60.000 Jugendliche verlassen jährlich die Schule ohne Abschluss. Die meisten von ihnen haben Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben oder Rechnen. Ein bundesweit einzigartiges Studienangebot an der Pädagogischen Hochschule Weingarten zum Thema Alphabetisierung und Grundbildung soll den Betroffenen helfen.
Wissenschaftsministerin Theresia Bauer: „Analphabetismus und andere fehlende Grundkenntnisse hindern Menschen daran, ein eigenständiges und selbst bestimmtes Leben zu führen. In einem bundesweit einzigartigen Studiengang bilden wir künftig Lehrkräfte aus, die Betroffenen helfen können, indem sie ihre Beschäftigungschancen erhöhen und ihr Selbstwertgefühl stärken.“
60.000 Jugendliche verlassen jährlich die Schule ohne Abschluss. Die meisten von ihnen haben Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben oder Rechnen. Nach der leo. – Level-One-Studie aus dem Jahr 2011 sind 12,6 Prozent der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen funktionale Analphabeten, das heißt sie haben erhebliche Probleme mit dem Lesen und Schreiben in ganz alltäglichen Situationen. Insgesamt sind nach Hochrechnungen der Studie in Deutschland insgesamt 7,5 Millionen Menschen funktionale Analphabeten.
Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst unterstützt deshalb den Ausbau eines Studienangebots zum Thema Alphabetisierung und Grundbildung an der Pädagogischen Hochschule Weingarten mit einer Anschubfinanzierung von insgesamt 300.000 Euro. Zentrales Element ist die Einrichtung einer W1-Professur „Alphabetisierung und Grundbildung“.
„Nach wie vor handelt es sich hier um ein gesellschaftliches Tabuthema. Mit dem Ausbau des Studienangebots wollen wir umfassende Handlungskompetenzen für Lehrkräfte mit Aufgaben im Bereich der Alphabetisierung und Grundbildung vermitteln, damit Jugendliche und Erwachsene gezielt beim Lesen und Schreiben lernen unterstützt werden können“, so Professorin Dr. Cordula Löffler von der PH Weingarten.
Studiengang „Alphabetisierung und Grundbildung“
Eine Tätigkeit im Bereich der geringen Grundbildung und Alphabetisierung ist aufgrund der unterschiedlichen Anforderungen der Zielgruppe sehr anspruchsvoll. Bisher gab es für Lehrerinnen und Lehrer aber keine spezifische Vorbereitung für den Umgang mit Lernenden. Ab dem Wintersemester 2016/17 soll nun ein konsekutiver Masterstudiengang „Alphabetisierung und Grundbildung“ Absolventen einschlägiger Bachelorstudiengänge die Möglichkeit eröffnen, die notwendigen Diagnose- und Handlungskompetenzen zu erwerben. Neben den Lehramtsstudiengängen können dies beispielsweise die Bachelorstudiengänge Lernförderung, Mehrsprachigkeit und kulturelle Bildung oder Sozialpädagogik sein. Das Studium kann in Voll- oder Teilzeit absolviert werden. Das bereits bestehende Angebot wird dazu ausgeweitet und vor allem um forschungsmethodische Aspekte bereichert.