Für herausragende Entwicklungen und Anwendungen neuer Technologien hat Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut vier mittelständische Unternehmen aus Baden-Württemberg mit dem diesjährigen Landes-Innovationspreis ausgezeichnet.
Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut hat den mit insgesamt 50.000 Euro dotierten Landes-Innovationspreis – „Dr.-Rudolf-Eberle-Preis“ – verliehen. Mit dem Preis werden alljährlich mittelständische Unternehmen für ihre herausragenden Entwicklungen und Anwendungen neuer Technologien ausgezeichnet.
„Die Wirtschaft des Landes steht vor großen Herausforderungen. Der Wille, in neue Ideen und deren erfolgreiche Umsetzung zu investieren, macht dennoch deutlich – wir packen es an. Der Innovationspreis zeigt das enorme Potential gerade unserer mittelständischen Unternehmen im Land“, sagte die Ministerin.
Innovationen als wichtige Erfolgsfaktoren
Die Umsetzung von Innovationen zu marktreifen Produkten oder Dienstleistungen sei einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für einen starken Wirtschaftsstandort und für den Wohlstand des Landes. „Sei es durch die rasanten technologischen Entwicklungen, wichtige Anforderungen durch den Umwelt- und Ressourcenschutz oder vor dem Hintergrund der geopolitischen Entwicklungen und deren Auswirkungen auf die Märkte – insbesondere unsere mittelständischen Unternehmen im Land stehen vor großen Herausforderungen“, so Hoffmeister-Kraut anlässlich der Preisverleihung im Haus der Wirtschaft in Stuttgart. Innovative Ideen seien zwingend notwendig, um im globalen Wettbewerb weiterhin bestehen zu können. „Unsere Zukunft hängt heute mehr denn je von unserer Innovationskraft ab. Und der Innovationspreis zeigt einmal mehr auch die Bandbreite der technischen Innovationen. Dabei sind sowohl junge Unternehmen, die mit einer innovativen Idee für neuen Schwung und Dynamik sorgen, als auch etablierte Unternehmen, die zum Teil seit Generationen in einer Familie geführt werden.“
Preisträger 2019
Für den Innovationspreis des Landes wurden in diesem Jahr vier Unternehmen durch das Preiskomitee ausgewählt: die Bohnert-Technik GmbH aus Seebach bekam ein Preisgeld in Höhe von 20.000 Euro verliehen. Mit jeweils 10.000 Euro prämiert wurden die Wellenzahl Radar- und Sensortechnik GmbH & Co. KG aus Karlsruhe, die Signatope GmbH aus Reutlingen und die Gutex Holzfaserplattenwerk H. Henselmann GmbH & Co. KG aus Waldshut-Tiengen. Zusätzlich erhielt die Hybrid-Airplane Technologies GmbH aus Baden-Baden den mit 7.500 Euro dotierten Sonderpreis der MBG Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft für Innovationen von jungen Unternehmen. Vier weitere Unternehmen wurden mit einer Anerkennung ausgezeichnet.
Enorme Bandbreite der vorgestellten Innovationen
Der Stuttgarter Regierungspräsident Wolfgang Reimer, in dessen Haus das zuständige Patent- und Markenzentrum Baden-Württemberg angesiedelt ist, zeigte sich beeindruckt von der Vielfalt der Bewerbungen: „Die Bandbreite der vorgestellten Innovationen ist enorm und begeistert mich jedes Jahr aufs Neue: Von der Informations- und Kommunikationstechnik über die Biotechnologie bis hin zum klassischen Maschinenbau. Die 2019 vom Preiskomitee ausgewählten Unternehmen zeigen vorbildlich den baden-württembergischen Erfinder- und Tüftlergeist.“
Hoffmeister-Kraut und Reimer sprachen allen Ausgezeichneten Glückwünsche aus: „Innovationen und neue Denkansätze stehen im Mittelpunkt der heutigen Preisverleihung. Sie sind die Botschafterinnen und Botschafter für andere Unternehmen im Land und können diese ermutigen, innovativen Ideen nachzugehen und diese auch umzusetzen.“
Die Preisträger im Überblick
Die Bohnert-Technik GmbH aus Seebach erhält 20.000 Euro für ihre Walzenpresse zur Trocknung von Sägeresthölzern. Mittels einer mechanischen Walzenpresse werden Holzspäne oder Holzhackschnitzel derart gequetscht, dass circa die Hälfte des sich im Holz befindlichen Wassers regelrecht ausgewrungen wird. Der dafür benötigte Energieaufwand spart im späteren Trocknungsverfahren rund das 50-fache an thermischer Energie und das circa zweieinhalbfache an elektrischer Energie im Vergleich zu thermischen Verfahren ein. Ebenso können andere nasse Materialien wie Kokosnüsse oder Gärreste für die Pyrolyse vorgetrocknet werden.
Die Wellenzahl Radar- und Sensortechnik GmbH & Co. KG aus Karlsruhe erhält 10.000 Euro für ihre Radarsensorik für präzise Messungen. Bei der Neuentwicklung handelt es sich um einen Radarsensor, welcher es erlaubt, hochpräzise Abstände und Geschwindigkeiten zu detektieren. Durch die extrem kompakte Bauform von 35 x 35 Quadratmilimeter inklusive Auswerteeinheit eignet er sich optimal für den Einsatz auf kleinstem Bauraum. Zur Fokussierung des Messstrahls können verschiedene Linsentypen eingesetzt werden, die aufgrund der hohen Betriebsfrequenz ebenfalls sehr kompakt ausfallen.
Ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro erhält ebenfalls die Signatope GmbH aus Reutlingen für ein Testverfahren für die Protein-Analytik. Zuverlässige und schnell durchführbare Biomarkertests sollen die Medikamentenentwicklung sicherer machen. Das Verfahren einer antikörperbasierten Anreicherung gepaart mit hochsensitiver Massenspektrometrie ermöglicht die quantitative Bestimmung von Proteinen in Blut- Urin- und Gewebeproben. Mit dem neuen Ansatz werden Analyseservices im Bereich Nieren-, Leber- und Gefäßtoxizität schnell realisiert. Die Dienstleistung wird von führenden Pharmaunternehmen nachgefragt, um die Medikamentenentwicklung zu verbessern. Nicht nur für die Pharmaindustrie liefert das Verfahren hochwertige Ergebnisse, sondern auch in der klinischen Diagnostik sowie bei Lebensmittelkontrollen befindet sich das Testverfahren im Einsatz.
Die GUTEX Holzfaserplattenwerk H. Henselmann GmbH & Co. KG aus Waldshut-Tiengen erhält 10.000 Euro für ihre brandsichere Holzfaserdämmplatte. Die weltweit erste nicht glimmende Holzfaserdämmplatte für den mehrgeschossigen Holzbau und die innerstädtische Nachverdichtung. Holzbauer und Fertighaushersteller können „liniengetreu“ den ökologischen Grundgedanken weiterverfolgen: Kostensparend durch eine wirtschaftlich effiziente Produktion, die die Nachhaltigkeit auch in Bezug auf den Einsatz von anorganischen Brandschutzmitteln auf mineralischer Basis unterstreicht. Ein besonderer Eingriff in den Produktionsprozess ist nicht erforderlich.
Den mit 7.500 Euro dotierten Mittelstandspreis der MBG, der sich an junge Unternehmen richtet, erhielt in diesem Jahr die Hybrid-Airplane Technologies GmbH aus Baden-Baden für ihr Fluggerät auf Helium-Basis. Ballons steigen schnell auf, kommen aber nur langsam vorwärts und sind stark auf den Wind angewiesen. Hubschrauber steigen ebenfalls schnell und auf kleinem Raum auf, benötigen aber sehr viel Energie. Flugzeuge sind besser für den Flächenflug geeignet, brauchen aber eine geeignete Startbahn. All diese Konzepte haben ihre Vor- und Nachteile. „Warum nicht versuchen, die Vorteile zu kombinieren?“, fragte sich das junge Unternehmen und hat ein völlig neues Fluggerät entwickelt, das von allem etwas bietet und dabei äußerst leise und sicher ist. Die Innovation erlaubt den sicheren und umweltfreundlichen Flug über Mensch und Natur. Ideal für multimediale Veranstaltungen, aber auch als Basis für industrielle Anwendungen oder wissenschaftliche Forschungsvorhaben. www.h-aero.com
Felix Liehr und FeLiTEC aus Schorndorf für das universelle Rollstuhl-Verladesystem: Rollstühle werden immer größer, neue Krankheitsbilder mit Mobilitätseinschränkung sind nicht zuletzt im Zuge des demografischen Wandels dazugekommen und aus medizinischen Gründen sind Rollstuhlfahrer oftmals gezwungen, mehrere Rollstühle verschiedener Ausmaße zu verwenden. Rollstuhl-Verladesysteme dürfen auch nicht an den gegebenen Grenzen eines Fahrzeuges scheitern. Hier setzt ein universelles System an, welches den Transport von Rollstühlen in zahlreichen Fahrzeugen ohne große Umbaumaßnahmen ermöglicht. Speziell programmierte Verladekurven bringen selbst sehr große Rollstühle in kleine Fahrzeuge hinein. Für viele Rollstuhl-Fahrer bedeutet das mehr Mobilität, Unabhängigkeit und Lebensqualität.
RNT Rausch GmbH aus Ettlingen für ein hochflexibles Datenspeichersystem. Mit dem hochflexiblen Datenspeichersystem, das unter der Bezeichnung „Sasquatch® Appliance“ vertrieben wird, wurde für professionelle Anwender eine weltweit einzigartige Lösung für das gesamte Spektrum rund um die Speicherung von Daten geschaffen. Durch Kombination einzigartiger Hardware mit dazu angepasster Software können nahezu alle Kundenanforderungen erfüllt werden. Auch kundenabhängige Anpassungen sind trotz Standards möglich.
thingsTHINKING GmbH aus Karlsruhe für eine Plattform für semantische Analysen. Die neu entwickelte Plattform kann von den Kunden genutzt werden, um semantische Analysen auf unstrukturierten Inhalten jeglicher Art durchzuführen, eine Aufgabe, die bis dato Menschen vorbehalten ist. Die Software verfügt über Sprachverständnis und ist so in der Lage, Dokumente auf Bedeutungsebene zu vergleichen, anstelle bei einem Wortvergleich stehen zu bleiben. Die Verarbeitungsgeschwindigkeit ist auch bei großen Textmengen sehr hoch. Der Mehrwert ist dort am größten, wo Mitarbeiter Informationen manuell aus unstrukturierten Daten herausziehen müssen.
vialytics GmbH aus Stuttgart für eine intelligente Straßenzustandserfassung. Die automatische Erkennung von Straßenschäden erfolgt neuerdings mittels künstlicher Intelligenz. Smartphones, die an der Windschutzscheibe angebracht werden, übernehmen die Straßenzustandserfassung ganz einfach unterwegs. Während der Fahrt, beispielsweise mit einem kommunalen Nutzfahrzeug, werden Bilddaten aufgenommen, zensiert und analysiert. Die Kommune kann anschließend über ein Geoinformationssystem gezielt Stellen mit entstehenden Schäden identifizieren und bewerten. Die frühzeitige Behebung solcher Schäden bietet ein erhebliches Einsparpotenzial und führt zur besseren Straßeninstandhaltung. Als flexible Anwendung wird so eine objektive Diskussionsbasis bei höchster Detailgenauigkeit und gleichzeitiger Wahrung des Datenschutzes erreicht.