Das erste Projekt aus dem Sonderprogramm des Landes zur Stärkung der biologischen Vielfalt ist gestartet. Mit dem Projekt „Blühende Naturparke“ soll in allen Naturparken Baden-Württembergs mehr Lebensraum für bedrohte Insekten geschaffen werden. Die Landesregierung unterstützt die Blühenden Naturparke in den kommenden zwei Jahren mit insgesamt 370.000 Euro.
„Mit dem Projekt ‚Blühende Naturparke‘ gehen die Naturparke mit gutem Beispiel voran und zeigen, was Städte, Gemeinden, Unternehmen und Privatpersonen für die Biodiversität in unserem Land tun können. Mit dem heutigen Startschuss für das Projekt ‚Blühende Naturparke‘ geht das erste aus dem Sonderprogramm des Landes zur Stärkung der biologischen Vielfalt geförderte Vorhaben im Bereich des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in die praktische Umsetzung. Damit das Sonderprogramm zu einem Meilenstein unserer gemeinsamen Anstrengungen zur Stärkung der biologischen Vielfalt werden kann, muss es von Anfang an langfristig gedacht und mit viel Engagement vor Ort begleitet werden. Diese Rolle können unsere sieben Naturparke im Land übernehmen“, sagte der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, in Gegenbach (Ortenaukreis) anlässlich des „Forums Bienenweide“.
Rund 160 Teilnehmer folgten in der Stadthalle am Nollen mehreren Fachvorträgen und einer Talkrunde. Beleuchtet wurde nicht nur der Nutzen heimischer Wildblumen für die Tierwelt, sondern es wurde auch über Erfahrungen mit den bislang eingesäten Flächen berichtet. Minister Hauk unterstrich in seinem Vortrag die große Bedeutung der biologischen Vielfalt und lobte den Einsatz der Naturparke für deren Erhalt.
Zwei Stellen werden geschaffen
„Das Land unterstützt die ‚Blühenden Naturparke‘ über das von der Landesregierung im November 2017 beschlossene Sonderprogramm in den kommenden zwei Jahren mit insgesamt 370.000 Euro“, erklärte Hauk. Dem Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord übergab Minister Hauk stellvertretend für alle Naturparke einen symbolischen Zuwendungsbescheid.
Mit den Projektmitteln sollen zwei Personalstellen sowie die Weiterentwicklung des Projekts finanziert werden. Ziel ist es, in allen Naturparken Baden-Württembergs mehr Lebensraum für bedrohte Insekten zu schaffen. „Die finanzielle Unterstützung hilft uns auch dabei, in der Bevölkerung noch mehr Verständnis für den Nutzen von Bienen, Schmetterlingen und Co. zu wecken. Ganz entscheidend ist etwa die große Leistung der Insekten bei der Bestäubung von Obst und Gemüse. Deren Anbau prägt die Kulturlandschaften der Naturparke“, erklärte Naturpark-Geschäftsführer Karl-Heinz Dunker.
Imker begrüßen das Projekt
„Leider ist die Artenvielfalt bei den Wildblumen und so auch die Vielfalt der Insekten in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen“, zogen Klaus Schmieder, Präsident des Landesverbands Badischer Imker, und Manfred Kraft, Obmann für Bienenweide, eine negative Bilanz. Seit Mitte der 1980er Jahre ist die Zahl der Fluginsekten um bis zu 75 Prozent gesunken – ein Grund ist das Verschwinden vieler blumenbunter Flächen. „Umso wichtiger ist es, blütenreiche Wiesen mit einer großen Vielfalt an Wildblumen als Nektarquelle zu schaffen“, so die Imker weiter. Das Projekt „Blühende Naturparke“ sei hier genau der richtige Ansatz.
Beim „Forum Bienenweide“ wurde aktiv für eine Beteiligung am Projekt geworben. Neben Kommunen und Kreisen, die Flächen zur Verfügung stellen können, sind auch Unternehmen und Privatleute eingeladen, einen Beitrag zu leisten. Neben der Aussaat gebietsheimischer Saatmischungen auf eigenen, geeigneten Flächen ist es auch möglich, sogenannte Blumenwiesenpatenschaften zu übernehmen. „Viele Privatleute und Familien sind schon mit dabei, bei den Unternehmen wünschen wir uns noch mehr Engagement für eine blühende Vielfalt“, warb Karl-Heinz Dunker für die Übernahme einer Patenschaft.
Bessere Lebensbedingungen für Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und Co.: Naturpark-Samentütchen bringen heimische Wildblumen in den eigenen Garten – darunter Margerite, Acker-Stiefmütterchen, Weiße Lichtnelke, Nachtviole, Acker-Witwenblume und Schwarze Flockenblume. Die Aussaat erfolgt von März bis Mai. Die Saatmischung reicht für rund einen Quadratmeter und ist kostenlos im Naturpark-Online-Shop sowie im Info-Shop in Bühlertal (Hauptstraße 94) erhältlich.
Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt
Der Ministerrat des Landes hat am 21. November 2017 das Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt beschlossen. Angesichts des Rückgangs von Arten und Lebensräumen hat sich das Land mit dem Sonderprogramm zum Ziel gesetzt, die biologische Vielfalt in Schutzgebieten, aber vor allem in der vom Menschen genutzten Kulturlandschaft zu stärken.
Das Sonderprogramm wurde unter Mitwirkung des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR), des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft und des Ministeriums für Verkehr sowie in enger Abstimmung und unter Beteiligung des Staatsministeriums und der Regierungsfraktionen entwickelt. Die Federführung bei der Umsetzung des Sonderprogramms obliegt dem MLR.
Alleine dem MLR stehen mit dem Sonderprogramm im Doppelhaushalt 2018/2019 zusätzliche Mittel in Höhe von 13,5 Millionen Euro für Projekte und eine Million Euro für Monitoringaufgaben zur Verfügung.