Die Sängerin Lauren Newton aus Tübingen hat den Landesjazzpreis in der Kategorie „Sonderpreis für das Lebenswerk“ erhalten. Kunststaatssekretärin Petra Olschowski würdigte sie als überragende Tonkünstlerin mit einem enormen musikalischen Spektrum.
Die Sängerin Lauren Newton erhält den Sonderpreis des Landesjazzpreises für ihr Lebenswerk. „Mit dem Jazz-Ehrenpreis, der dieses Jahr zum fünften Mal vergeben wird, würdigt das Land eine herausragende musikalische Lebensleistung. Lauren Newton ist eine überragende Tonkünstlerin mit einem enormen musikalischen Spektrum“, sagte Staatssekretärin Petra Olschowski am Donnerstag, 5. März, in Stuttgart. „Ihre charismatische Stimme zieht in den Bann. Eine unerhörte Intensität und Direktheit prägen die Musik dieser einzigartigen Vokalistin. Ich freue mich sehr, dass wir mit Lauren Newton auch erstmals eine Frau in der Kategorie Lebenswerk auszeichnen.“
Professor Rainer Tempel begründet die Juryentscheidung so: „Lauren Newtons Einfluss auf den Gesang in Jazz und improvisierter Musik ist nicht hoch genug einzuschätzen. Mit beeindruckender Konsequenz hat sie der Stimme im Jazz eine neue künstlerische Perspektive eröffnet. Technisch überragend und hochcharismatisch war und ist sie dabei stets eine Künstlerin mit großer Haltung: unbeirrt, integer, authentisch, nie effekthascherisch. Und damit Vorbild für ganze Generationen von Vokalistinnen und Vokalisten – in Baden-Württemberg, wo sie seit Mitte der 1970er Jahre lebt, wie in der ganzen Welt. Eine Tonkünstlerin, die sich für das Detail der Klänge interessiert, den Klang hinter dem Klang, deren Werkzeug mehr die Ton-Lupe ist denn das große Band-Besteck. Eine würdevolle Person und eine würdige Preisträgerin.“
Lauren Newton sagte: „Die Stimme hat ihren Ursprung im Klang und hieraus entwickelt sich meine Musik. Mein Stil bedient sich der zahllosen Facetten der menschlichen Stimme, vom Gesang zum Geräusch und mitunter von Worten wegen ihres Klangs.“
Der Landesjazzpreis
Der Landesjazzpreis – Sonderpreis für das Lebenswerk – ist mit 10.000 Euro dotiert und wird von einem Konzert der Preisträgerin flankiert. Der Ehrenpreis wird von Toto-Lotto und der L-Bank unterstützt. Die bisherigen Preisträger waren Eberhard Weber (2015), Wolfgang Dauner (2016), Herbert Joos (2017) und Professor Bernd Konrad (2018).
Lauren Newton wurde 1952 in Coos Bay, Oregon, USA geboren. Sie wuchs in einer sehr musikalischen Familie auf, in der sowohl klassische Musik als auch Jazz zum Alltag gehörten. Eine Synthese aus diesen beiden Musikwelten sollte später ihr musikalisches Spektrum prägen.
Lauren Newton absolvierte ihre umfassende Gesangsausbildung mit Schwerpunkt Neue Musik an der University of Oregon sowie an der Musikhochschule Stuttgart. Sie entwickelte einen unverkennbaren Stil, der in seiner technischen Perfektion, der Dimensionierung, aber auch durch die Fantasie, mit der sie musikalische Materialien überraschend kombiniert, besticht. Mit Aufnahmen von Frederic Rabold, Bernd Konrad, Vocal Summit, eigenen Einspielungen und vor allem als herausragende solistische Stimme des Vienna Art Orchestra bekannt geworden, zählt sie heute zu den wichtigsten Vokalistinnen des Jazz und der frei improvisierten Musik. In ihrer virtuosen, überwiegend wortlos-musikalischen Gesangsart, erzeugen Lauren Newtons Klanggebilde, die sie von Belcanto bis hin zu Geräuschgedichten entfaltet. Sie erreicht eine unerhörte Intensität und Direktheit.
17 weithin beachtete Alben
Lauren Newton lebt in Tübingen. Sie kam in den 70er Jahren nach Baden-Württemberg. Hier begann sie ihre Zusammenarbeit mit der Frederic Rabold Crew, mit der sie bis 1979 drei Alben aufnahm, zuletzt „Funky Tango“.
Von 1979 bis 1990 gehörte Lauren dem Newton Mathias Rüeggs Vienna Art Orchestra an, ebenso seit 1983 dessen zweiter Formation, Vienna Art Choir. 17 weithin beachtete, teils mehrfach preisgekrönte Alben dokumentieren die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Rüegg ebenso wie Festival-Präsenz und Tourneen in Europa, sowie zum Beispiel Indien, Thailand, USA und Mosambik.
Gastsolistin in unterschiedlichen Formationen
Seit 1982 arbeitet Lauren Newton regelmäßig als Gastsolistin in unterschiedlichen Formationen. Sie führte Werke von Adriana Hölszky, Hans J. Hespos, Bernd Konrad, Wolfgang Dauner u.a. auf. 1982/83 folgten Konzerte und CD Produktionen mit Vocal Summit mit Bobby McFerrin, Jeanne Lee, Jay Clayton und Urszula Dudziak. Zwischen 1983 und 1999 arbeitete sie mit dem Österreichischen Dichter Ernst Jandl Auftritte zusammen und nahm mit ihm drei CDs auf. Lauren Newton erhielt den Preis der Deutschen Schallplattenkritik 1983 für ihr Solo Tonträger "Timbre".
Konzertauftritte führten Lauren Newton zu den bedeutendsten europäischen Festivals sowie unter anderem in die USA oder nach Canada und Japan. In unterschiedlichen Konstellation trat sie auf Konzerten auf und realisierte Rundfunk- und CD Produktionen z. B. mit Joëlle Léandre, Fritz Hauser, Aki Takase, Joachim Kühn, Heiri Känzig, Vladimir Tarasov, Anthony Braxton unter anderem.
Newton ist Komponistin, Schauspielerin und Sängerin
Lauren Newton ist in einem breiten künstlerischem Spektrum als Komponistin, Schauspielerin, Sängerin für Theater-, Film- und Hörspiel tätig. Im Performance-Art Bereich hat sie sich in unterschiedlichen Kleinformationen zum Teil mit Tänzern und Tänzerinnen sowie dem Künstler Koho Mori in ganz Europa und Japan einen Namen gemacht.
Nach Lehraufträgen an der Kunstuniversität Graz, der Folkwang Universität Essen, war sie von 1993 bis 2019 an der Musik Universität Luzern Professorin für Jazzgesang und freie Improvisation. Die Discographie von Lauren Newton umfasst mehr als 75 Tonträger.