In Ulm haben die Biogas Infotage 2017 begonnen. Bioenergie ist ein fester Bestandteil des erneuerbaren Strommixes. Biomasse ist jedoch ein knappes und wertvolles Gut und darf nicht in Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion stehen. Bioenergie soll deshalb vorrangig aus organischen Nebenprodukten und Reststoffen, wie zum Beispiel Gülle, Mist oder auch Maisstroh gewonnen werden.
„Der Schutz unseres Klimas ist eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Wirtschaft und Energieversorgung müssen bis Mitte des Jahrhunderts von fossilen Ressourcen weitgehend abgekoppelt und deutlich nachhaltiger gestaltet werden“, sagte die Staatssekretärin im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Friedlinde Gurr-Hirsch, bei der Eröffnung der Biogas Infotage 2017 in Ulm.
Energiewende und Klimaschutz sind ohne Bioenergie nicht denkbar
Der Anteil der Bioenergie am Endenergiebeitrag aller erneuerbaren Energien lag in Baden-Württemberg im Jahr 2015 bei 66 Prozent. Mit einem Anteil von knapp 30 Prozent an der gesamten erneuerbaren Stromerzeugung leistet die Bioenergie einen unverzichtbaren Beitrag zum erneuerbaren Strommix.
„Allerdings ist Biomasse ein wertvolles und knappes Gut, das außerhalb der Nahrungsmittelproduktion mit Bedacht eingesetzt werden sollte“, betonte die Staatssekretärin. Bioenergie solle deshalb vorrangig aus organischen Nebenprodukten und Reststoffen, wie zum Beispiel Gülle, Mist oder auch Maisstroh gewonnen werden. „Bei steigenden Kosten zur Vermeidung von Treibhausgasen wird Biomasse immer wertvoller, weil es sich um eine erneuerbare Kohlenstoffressource mit hoher Energiedichte handelt“, betonte die Staatsekretärin.
Die Biomasse solle deshalb gezielt dort eingesetzt werden, wo sie für das Energiesystem und den Klimaschutz den größten Nutzen bringe, beispielsweise im Flugverkehr und in Industrieprozessen mit mittleren und hohen Temperaturen. Im Idealfall gehe der energetischen Verwertung von Biomasse eine stoffliche Nutzung voraus, zum Beispiel als Baumaterial oder als biobasierter Grundstoff für die chemische Industrie, denn die stoffliche Nutzung speichere das Klimagas CO2 im Produkt. „Langfristig führt kein Weg an der Umsteuerung unserer überwiegend noch auf fossilen Rohstoffen basierenden Wirtschaft hin zu einer auf erneuerbaren Ressourcen beruhenden, umweltfreundlichen und an natürlichen Stoffkreisläufen orientierten Wirtschaft vorbei”, so Gurr-Hirsch. Baden-Württemberg wolle diesen Prozess aktiv begleiten und habe deshalb die Landesstrategie „Nachhaltige Bioökonomie” im Koalitionsvertrag verankert. „Ziel ist es, durch die Entwicklung von Spitzentechnologien die internationale Wettbewerbsfähigkeit Baden-Württembergs als Wirtschaftsstandort weiter zu stärken und auszubauen. Ich bin überzeugt, dass viele Landwirtinnen und Landwirte und Unternehmerinnen und Unternehmer die daraus entstehenden Vermarktungschancen nutzen. Ein verstärkter Einsatz biobasierter Produkte sichert Arbeitsplätze, vor allem in den ländlichen Räumen Baden-Württembergs“, sagte die Staatssekretärin.
Bioökonomie
Bioökonomie ist nach Definition des Bioökonomierates der Bundesregierung die wissensbasierte Erzeugung und Nutzung biologischer Ressourcen zur Herstellung von Produkten, Verfahren und Dienstleistungen in allen wirtschaftlichen Sektoren. Sie orientiert sich an natürlichen Stoffkreisläufen und umfasst Pflanzen, Tiere und auch Mikroorganismen. Auf dieser Basis stellt sie ein sich selbst erneuerndes Kreislaufsystem dar, das mit Sonnenenergie, als externem Beitrag, im Wesentlichen auskommt.
Die Bioökonomie verfolgt das langfristige Ziel eines Strukturwandels, weg von einer fossil-basierten, hin zu einer mehr auf Biomasse basierenden, energie- und rohstoffeffizienten Wirtschaft. Ihr kommt also bei der Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen zum Aufbau neuer Wertschöpfungsketten und Stoffströme, eine entscheidende Bedeutung zu.