Auf seiner Sommertour 2023 besucht Minister Peter Hauk im August verschiedene Stationen rund um Landwirtschaft, Windkraft, Biodiversität, Wald und mehr.
Auch im Jahr 2023 unternimmt der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, eine Sommertour durch Baden-Württemberg. Im Mittelpunkt stehen aktuelle Themen zu Landwirtschaft, Windkraft, Biodiversität, Wald und mehr.
„Der aktuelle Gesundheitszustand der Bäume in den Wäldern Baden-Württembergs ist trotz ausgiebiger Regenfälle der letzten Tage sehr angespannt. Die Klimaerwärmung begünstigt die starke Vermehrung und Ausbreitung der Borkenkäfer. Davon ist die Baumart Fichte besonders betroffen. Viele geschwächte und geschädigte Bäume werden sich nicht mehr vollständig erholen können. Dies betrifft auch Laubbäume, wie die Buche. Für die Bewältigung der Schäden und zur Anpassung der Wälder an den Klimawandel benötigen Forstleute und Waldbesitzer weiterhin die volle Unterstützung, um die Mammutaufgabe zu bewältigen. Hierzu trägt unser umfangreiches Forstliches Förderprogramm, die Beratungs- und Betreuungsangebote der Landesforstverwaltung, sowie unsere Initiativen und Konzepte zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung bei. Dazu zählen beispielsweise die Weiterentwicklung der Waldforschung und des Waldumbaus, die Etablierung eines Waldbrandmanagements oder die Holzbau-Offensive im Land“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, am 2. August 2023 in Ringingen-Erbach im Alb-Donau-Kreis.
Borkenkäfermanagement und Klimaanpassung
An verschiedenen Stationen im Wald zeigte ForstBW im Forstbezirk „Ulmer Alb“ sein Borkenkäfermanagement und den aktuellen Stand bei der Anpassung der Wälder hin zu klimaresilienten Mischwäldern. „Mit dem Borkenkäfermanagement wollen wir die Schäden am Wald rechtzeitig eindämmen, um den Wald und seine Funktionsfähigkeit zu erhalten. Zudem gewinnen wir Zeit für einen störungsarmen Waldumbau. Große Kahlflächen können wir so vermeiden und die nächste Waldgeneration kann unter dem Schutz der Altbäume heranwachsen,“ betonte Forstminister Hauk.
Als Folge der Gewitterstürme der letzten Wochen liegen zahlreiche Fichten im Wald. Die Bäume müssen jetzt schnell aufgearbeitet und aus dem Waldbestand gebracht werden, da sich in den Stämmen die Borkenkäfer rasch vermehren können.
Wenige Wochen beim Borkenkäfermanagement entscheidend
„Der Erfolg unseres Borkenkäfermanagements hängt vom Engagement, der regelmäßigen Präsenz und dem guten Zusammenspiel unsere Fachkräfte ab, vom Forstwirt, über den Forstmaschinenführer bis hin zum Förster. Von der Ansprache eines frisch befallenen Käferbaums bis zur Fällung und Abfuhr des Holzes dürfen nur wenige Wochen vergehen,“ erläutert der Leiter des Forstbezirks von ForstBW, Herr Herrmann, anlässlich des Waldbegangs.
„Die Borkenkäfer können sich bei günstiger warmer und trockener Witterung exponentiell vermehren. So können aus einem überwinterten Buchdrucker-Weibchen in einer Saison mit bis zu drei Jungkäfergenerationen inklusive Geschwisterbruten mehr als 100.000 Nachkommen entstehen. Diese Entwicklung wird ganz wesentlich vom Witterungsverlauf bestimmt. Die letzten Jahre zeigen aber auch die Notwendigkeit des Borkenkäfermanagements, welches die Massenvermehrung abbremst und Waldschäden verhindert und so wertvolle Zeit für den Waldumbau gewonnen wird,“ sagte Dr. Markus Kautz, der Borkenkäferexperte der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg.
Waldstrategie Baden-Württemberg und Notfallplan für den Wald
Der Erhalt der Wälder und ihrer vielfältigen Funktionen ist eine große, gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Mit der Waldstrategie Baden-Württemberg 2050 gehen wir die damit verbundenen Herausforderungen an. Die Waldstrategie ist unser langfristiges waldpolitisches Programm, in dem wir adaptiv und unter Beteiligung aller Akteursgruppen Ziele und Maßnahmen für die Waldzukunft entwickeln. Der Notfallplan für den Wald (PDF) ist bereits 2019 von der Landesregierung beschlossen worden und adressiert die kurzfristig notwendigen Maßnahmen für den Wald als Folge der extremen Witterung seit 2018.
Infokampagne „Das Blatt wenden – Gemeinsam für die Zukunft unserer Wälder“
Um auf die klimawandelbedingten Waldschäden aufmerksam zu machen und über den Beitrag der Waldbewirtschafter zur Bewältigung der Klimakrise zu informieren wurde als Teil der Waldstrategie im letzten Jahr die landesweite Infokampagne „Das Blatt wenden – Gemeinsam für die Zukunft unserer Wälder“ gestartet.
„Seit dem Start der Fördermaßnahme Europäische Innovationspartnerschaft (EIP) 2015 werden in Baden-Württemberg viele innovative Projekte unterstützt. Hierzu gehört zum Beispiel der Stallneubau des landwirtschaftlichen Betriebes Bunz in Schwendi. Zurecht errang der Betrieb den Sieg beim Stallbauwettbewerb 2020, einer überregionalen Fachzeitschrift, in der Kategorie Laufstall. Denn der neue Milchviehstall bietet moderne und effiziente Produktionsbedingungen und setzt neue Maßstäbe beim Tierwohl und der Rinderhaltung. Die emissionsmindernden Baudetails tragen zudem zum Umweltschutz bei“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, am 2. August 2023 anlässlich einer Betriebsbesichtigung bei der Bunz Agrar GbR in Schwendi im Landkreis Biberach.
Der Stall bietet Platz für 164 Tiere, die Kühe werden im Melkroboter gemolken, liegen in bequemen Tiefboxen und es gibt großzügige Sonderbereiche mit Abkalbe- und Krankenbuchten. Ein Selektionsbereich für 20 Tiere am Eingang des Stalles erleichtert die Arbeit mit und die Kontrolle der Tiere.
Die Bunz Agrar GbR errichtete den Stallneubau im Rahmen des Projektes „EIP-Rind – Bauen in der Rinderhaltung – emissionsmindernd, tiergerecht, umweltschonend“.
Gezielte Förderung von Innovationen in der Agrarwirtschaft
„Mit den Projekten der Europäischen Innovationspartnerschaft ‚Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit‘ (EIP-AGRI) fördern wir gezielt und erfolgreich praxisgerechte Innovationen, um unsere Agrarwirtschaft bei der Transformation zu unterstützen“, betonte Minister Hauk.
Bei den Bauvorhaben im Projekt spielten verschiedene innovative Elemente eine Rolle. So komme beim Vorhaben der Bunz Agrar GbR unter anderem im Laufgang ein Gummirillenboden mit Quergefälle und Harnsammelrinne, eine Laufflächenbefeuchtung, ein strukturierter Laufhof und ein Gründach zum Einsatz. Für den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit wurde ein Besucherpfad mit E-Bike-Ladestationen angelegt und es gibt eine Besucherplattform.
EIP-Projekt „Bauen in der Rinderhaltung“
Das EIP-Projekt „Bauen in der Rinderhaltung“ wurde zum Ende des Jahres 2022 abgeschlossen. Am Projekt waren zahlreiche Betriebe aus der landwirtschaftlichen Praxis und Akteurinnen und Akteure aus der Wirtschaft und Wissenschaft beteiligt. Das Projekt startete mit dem zweiten EIP-Aufruf im Jahr 2017. Im Projekt wurden bauliche Stallkonzeptionen entwickelt und mit Unterstützung des Agrarinvestitionsförderungsprogramms (AFP) umgesetzt. Die Stallbaukonzeptionen wurden wissenschaftlich begleitet und ausgewertet. Die im Projekt entwickelten innovativen Stallkonzeptionen fokussierten sich auf fünf Innovationsfelder: „Reduzierung von Emissionen“, „Strukturierung von Haltungssystemen“, „Verbesserung des Tierwohls“, „Nachhaltigkeit“ (Ökologie, Ökonomie, Soziales) und „Öffentlichkeitsarbeit“. Neben der Konzeption und wissenschaftlichen Begleitung war die praxisgerechte Aufbereitung der Ergebnisse ein weiterer Schwerpunkt des Projektes, sodass die gewonnenen Erkenntnisse schnell in die praktische Anwendung kommen können. Der Abschlussbericht des Projektes wird in Kürze veröffentlicht.
„Der Einsatz von Bio und insbesondere bio-regionalen Lebensmitteln in Kantinen und Mensen trägt zu einer nachhaltigen, gesundheitsfördernden und genussvollen Ernährung bei und stärkt gleichzeitig die regionale Wertschöpfung. Der Landesregierung ist die Qualität der Gemeinschaftsverpflegung ein wichtiges Anliegen. Daher unterstützt das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz mit dem Projekt ‚Bio in der Gemeinschaftsverpflegung in Bio-Musterregionen‘ seit 2021 Einrichtungen und Betriebe der Bio-Musterregionen in Baden-Württemberg dabei, ein gutes Verpflegungsangebot zu etablieren. Ich begrüße es sehr, dass sich die teilnehmenden Einrichtungen und Betriebe des Projektes für mehr Bio auf ihren Tellern engagieren und viel dafür tun, ihre Lebensmittelabfälle zu reduzieren. Damit leisten die Kantinen einen wichtigen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, am 7. August 2023 in Weingarten, anlässlich seines Besuchs bei der Stiftung Körperbehinderten-Zentrum Oberschwaben.
1.300 frische zubereitete Essen pro Wochentag
Die Stiftung Körperbehinderten-Zentrum Oberschwaben in Weingarten liegt in der Bio-Musterregion Ravensburg, die in Kooperation mit der Bio-Musterregion Biberach am Projekt teilnimmt. An Wochentagen werden in der Einrichtung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit und ohne Behinderung circa 1.300 Essen frisch zubereitet.
Der Stiftung ist es im Rahmen des Projektes gelungen, sowohl die Bio-Zertifizierung als auch die Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zu erhalten.
Im Herbst dieses Jahres beabsichtigt die Stiftung mithilfe Künstlicher Intelligenz die anfallenden Lebensmittelabfälle digital zu messen. „Das Engagement dieser Einrichtung hinsichtlich des Themas Lebensmittelverschwendung ist beispielhaft. Damit ist die Stiftung ein Vorreiter für andere Einrichtungen und Betriebe der Gemeinschaftsverpflegung. Zudem lassen sich Kosten einsparen, die in die Qualität des Essens, zum Beispiel einen höheren Anteil bio-regionaler Lebensmittel, investiert werden können“, so Minister Hauk bei seiner Führung durch die Stiftung.
Aktionsplan „Bio aus Baden-Württemberg“
Das Projekt setzt einen wichtigen Impuls für die Umsetzung des Aktionsplans „Bio aus Baden-Württemberg“ und das Ziel der Landesregierung, bis zum Jahr 2030 etwa 30 bis 40 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen in Baden-Württemberg nach den Regeln des ökologischen Anbaus zu bewirtschaften. Konkrete Ziele sind die Umsetzung der Qualitätsstandards der DGE, einschließlich der DGE-Zertifizierung, die Erhöhung des Einsatzes regionaler Bio-Lebensmitteln auf mindestens 30 Prozent sowie der Durchführung einer Bio-Zertifizierung. Darüber hinaus spielt die Reduktion von Lebensmittelabfällen und die Verbesserung der Kommunikationsstrukturen eine wichtige Rolle im Projekt.
Am Projekt nehmen mehr als 30 Einrichtungen und Betriebe aus sechs Bio-Musterregionen teil. Die teilnehmenden Einrichtungen und Betriebe stammen aus allen Lebenswelten (Business, Education und Care) und bringen ganz unterschiedliche Erfahrungen und Voraussetzungen, zum Beispiel in den Essenszahlen oder Verpflegungssystemen, mit in das Projekt.
„Ein wichtiges Ziel eines sogenannten Schwarzwaldverfahrens ist unter anderem die Offenhaltung der Landschaft und damit der Erhalt dieser wunderschönen Kulturlandschaft. Dies gelingt jedoch nur, wenn die im Gebiet tätigen Landwirte Voraussetzungen vorfinden, die es ihnen erlauben, ihren Betrieb so zu führen, dass Sie die Flächen effektiv bewirtschaften können“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, am 14. August 2023 anlässlich eines Besuchs der Abschlussveranstaltung der Flurneuordnung Baiersbronn-Tonbach im Rahmen seiner diesjährigen Sommertour.
Die Zusammenlegung Baiersbronn-Tonbach hat eine Verfahrensfläche von rund 2.460 Hektar. Der Bau der gemeinschaftlichen Anlagen wurde von Bund und Land mit Fördermitteln in Höhe von rund 4,4 Millionen Euro unterstützt. Der Schwerpunkt des Verfahrens lag beim Ausbau von Hofzufahrten sowie von Feld- und Waldwegen. Dadurch kann die Flächenbewirtschaftung für die Land- und Forstwirtschaft erleichtert und somit die Offenhaltung der Kulturlandschaft gewährleistet werden. Auch die für den Luftkurort bedeutsamen Freizeit- und Erholungseinrichtungen wurden im Zuge des Verfahrens ergänzt. Dazu gehören neben dem Neuausbau von Wanderwegen unter anderem auch die Herstellung von Fußgängerbrücken, Schutzhütten, Brunnen und eines Spielplatzes.
Umsetzung des Ausbauplans durch Unwetter in der Vergangenheit zurückgeworfen
Die Umsetzung des Ausbauplans wurde im Verfahrensverlauf leider immer wieder durch starke Unwetter zurückgeworfen, so zum Beispiel durch den Orkan Lothar im Dezember 1999 und dem damit verbundenen erforderlichen Abtransport des Sturmholzes sowie dem entstandenen Sanierungsbedarf bestehender Waldwege.
„Die Umsetzung der Maßnahmen des Ausbauplans und die Zusammenlegung des teilweise zersplitterten Grundbesitzes haben einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, dass die Wiesen und Wälder im Verfahrensgebiet auch zukünftig bewirtschaftet werden können. Denn nur die Nutzung ist ein Garant dafür, dass sich sowohl die einheimische Bevölkerung als auch Touristen weiterhin an dieser schönen Kulturlandschaft erfreuen können“, stellte der Minister zum Abschluss fest.
Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung: Flurneuordnung