Autotüren aus Pflanzenfasern, Rucksäcke aus Maisstärke, T-Shirts aus Holz – was für manchen noch nach Science Fiction klingt, hat sich heute längst als praxistauglich erwiesen. Wie stark biobasierte Materialien schon heute unseren Alltag prägen, zeigt Landwirtschaftsminister Peter Hauk mit einer Ausstellungseröffnung „Bioökonomie zum Anfassen – Produkte aus Nachwachsenden Rohstoffen“ im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz.
„Baden-Württemberg setzt seit je her auf Innovation und nachhaltiges Wachstum. Die Bioökonomie ist ein Feld, das wir gemeinsam mit der Industrie und der heimischen Land- und Forstwirtschaft offensiv bearbeiten werden. Wir müssen langfristig weg von Rohstoffen fossilen Ursprungs und hin zu regionaler Wertschöpfung und Klimaschutz“, sagte der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk. Nachwachsende Rohstoffe fänden bereits heute in zahlreichen Alltagsprodukten Verwendung. Ein verstärkter Einsatz biobasierter Produkte sichere Arbeitsplätze vor allem in den ländlichen Räumen Baden-Württembergs.
Information als Ziel der Ausstellung
„Wir wollen mit der Ausstellung ein Bewusstsein für die vielfältigen Einsatzbereiche biobasierter Materialien schaffen. Auch möchten wir den Menschen klar machen, welches immense wirtschaftliche Potenzial sich hinter der Bioökonomie verbirgt“, erklärte der Minister.
Einem Tisch oder einem Stuhl sehe man auf den ersten Blick an, ob er aus Holz sei. Bei einem Bürolocher aus dem Holzbestandteil Lignin, einem T-Shirt aus Zellulose oder einer Terrassendiele aus Grasfasern sei dies nicht der Fall. „Wir möchten die Konsumenten aufklären, welche Vorteile diese Produkte bieten und sie animieren, gezielt auf biobasierte Produkte zurückzugreifen“ erklärte Peter Hauk. Die Verwendung ebensolcher Produkte diene durch den weitgehenden Verzicht auf fossile Rohstoffe bei der Herstellung direkt dem Klimaschutz. Auch seien sie aufgrund ihrer Speicherwirkung von CO2 Kohlenstoffsenken. Darüber hinaus würden sie einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der heimischen Wirtschaft leisten. „Baden-Württemberg hat kein Öl. Was wir haben, sind innovative Betriebe und leistungsfähige Kulturlandschaften, die wertvolle Nachwachsende Rohstoffe liefern. Dass immer mehr Branchen bei der Wahl ihrer Grundprodukte gezielt auf Nachwachsende Rohstoffe setzen, eröffnet für die ländlichen Räume große Chancen. Denn gerade die Erzeugung, Aufbereitung, Verarbeitung und stoffliche Nutzung nachwachsender, biogener Rohstoffe sind seit jeher fest in der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft verankert“, betonte der Minister.
Bioökonomie als politischer Auftrag und wirtschaftliche Chance
„Im Koalitionsvertrag der Landesregierung ist die Bioökonomie fest verankert. Das ist unser politischer Auftrag. Wir werden die vorhandenen und geplanten Aktivitäten in diesem Wirtschaftsbereich weiter bündeln und zusammenführen. Den Schwung, den die Bioökonomie derzeit erfährt, werden wir mitnehmen“, sagte der Landwirtschaftsminister. Ziel des Landes sei es, durch die Entwicklung von Spitzentechnologien die internationale Wettbewerbsfähigkeit Baden-Württembergs als Wirtschaftsstandort weiter zu stärken und auszubauen. Schon jetzt würden in Europa mit biobasierten Stoffen jährlich über zwei Billionen Euro umgesetzt. Mehr als zwölf Prozent der Beschäftigten würden sich der Bioökonomie zuordnen lassen.
Nach Einschätzung von Minister Hauk werde die Dynamik im Bereich Bioökonomie in den nächsten Jahren stark zunehmen. „Ob Energiebilanz, Klima- und Bodenschutz, Biodiversität, Gesundheit oder Entsorgung – wir stehen vor großen Herausforderungen. Und Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen bieten bei der Lösung dieser Aufgaben unschlagbare Vorteile. Sie überzeugen durch ihren hohen Gebrauchswert sowie durch ihre Umwelt- und Gesundheitsfreundlichkeit“, betonte Hauk. Bei seiner künftigen Arbeit werde das Ministerium Schwerpunkte in den Bereichen Produktentwicklung und Verbraucherinformation legen.
Bioökonomie
Bioökonomie ist nach Definition des Bioökonomierates der Bundesregierung die wissensbasierte Erzeugung und Nutzung biologischer Ressourcen zur Herstellung von Produkten, Verfahren und Dienstleistungen in allen wirtschaftlichen Sektoren. Sie orientiert sich an natürlichen Stoffkreisläufen und umfasst Pflanzen, Tiere und auch Mikroorganismen. Auf dieser Basis stellt sie ein sich selbst erneuerndes Kreislaufsystem dar, das mit Sonnenenergie, als externem Beitrag, im Wesentlichen auskommt.
Die Bioökonomie verfolgt das langfristige Ziel eines Strukturwandels, weg von einer fossil-basierten, hin zu einer mehr auf Biomasse basierenden, energie- und rohstoffeffizienten Wirtschaft. Ihr kommt also bei der Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen zum Aufbau neuer Wertschöpfungsketten und Stoffströme, eine entscheidende Bedeutung zu.
Ausstellung im Ministerium
Die Ausstellung befindet sich im Foyer des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Kernerplatz 10, 70182 Stuttgart. Sie ist montags bis freitags von 09.00 Uhr bis 16.00 Uhr geöffnet und endet am 16. Dezember 2016.