Forst

Gesundheitszustand der Wälder im Land leicht verbessert

Der Waldzustandsbericht 2024 und die Ergebnisse der Bundeswaldinventur zeigen, dass sich der Gesundheitszustand baden-württembergischer Wälder leicht verbessert. Trotzdem bleibt die Lage weiterhin besorgniserregend.

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Ein Forstwirt des Landratsamtes Breisgau-Hochschwarzwald fällt bei St. Märgen eine Fichte. (Bild: Patrick Seeger / dpa)
Symbolbild

„Die feuchte Witterung im Herbst 2023 und im Frühjahr 2024 versorgte unsere Wälder mit genügend Wasser, was sich positiv auf den Gesundheitszustand unserer Waldbäume auswirkte. Der Anteil deutlich geschädigter Waldbäume ist seit dem letzten Jahr zwar um vier Prozent zurückgegangen, bleibt aber mit 40 Prozent immer noch auf einem besorgniserregend hohen Niveau. Wir wollen den Wald als Klimaschützer und natürliche Klimasenke auf einem hohen Niveau erhalten. Daher setzen wir den eingeschlagenen Weg zur Entwicklung klimaresilienter Mischwälder konsequent fort. Denn jüngere Wälder haben einen höheren Zuwachs und binden mehr Kohlenstoffdioxid (CO₂). Sie sind deutlich weniger von den Waldschäden betroffen und haben eine geringere Absterberate. Die Anpassung der Wälder kann nur gelingen, wenn wir verlässliche Rahmenbedingungen sowie engagierte Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer haben, die ihren Wald pflegen und bewirtschaften. Denn mit dem geernteten Holz und daraus hergestellten Produkten legen wir einen zusätzlichen CO₂-Speicher außerhalb des Waldes an. Damit verstärken wir aktiv den klimapositiven Effekt, den wir für mehr Klimaschutz dringend benötigen“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, anlässlich der Vorstellung des Waldzustandsberichtes 2024 (PDF).

Junger Wald kommt mit dem Klimawandel besser zurecht

„Über alle Baumarten hinweg zeigt sich eine mittlere Kronenverlichtung von 25,8 Prozent. Auffällig ist der deutlich geringere Nadel- oder Laubverlust der jüngeren Bäume bis 60 Jahre im Vergleich zu den älteren, mit einer mittleren Kronenverlichtung von 16,5 Prozent. Das gibt uns Hoffnung für den Waldumbau und zeigt, dass junger Wald mit dem Klimawandel besser zurechtkommt“, sagte Minister Hauk.

Ein genauerer Blick in die Ergebnisse zeige große Unterschiede über den Gesundheitszustand der häufigsten Waldbäume. „Deutliche Verbesserungen zeigen die Tannen mit einem Rückgang der Kronenverlichtung von 3,1 Prozent und der Kiefern von 2,9 Prozent. Der Tanne und der Kiefer kamen die günstige Witterung der letzten beiden Jahre, in Verbindung mit einem guten Regenerationsvermögen zugute“, erläuterte Minister Hauk. Der Nadelverlust habe sich bei der Tanne deutlich auf 20,4 Prozent und bei der Kiefer auf 28,5 Prozent verringert. Der Zustand der Fichte sei kaum verändert und liege bei 25,5 Prozent. „Die Dürrephasen der vergangenen Jahre haben der flachwurzelnde Fichte schwer zugesetzt und verschlechtern ihren Gesundheitszustand. Damit haben hohen Populationen des Buchdruckers leichtes Spiel“, betonte Minister Hauk. Während die Kronenverlichtung der trockenheitstoleranten Douglasie bei 19,3 Prozent nahezu konstant blieb, hat sich der Zustand älterer Douglasien verschlechtert.

Kronenzustand der Buchen verbessert sich leicht

Der Kronenzustand der Buchen verbessert sich leicht auf einen Laubverlust von 31,3 Prozent. „Der Laubverlust der Eichen hat sich hingegen um 2,2 Prozentpunkte auf 31,6 Prozent erhöht“, sagte Minister Hauk. Dies hänge vor allem mit dem Fraß von Schmetterlingsraupen im Frühjahr zusammen und bei stark vorgeschädigten Bäumen auch vermehrt mit dem Eichenprachtkäfer. „Die heimischen Eichen sind aufgrund ihrer guten Anpassung an warme und trockene Klimate weiterhin eine wichtige Baumart für die Wälder im Klimawandel“, betonte Minister Hauk.

Bislang wenig Schäden zeigt der Bergahorn, dessen Laubverlust sich um 2,1 Prozentpunkte auf 15,1 Prozent verbessert hat. Der Esche macht weiterhin das Eschentriebsterben, ausgelöst durch einen Pilz, zu schaffen. Der mittlere Laubverlust verringert sich zwar um 7,2 Prozent auf 35,4 Prozent, jedoch sind in der Vergangenheit bereits viele Eschen abgestorben.

Wald bleibt wichtiger Klimaschützer

Die kürzlich veröffentlichte Bundeswaldinventur liefert für das Land wertvolle Informationen über langfristige Trends der Waldentwicklung. „Die Wälder im Südwesten bleiben, trotz der enormen Waldschäden der letzten Jahre, weiterhin eine unserer wichtigsten natürlichen Kohlenstoffspeicher“, betonte Minister Hauk.

„Der bislang anhaltende Trend zu immer höheren Holzvorräten ist beendet. Dies ist eine Folge des Klimawandels, der die Wachstumsbedingungen für die Waldbäume verschlechtert. Aber auch eine Folge des immer älter werdenden Waldes, dessen CO₂-Bindefähigkeit mit dem Alter nachlässt. Zudem trägt die Anpassung der Wälder an den Klimawandel der letzten 30 Jahre Früchte. Denn die Entwicklung klimastabiler Mischwälder geht mit einem geringeren Holzvorrat einher. Das bedeutet aber nicht, dass die Klimasenke Wald, wie fälschlich behauptet wird, ausgefallen ist – im Gegenteil. Unsere Wälder in Baden-Württemberg binden jährlich 15 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente. Das ist bundesweit ein Spitzenwert und ein wesentlicher Beitrag zum Klimaschutz, dem wir mehr Beachtung geben müssen“, betonte Minister Hauk.

Eine umfassende wie auch differenzierte Betrachtung der Bundeswaldinventurergebnisse fordert auch Prof. Dr. Ulrich Schraml, der Leiter der mit der Erhebung und Auswertung der Inventur betrauten Forstlichen Versuchs und Forschungsanstalt des Landes, ein. „Die jüngste selektive Veröffentlichung von Durchschnittswerten aller deutschen Bundesländer lenkt den Fokus der öffentlichen Debatte weg von wichtigen Handlungserfordernissen, die wir hier in Baden-Württemberg haben“, sagte der Freiburger Forstwissenschaftler. „Es wäre ebenso verfehlt, in der jetzigen Situation Risiken, die wir im Land offensichtlich haben, auszublenden wie Chancen, die unsere Wälder im Klimaschutz weiterhin bieten, ungenutzt zu lassen.“

Waldböden spielen eine wichtige Rolle für die Waldgesundheit

Frau Dr. Heike Puhlmann, Leiterin der Abteilung Boden und Umwelt der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg, wies auf die Bedeutung der Waldböden für die Waldgesundheit hin. Nur intakte Waldböden können Bäume ausreichend mit Wasser und Nährstoffen versorgen. Waldböden sind zudem ein wichtiger Kohlenstoffspeicher.

„Etwa die Hälfte der Kohlenstoffvorräte in Wäldern sind unterirdisch gebunden. Bodenschutz bedeutet deswegen gleichzeitig auch den Schutz einer wichtigen Kohlenstoffsenke in Wäldern.“ Zeitgleich zu den oberirdischen Aufnahmen wurden in Baden-Württemberg an allen Erhebungspunkten der Bundeswaldinventur auch umfangreiche Bodenanalysen vorgenommen, aus denen Empfehlungen für die Waldbewirtschaftung im Hinblick auf die Sicherung der Kohlenstoffsenkenkfunktion von Waldböden abgeleitet werden sollen.

Waldzustandsbericht und Bundeswaldinventur

Die Aufnahmen für den Waldzustandsbericht werden seit 1985 jedes Jahr im Sommer durchgeführt. In diesem Jahr wurde der Kronenzustand von insgesamt 7.696 Bäumen auf 321 Stichprobenpunkten im ganzen Land aufgenommen. Die Aufnahmen der vierten Bundeswaldinventur wurden im Zeitraum zwischen 2021 und Frühjahr 2023 durchgeführt und die Ergebnisse konnten im Oktober 2024 veröffentlicht werden. Für die Bundeswaldinventur wurden insgesamt 101.919 Bäume mit einem Durchmesser von mindestens sieben Zentimetern auf einem landesweiten Stichprobennetz mit 13.277 Traktecken vermessen. Aussagen über den langfristigen Trend der Wälder sind möglich, da die Aufnahmen seit 1987 auf dem gleichen Stichprobennetz erfolgen.

Forstliche Versuchs und Forschungsanstalt: Die Waldzustandserhebung

Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz: Waldstrategie Baden-Württemberg

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