Die Konjunktur ist auch von der Exportseite her durch die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges und der internationalen Entwicklungen deutlich abgebremst. Der Wert der importierten Waren ist höher als der Wert der aus Baden-Württemberg exportierten Waren. Wichtigste Exportgüter sind Kraftwagen und Kraftwagenteile, Maschinen und pharmazeutische Produkte.
Die Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, äußerte sich am 18. November 2022 anlässlich der Veröffentlichung der Zahlen zu den Südwest-Exporten: „Die Ausfuhrzahlen von Januar bis September 2022 zeigen nominal einen beträchtlichen Anstieg (Plus 20,9 Prozent). Nach Abzug der Preissteigerungen ergibt sich allerdings ein Minus von 6,1 Prozent. Diese Entwicklung zeigte sich schon in den Handelszahlen des ersten Halbjahres und hat sich weiter gefestigt. Die Konjunktur ist damit auch von der Exportseite her durch die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges und der internationalen Entwicklungen deutlich abgebremst. 2022 markiert damit eine Wende für Baden-Württemberg: erstmals in einem solchen Zeitraum ist der Wert der nach Baden-Württemberg importierten Waren höher als der Wert der aus Baden-Württemberg exportierten Waren.“
Erfreulich sei, so die Ministerin, dass die Exporte zu den wichtigsten Handelspartnern Baden-Württembergs zunahmen. So stiegen diese zum Handelspartner Nummer eins, den USA, um 44,2 Prozent. Der Anstieg der realen Warenmenge betrug bei den USA 17,8 Prozent. China wurde durch die Schweiz als Partner Nummer zwei mit einem Anstieg um 33,8 Prozent abgelöst und folgte an dritter Stelle mit einem Plus von sieben Prozent. Die Exporte nach Russland brachen aufgrund der Sanktionsregime erwartungsgemäß um 42,7 Prozent ein. Ebenfalls positiv bewertet die Ministerin, dass die Zuwachsraten zu unseren europäischen Nachbarn im zweistelligen Bereich liegen wie beispielsweise zu Belgien (Plus 79,5 Prozent), Italien (Plus 44,4 Prozent) und Österreich (Plus 28,4 Prozent).
Anstieg des Handelsniveaus über das Vorkrisenniveau
Trotz noch bestehender Einschränkungen im internationalen Waren-, Dienstleistungs- und Personenverkehr und vieler logistischer Probleme konnte damit eine Trendwende im Jahr 2022 und ein Anstieg des Handelsniveaus über das Vorkrisenniveau hinaus fortgesetzt werden. Nach wie vor liegt die Exportstärke Baden-Württembergs bei den Exportgütern auf Kraftfahrzeugen, Maschinen und Pharmazeutischen Erzeugnissen.
Mit Sorge verweist Ministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut auf den Umstand, dass aufgrund der enorm verteuerten Rohstoffe und fossilen Energieträger sogar in einem ausfuhrstarken Land wie Baden-Württemberg der Wert der importierten Waren mittlerweile den Exportwert übersteigt. Die Wirtschaftsministerin dazu: „Darin spiegeln sich die massiv verschlechterten Austauschverhältnissee (Terms of Trade) im Außenhandel wieder, was zu Kaufkraftverlusten und schwierigen Investitionsbedingungen bei steigenden Zinsen führt. So stellen Unternehmen ihre Investitionspläne bei steigenden Zinsen und unsicherer Konjunktur erst einmal zurück.“ Ähnlich kritisch sei das Szenario auch bei wichtigen Handelspartnern, in China noch verschärft durch die anhaltende Zero-Covid-Strategie, und auch bei den Lieferketten sei nach wie vor keine durchgreifende Entspannung in Sicht.
„Bei derart volatilen Rahmenbedingungen werden die Herausforderungen im Auslandsgeschäft größer. Dabei bleibt die Diversifizierung der Märkte das Gebot der Stunde“, so die Ministerin. „Es gilt einseitige Abhängigkeiten zu vermeiden und neue Wachstumsmärkte zu erschließen. Hierbei richtet sich der Blick nicht allein auf die USA und China, sondern den Indo-Pazifik-Raum mit Indien sowie Südamerika und den Chancenkontinent Afrika. Unsere Unternehmen müssen dabei durch mittelstandsfreundliche Handelsabkommen der Europäischen Union unterstützt werden.“