Der Siegerentwurf für den Interimsstandort des Stuttgarter Opernhauses steht fest. Dort sollen die Aufführungen während der acht- bis zehnjährigen Sanierung des historischen Littmann-Baus stattfinden.
Die Sanierung, Modernisierung und Erweiterung der Württembergischen Staatstheater Stuttgart ist einen wichtigen Schritt näher gerückt. Im europaweiten Wettbewerb für den erforderlichen Interimsstandort setzte sich der gemeinsame Entwurf von a+r Architekten (Stuttgart) & NL Architects (Amsterdam) durch. Er überzeugte eine Jury bestehend aus Fachleuten, Gemeinderats- und Landtagsmitgliedern sowie Vertreterinnen und Vertretern der Stadtverwaltung und des Landes. Das Votum fiel mehrheitlich aus. Im Wettbewerb befanden sich insgesamt 20 Beiträge.
Das Interim findet sich in Nachbarschaft zu den Wagenhallen. Es ermöglicht während der acht- bis zehnjährigen Sanierung des historischen Littmann-Baus Aufführungen der Staatsoper Stuttgart und des Stuttgarter Balletts und bietet Raum für Produktion, Proben, Lager, Technische Dienste und für Teile der Verwaltung der Württembergischen Staatstheater (WST). Nach Abschluss der Sanierung und Umzug von Oper und Ballett zurück an den Oberen Schlossgarten werden Teile der Gebäude für die „Maker City“ weitergenutzt. Die „Maker City“ (C1-Quartier) zählt zu den IBA’27-Projekten – die städtebauliche Entwicklung des Areals rund um die Stuttgarter Wagenhallen wird zum Ort für produktiv-kreative Pilotprojekte und neue Konzepte zur gemischten Stadt.
Stimmen
„Wir haben im Preisgericht zwölf Stunden lang getagt – das hat sich wahrlich gelohnt. Denn das Interim wird von Anfang mehr sein als nur eine Ausweichspielstätte für die Staatstheater. Der Entwurf schafft Raum für Wohnen und unterstreicht seine Transformationsfähigkeit in die Maker City. Es ist ein positiver Auftakt für dieses Quartier, das ein spannendes kulturelles Experimentierfeld wird. Die Spielstätte wird die Stadt bereichern und viel neues Publikum anziehen, was der Akzeptanz der Gesamtmaßnahme guttun wird.“ Als Baubeginn nannte Mayer das Jahr 2026, mit Beginn der Spielzeit 2029 könnte das Interim in Betrieb genommen werden. Mayer ergänzte: „Die Begriffe Interim oder Ausweichspielstätte reichen nicht an das heran, was hier entstehen wird. Wir wollen mit den Bürgerinnen und Bürger einen passenden Begriff finden.“
„Der gestrige Abschluss des Wettbewerbs für den Interimsstandort ist ein wichtiger Meilenstein für das Gesamtprojekt Sanierung, Modernisierung und Erweiterung der Württembergischen Staatstheater Stuttgart. Ich gratuliere den Preisträgern zu ihrem vielversprechenden Siegerentwurf. Denn ich glaube, dass wir eine nachhaltige und wirtschaftliche Lösung für dieses komplexe Bauprojekt gefunden haben.“
„Endlich ist es soweit: Der Siegerentwurf macht die bisherigen Planungen zur Sanierung des Opernhauses greifbar. Das Signal ist: Jetzt geht‘s los! Das wird ein echtes ‚Großes Haus‘ für die Zeit, in der es Ballett und Oper beheimatet – und beste Voraussetzungen für höchste künstlerische Qualität bietet. Neben einem faszinierenden Stadtentwicklungsprojekt eröffnet sich eine wunderbare Chance für Kultur und Publikum, neue Räume zu erobern. Die transparente und offene Architektur fügt sich gut in das lebendige Umfeld der Wagenhallen ein. Ballett und Oper können sich hier für die Bürgerinnen und Bürger nochmal aufregend neu und anders entfalten; ein Eldorado für Kreative entsteht. Das Publikum wird’s danken, denn es wird dieses ‚Große Haus‘ für die Zeit im Norden Stuttgarts für sich einnehmen, garantiert.“
„Die Jury hat richtige Arbeit prämiert. Den Entwurf zeichnet eine Leichtigkeit und Lässigkeit aus und auch einen schonenden Umgang mit Ressourcen. Das erzeugt Vorfreude auf die Maker City.“
„Unsere städtebauliche Leitidee ist, schon in der ersten Bauphase an die Folgenutzung zu denken – im Sinne der Ökologie und Wirtschaftlichkeit, um unnötigen Abriss zu vermeiden. Eine hohe Flexibilität der gebauten Strukturen ermöglicht verschiedenste gewerbliche Nachnutzungen. Das dörfliche Wohnen in den obersten Geschossen verknüpft die Vorteile vom Land mit den Vorteilen der Stadt. Ganz im Sinne von Kurt Tucholsky: ‚...vorne Kudamm, hinten Ostsee...‘“.
„Ich freue mich sehr über den gelungenen und nachhaltigen Siegerentwurf für den Interimsstandort im Rosensteinquartier. Damit können nach vielen Jahren der Planung nun die ersten baulichen Maßnahmen im umfangreichen Sanierungsprozess der Württembergischen Staatstheater Stuttgart begonnen werden.“
Weiterer Ablauf
Für die weitere Planung des Interimsstandorts beginnen in den kommenden Monaten die Vergabeverfahren: unter anderem für die Planung von Tragwerk, Heizung, Lüftung, Sanitär und Elektro. Verantwortlich dafür zeichnet das städtische Hochbauamt mit Unterstützung der Pesch Partner Architektur Stadtplanung GmbH, die als Verfahrensbetreuer verpflichtet wurde.
Darüber hinaus erarbeitet die Stadt derzeit den Bebauungsplan und bereitet die Erschließung des Gebiets C1 vor. Grundlage für die Planungen sind die Ergebnisse des offenen internationalen städtebaulichen Wettbewerbs Rosenstein aus dem Jahr 2019. Die Erschließungsarbeiten – also der Bau von Straßen und Kanälen – sollen Mitte 2025 beginnen.
Kosten
Die Kosten für die Interimsoper sind mit 224 Millionen Euro veranschlagt. In einem nächsten Schritt wird der Planungswettbewerb für die Sanierung, Modernisierung und Erweiterung am Oberen Schlossgarten vorbereitet. Für den Baubeginn am Oberen Schlossgarten muss das Interim an den Wagenhallen fertiggestellt werden. Ebenso muss der Werkstattneubau an der Zuckerfabrik fertig sein und die Flächen am Oberen Schlossgarten durch die WST freigemacht werden.
Die im Januar von Stadt und Land gegründete ProWST Projektgesellschaft Württembergische Staatstheater Stuttgart GmbH soll perspektivisch alle Teilprojekte übernehmen.
Weitere Informationen zum Ablauf, zu den Teilprojekten und den Beschlüssen finden Sie hier:
Stadt Stuttgart: Sanierung der Württembergischen Staatstheater
Die 20 Teilnehmerentwürfe des Wettbewerbs finden Sie hier:
Darüber hinaus sind die Entwürfe vom 21. bis 25. Juni 2023, jeweils 13.00 bis 19.00 Uhr, im Kunstverein Wagenhalle im Atelier Dundu ausgestellt.
Quelle:
Landeshauptstadt Stuttgart