Mit einem umfassenden „Gründermotor“-Programm unterstützt das Land den wechselseitigen Wissens- und Technologietransfer zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Im Rahmen des Maßnahmenpakets „Zukunftsland BW – Stärker aus der Krise“ stehen dafür bis zu 6,1 Millionen Euro bereit.
Baden-Württemberg wird den wechselseitigen Wissens- und Technologietransfer zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft mit dem umfassenden „Re-Start BW / Gründermotor“-Programm im Umfang von 6,1 Millionen Euro voranbringen. Dabei werden bereits erfolgreiche Programme gestärkt sowie neue Programme etabliert, die in besonderer Weise Ausgründungen aus der Wissenschaft fördern. „Re-Start BW / Gründermotor“ ist Bestandteil des Maßnahmenpakets „Zukunftsland BW – Stärker aus der Krise“, das Impulse zur Stabilisierung und Stärkung des Landes während und nach der Corona-Pandemie geben und die Zukunftsfähigkeit Baden-Württembergs sicherstellen soll.
Ziel ist international sichtbarer Gründungsverbund
„Die Corona-Pandemie verdeutlicht, wie entscheidend die enge Vernetzung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ist, damit wir als Gesellschaft auch kurzfristig auf neue Herausforderungen reagieren können“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Dies zeige sich nicht zuletzt in der engen Kooperation zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik in der Impfstoffforschung: Das Tübinger BioTech-Unternehmen CureVac beispielsweise wurde von Ingmar Hoerr als Spin-off aus der Universität Tübingen ausgegründet und hat sich – zu Beginn auch dank der Unterstützung des Existenzgründungsprogramms „Junge Innovatoren“ – mittlerweile zu einem international agierenden Unternehmen entwickelt. „Baden-Württemberg verfügt also bereits heute über ein etabliertes Förder- und Innovationssystem. Was den schnellen Transfer von Forschungsergebnissen durch forschungsbasierte Start-ups in die Anwendung angeht, wollen wir aber künftig im Besonderen mit der ‚Gründermotor‘-Initiative noch weitere Potentiale heben“, so Kretschmann. „Das ist mir wirklich wichtig.“ Ziel sei ein international sichtbarer Gründungsverbund, in dem möglichst alle baden-württembergischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen mit Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft zusammenwirken.
„Die baden-württembergischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen bieten ein hervorragendes Umfeld für Innovationen. Hier werden – ausgehend von der exzellenten Forschung – sowohl Produktinnovationen als auch neue, oftmals digitale Geschäftsmodelle in entscheidenden Zukunftsfeldern wie Künstliche Intelligenz, Digitalisierung, BioMed, BioTech, Green Mobility oder auch Green Tech entwickelt. Um die Gründungsbegeisterung unserer kreativen Köpfe noch besser zu fördern, braucht es neue, hochschulübergreifende Konzepte, ein umfassendes Netzwerk mit den richtigen Partnern und eine individuelle Begleitung. So steigern wir die Zahl forschungsbasierter Ausgründungen noch weiter“, sagte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer.
Gründermotor-Initiative betreut landesweite Meisterklasse
Die Gründermotor-Landesinitiative setzt auf den bestehenden und bewährten Aktivitäten und Strukturen der Hochschulen auf. „Die vielen erfolgreichen regionalen Gründungsinitiativen vernetzen wir miteinander und bringen die maßgeblichen Akteure zusammen“, so Bauer. Zentrales Element ist die „Meisterklasse“ – ein mittlerweile über die Landesgrenzen hinaus bekanntes Programm, das darauf abzielt, wissenschaftsbasierte Ausgründungsvorhaben durch eine enge Begleitung und Beratung noch schneller investmentfähig zu machen.
Gründungsinteressierte können sich aus ihren Hochschulen bei der Gründermotor-Initiative bewerben. Derzeit werden zweimal pro Jahr über einen Wettbewerb jeweils bis zu 15 Gründungsvorhaben aus ganz Baden-Württemberg für die Teilnahme am Meisterklasse-Programm ausgewählt. Dort absolvieren sie ein viermonatiges Programm zur Vorbereitung der Präsentation ihrer Geschäftsidee vor möglichen Investoren, zur Weiterentwicklung ihres Geschäftsmodells oder zur Entwicklung der firmeneigenen Corporate Identity. Eng begleitet werden sie von einer oder einem auf ihr Fachgebiet spezialisierten Mentorin oder Mentor. Zudem unterstützen weitere Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner aus den Partnerunternehmen beim Aufbau von Kontaktnetzwerken oder bei der Initiierung von ersten Pilotprojekten. Dem Mentoren-Netzwerk gehören auch erfahrene Startup-Gründerinnen und Startup-Gründer, Hochschulvertreter sowie Vertreterinnen und Vertreter aus der Wirtschaft, wie Stihl, Festo, Mahle oder EnBW, an. „Von Anfang an kommen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Gründermotor-Initiative auch in Kontakt mit Venture Kapitalgebern oder Unternehmen und können sich so frühzeitig um Anschlussinvestments bewerben“, unterstrich die Ministerin.
„Wir haben gezeigt, dass wir in Baden-Württemberg Exzellenz können. Mit dem Gründermotor ist ein eigenes Exzellenzprogramm für Gründerkultur an unseren Hochschulen am Start.“ Die Gründermotor-Initiative wurde zunächst unter der Federführung der Universität Stuttgart in Zusammenarbeit mit der Vector Stiftung und der Pioniergeist GmbH entwickelt. „Der Probelauf ist grandios geglückt: Insgesamt sind 47 Projekte bereits ausgewählt worden. Allein in der letzten Meisterklasse konnten Anschlussinvestments in Höhe von 700.000 Euro generiert werden“, so die Ministerin. Für die Gründermotor-Initiative stehen in den beiden kommenden Jahren 1,6 Millionen Euro zur Verfügung.
Gründermotor verleiht kraftvollen Schub
Zusätzlich stärkt das Land den wechselseitigen Wissens- und Technologietransfer mit der Etablierung einer gemeinsamen Landesprototypenförderung zusammen mit dem Wirtschaftsministerium (3,5 Millionen Euro). „Damit beschleunigen wir die Übertragung von innovativen Forschungsergebnissen in marktorientierte Produkte und Geschäftsmodelle“, sagte Bauer. „Mit einer neuen Impulsförderung im Gründungsbereich setzen wir bereits ganz früh an und helfen mit, dass aus einer kreativen Idee ein tragfähiges Geschäftsmodell werden kann“, erläuterte die Ministerin. Für die Impulsförderung als dritten Baustein der Gründermotor-Initiative stellt das Land insgesamt weitere 600.000 Euro zur Verfügung. Das erfolgreiche Gründungsprogramm des Wissenschaftsministeriums „Junge Innovatoren“ wird zudem um 400.000 Euro erhöht.
Die baden-württembergische „Gründermotor“-Initiative im Einzelnen:
Stärkung erfolgreicher und Etablierung neuer Programme
Übergeordnetes Ziel der im „Re-Start BW / Gründermotor“-Programm vorgeschlagenen Einzelmaßnahmen ist es, die baden-württembergischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen dabei zu unterstützen, innovative Ideen entweder in Form von (Aus-)Gründungsvorhaben aus der Wissenschaft (Start-up / Spin-off) oder in der Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft (Prototypen-/ Demonstratorenbau) schnell und effizient in die Anwendung zu bringen.
Die Maßnahmen setzen dabei auf den bestehenden Strukturen im Bereich der Gründungsförderung und des wechselseitigen Wissens- und Technologietransfers an den Hochschulen und Forschungseinrichtungen auf und entwickeln diese in sinnvoller Anbindung an die Programme des Bundes (zum Beispiel „EXIST“, „Innovative Hochschule“ oder „VIP+“) und der Europäischen Union weiter.
Die „Re-Start-BW / Gründermotor“-Initiative beinhaltet vier Einzelmaßnahmen:
Ziel der Maßnahme ist es, ein auf die Bedürfnisse Baden-Württembergs zugeschnittenes, dezentrales Innovationsnetzwerk zu etablieren, das die bestehenden, vielfältigen Potentiale in ihrer Einzigartigkeit aktiv einbindet, stärkt und miteinander vernetzt. So soll die kritische Dichte an Gründerinnen und Gründern sowie Wachstumsunternehmen im Land erhöht werden. Bereits jetzt beteiligen sich elf Hochschulen (unter anderem die Universitäten Stuttgart, Tübingen, Heidelberg, das Karlsruher Institut für Technologie, die Hochschule der Medien Stuttgart und die Hochschulen Aalen und Reutlingen) und 16 Startup- und Community-Partner sowie neun Investment- und sieben Corporate-Partner (unter anderem Stihl, Festo, Mahle oder EnBW) an der „Gründermotor“-Initiative. Das Netzwerk soll Akteure zusammenbringen: Innovative Ideen aus Konstanz treffen so auf unternehmerisches Know-How aus Mannheim oder technische Lösungsansätze aus Aalen auf kreative Neugier aus Freiburg. Teil hiervon ist auch die bereits skizzierte Meisterklasse, für die zunächst pro Jahr bis zu 30 Gründungsvorhaben ausgewählt werden.
Um die Rahmenbedingungen für signifikante (Sprung-)Innovationen zu verbessern, muss es gelingen, die Lücke zwischen der wissenschaftlichen Forschung und der wirtschaftlichen Verwertung (das sogenannte „Valley of Death“) zu schließen. Dazu muss das Marktpotenzial von Forschungsergebnissen im Idealfall bereits während des Forschungsprozesses geprüft und dessen wirtschaftliche Anwendbarkeit so weit nachgewiesen werden, dass eine risikoarme (Weiter-)Entwicklung durch Dritte ermöglicht wird. Hier setzt die geplante Landesprototypenförderung an: Durch die Förderung werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus baden-württembergischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen dabei unterstützt, für ihre Forschungsergebnisse frühzeitig mögliche Anwendungsbereiche zu erschließen und diese in Kooperation mit Wirtschaftspartnern aktiv in die Praxis zu bringen. Dadurch wird die Transferkultur sowohl in den jeweiligen Einrichtungen als auch in der baden-württembergischen Wissenschafts- und Forschungslandschaft insgesamt gestärkt.
Mit dem erfolgreichen Gründungsvorbereitungsprogramm „Junge Innovatoren“ werden Absolventinnen und Absolventen sowie wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei unterstützt, ihre forschungsbasierte Gründungsidee in Anbindung an eine Hochschule oder Forschungseinrichtung zu einem tragfähigen Produkt bzw. einer Geschäftsmodellinnovation weiterzuentwickeln. Von den bisher mehr als 250 Gründungsvorhaben (unter anderem das Tübinger BioTech-Unternehmen „CureVac“ oder der Gewinner des deutschen Gründerpreises „Restube“) sind die Mehrzahl noch am Markt tätig und tragen zur Innovationskraft von Baden-Württemberg bei. Durch die Aufstockung der Fördermittel von bisher 1,3 Millionen Euro pro Jahr auf 1,5 Millionen Euro pro Jahr wird es möglich sein, zukünftig noch mehr kreative Gründungsvorhaben bei der Weiterentwicklung ihrer innovativen Produkte oder neuartiger Geschäftsmodelle zu unterstützen.
Um aus einer kreativen Idee ein tragfähiges Geschäftsmodell zu machen, braucht es oftmals nur eine kleinvolumige Förderung. Hier setzt die neue Impulsförderung an. Mit dieser werden Gründungsteams in der sogenannten „Ideation-Phase“ dabei unterstützt, die Tragfähigkeit ihrer Produkt- oder Geschäftsmodellinnovationen in den Zukunftsbereichen Informations- und Kommunikationstechnologie, Künstliche Intelligenz, GreenTech, New Mobility, Digital Health Applications und Shared Economy frühzeitig zu validieren. Dadurch soll die erfolgreiche Bewerbung in den Förderprogrammen des Bundes bzw. bei öffentlichen oder privaten Venture Capital-Gebern unterstützt oder der direkte Markteintritt beschleunigt werden.