An der Universität Heidelberg hat die bundesweit erste Forschungsstelle Antiziganismus die Arbeit aufgenommen. Neben der Betrachtung der historischen Perspektive zur Stigmatisierung der Sinti und Roma soll die Forschungsstelle auch einen Dialog in der Öffentlichkeit anstoßen.
„Mit der Förderung der Forschungsstelle Antiziganismus setzen wir ein Zeichen – gegen das Schweigen, für die Aufklärung. Damit wird das Land auch seiner historischen Verpflichtung den Sinti und Roma gegenüber gerecht“, so Ministerin Bauer bei der Eröffnung der Forschungsstelle Antiziganismus an der Universität Heidelberg. Die Eröffnungsfeier findet in der Heidelberger Akademie der Wissenschaften statt, an der auch der Vorsitzende des Landesverbands Deutscher Sinti und Roma, Daniel Strauß und der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, teilnehmen.
Dialog in der Öffentlichkeit anstoßen
Die neue Forschungsstelle ist deutschlandweit die erste eigenständige Forschungsstelle, die sich ausschließlich dem Thema Antiziganismus widmet. „Die Forschungsstelle kann – auch in der gegenwärtigen Diskussion um Inklusions- und Exklusionsprozesse – ein wichtiger Impulsgeber sein: Die Erkenntnisse der Forschung wirken in die Öffentlichkeit hinein, um –auch präventiv – antiziganistischen Einstellungen und der Abwertung von Bevölkerungsgruppen klar entgegenzutreten“, so Bauer.
Die neue Einrichtung wird aus Mitteln des baden-württembergischen Wissenschaftsministeriums finanziert. Die Forschungsstelle beschäftigt sich mit grundlegenden Fragen zu Ursachen, Formen und Folgen des Antiziganismus in den europäischen Gesellschaften vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Neben der Betrachtung der historischen Perspektive zur Stigmatisierung der Sinti und Roma soll die Forschungsstelle einen Dialog auch in der Öffentlichkeit zu diesem wichtigen Thema anstoßen.
Die sogenannten „Zigeunerforschung“ kritisch aufarbeiten
Grundlage für die Einrichtung der Forschungsstelle ist der Staatsvertrag zwischen dem Verband der Sinti und Roma Landesverband Baden-Württemberg (VDSR) und dem Land Baden-Württemberg. Dieser Staatsvertrag wurde im Jahr 2013 geschlossen. Nach Artikel 1 Absatz 2 dieses Staatsvertrags „streben das Land und der VDSR-BW gemeinsam insbesondere die Errichtung einer Forschungsstelle zur Geschichte und Kultur der Sinti und Roma sowie zum Antiziganismus an. Der kritischen Aufarbeitung der historisch von rassistischen Vorurteilen geprägten Geschichte der sogenannten ‚Zigeunerforschung’ ist dabei besonders Rechnung zu tragen.“
Die Forschungsstelle ist am Historischen Seminar der Universität Heidelberg angesiedelt. Das Konzept erarbeitete der Heidelberger Zeithistoriker Prof. Dr. Edgar Wolfrum mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Arbeitsbereichs Minderheitengeschichte und Bürgerrechte in Europa. Neben der Leitung werden der Forschungsstelle zwei in diesem Bereich ausgewiesene Forscher angehören; zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses werden außerdem zwei Promotionsstipendien vergeben. Aufgabe der Forschungsstelle wird es auch sein, Lehrveranstaltungen anzubieten. Die Einrichtung wird mit Mitteln in Höhe von jährlich rund 220.000 Euro durch das baden-württembergischen Wissenschaftsministeriums finanziert.
Universität Heidelberg: Zentrum für Europäische Geschichts- und Kulturwissenschaften