jahren aufzunehmen, setzt die Landesregierung ein Stipendienprogramm auf. Dafür stehen 300.000 Euro zur Verfügung.
Ortsunabhängiger durch Telemedizin
Gerade im ländlichen Raum kann die Digitalisierung dabei helfen, eine flächendeckende gesundheitliche Versorgung sicherzustellen. Seit 2015 bündelt die Koordinierungsstelle für Telemedizin in Baden-Württemberg in Mannheim die im Land vorhandene Kompetenz für Telemedizin und berät die Akteure. Zusätzlich stellt die Landesregierung im Rahmen ihrer Digitalisierungsstrategie „digital@bw“ rund vier Millionen Euro für 14 digitale Projekte im Gesundheits- und Pflegebereich zur Verfügung.
Verbesserung der Ausbildung und Lehre
Auch in die Ausbildung und Lehre der Ärzte investiert Baden-Württemberg kräftig. So stehen über einen Zeitraum von drei Jahren fünf Millionen Euro für die Ausbildung zum Allgemeinmediziner und für die hausärztliche Tätigkeit durch spezielle Ausbildungskonzepte bereit.
Alle fünf medizinischen Fakultäten des Landes entwickeln neue Lehrmethoden, die die Qualität der Lehre im Medizinstudium verbessern sollen. Zum Beispiel trainieren Medizinstudierende in sogenannten „Skill Labs“ gezielt die praktischen Fähigkeiten und Szenarien, die sie als angehende Ärztinnen und Ärzte später brauchen. Diese und weitere Projekte zur Verbesserung der Qualität der Lehre im Medizinstudium werden seit 2016 mit jährlich zehn Millionen Euro von der Landesregierung unterstützt.
Die Ärztinnen und Ärzte im Land brauchen hochqualifiziertes Personal. Deshalb forciert die Landesregierung die Akademisierung in den Gesundheitsberufen. So wurden unter anderem Studiengänge für Krankenschwestern, Hebammen und Physiotherapeuten eingerichtet. Dafür stellt das Land bis 2020 rund zehn Millionen Euro jährlich zur Verfügung. So wurde die Studienkapazität im Bereich Pflege, Physiotherapie und Hebammenwesen im Südwesten seit 2016 mehr als verdoppelt.
Quelle:
/red