Das Ausbildungsbündnis aus Politik und Wirtschaft hat sich über die aktuelle Situation des Ausbildungsmarkts im Land ausgetauscht. Die Bewerberzahlen sind gestiegen, rund 35.300 Ausbildungsplätze sind noch unbesetzt. Thema des Spitzengesprächs war auch die Einführung eines neuen Landesausbilderpreises.
Beim Spitzengespräch zur Ausbildungssituation haben sich die Partner des Ausbildungsbündnisses Baden-Württemberg über die aktuelle Situation des Ausbildungsmarkts im Land ausgetauscht. Arbeits- und Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, die das Spitzengespräch leitete, sagte: „Der Ausbildungsmarkt ist noch stark in Bewegung. Die Bewerberzahlen sind in den vergangenen drei Jahren kontinuierlich gestiegen. Das ist eine gute Nachricht. Wir hoffen, dass die Zahlen der Bewerberinnen und Bewerber bis zum Herbst dieses Jahres noch weiter steigen. Gleichzeitig waren im Juni 2024 noch 35.300 gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen offen. In jedem Ausbildungsplatz steckt eine Chance, beruflich durchzustarten. Ich ermutige darum alle jungen Menschen im Land, ihre Ausbildungschance zu nutzen.“
Landesausbilderpreis geplant
Um gute Ausbildung noch sichtbarer zu machen und auch Ausbilderinnen und Ausbilder für ihr Engagement und ihre Leistung auszuzeichnen, plant das Wirtschaftsministerium im kommenden Jahr einen Landesausbilderpreis auszuschreiben. „Mit einem neuen Landesausbilderpreis wollen wir die Hochwertigkeit der Ausbildung noch besser sichtbar machen und Ausbilderinnen und Ausbilder für ihr Engagement würdigen“, kündigte Hoffmeister-Kraut für das kommende Jahr an. Mit dem Handwerk Baden-Württemberg, dem Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) und dem Landesverband der Freien Berufe als Partner sollen im Ausbildungsjahr 2024/2025 bis zu zwölf Ausbilderinnen und Ausbilder oder Ausbilderteams für herausragende innovative und pädagogische Ausbildungsleistungen ausgezeichnet werden. „Damit wollen wir andere Ausbilderinnen und Ausbilder motivieren und einen Wettbewerb von Ideen und innovativen Ansätzen in der betrieblichen Ausbildung initiieren“, so Hoffmeister-Kraut.
Wirtschaft braucht ausgebildeten Fachkräftenachwuchs
Die Partner des Ausbildungsbündnisses tauschten sich zur Exzellenz in der beruflichen Ausbildung aus. Dazu Hoffmeister-Kraut: „Unsere Wirtschaft braucht talentierten und exzellent ausgebildeten Fachkräftenachwuchs. Mit einer erstklassigen beruflichen Ausbildung stehen alle Möglichkeiten in der Berufswelt offen“, so Hoffmeister-Kraut weiter. Die berufliche Ausbildung biete exzellente Bildungschancen, Karriere- und Aufstiegsmöglichkeiten und bereite hervorragend auf das Berufsleben vor, betonte sie weiter. „Zudem werden wir in diesem Jahr wieder neue Partnerbetriebe des Spitzensports auszeichnen. Damit würdigen wir das Engagement von Betrieben, die sich in besonderer Weise zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Ausbildung, Beruf und Spitzensport in Baden-Württemberg einsetzen“, so die Ministerin.
„Wir wollen Jugendliche und Eltern gleichermaßen für die berufliche Ausbildung gewinnen. Denn eine Ausbildung kann eine gute Basis für eine erfolgreiche berufliche Laufbahn schaffen. Was vielen nicht klar ist: Auch während einer Berufsausbildung gibt es spannende Möglichkeiten, beruflich und persönlich wichtige Erfahrungen im Ausland zu sammeln – grenznah und europaweit“, führte Hoffmeister-Kraut aus. Für Auslandspraktika können Auszubildende beispielsweise die Angebote der Servicestelle Go.for.Europe in Anspruch nehmen.
Die Ministerin hob zudem die Praktikumswochen Baden-Württemberg hervor, die als gemeinsames Projekt des Ausbildungsbündnisses vor und in den Osterferien erfolgreich durchgeführt wurden. Der nächste Aktionszeitraum werden die zwei Wochen vor und in den Herbstferien sein (14. bis 31. Oktober 2024). Die Praktikumswochen bieten eine Möglichkeit, schnell und unkompliziert praktische Einblicke in das Arbeitsleben zu bekommen.
Zahlen zur aktuellen Ausbildungsmarktsituation
- Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber für Ausbildungsstellen ist im Vorjahresvergleich um 1,7 Prozent auf 47.028 gestiegen.
- Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen ist im Vorjahresvergleich um 2,1 Prozent auf 71.962 gesunken.
- Aktuell kommen 66 Bewerber und Bewerberinnen auf 100 betriebliche Ausbildungsstellen.
Weitere Stimmen der Bündnispartner
„Der Ausbildungsmarkt in Baden-Württemberg zeigt sich stabil, mit einem hohen und qualitativ guten Angebot an Ausbildungsstellen. Dies bedeutet, dass alle, die jetzt noch einen Ausbildungsplatz suchen, sehr gute Chancen haben, im Herbst mit einer Ausbildung zu beginnen. Ich danke den Betrieben und Unternehmen im Land für ihre Ausbildungsbereitschaft und bitte sie, auch Jugendlichen mit nicht so guten Noten eine Chance zu geben. Mit der assistierten Ausbildung können sie eine flexibel gestaltbare, auf die persönlichen und betrieblichen Rahmenbedingungen zugeschnittene Unterstützung während der Ausbildung erhalten. Sei es die Vorbereitung auf die Zwischen- und Abschlussprüfung oder eine kontinuierliche sozialpädagogische Begleitung, damit die Jugendlichen ihre Ausbildung erfolgreich abschließen können.“
„Wir brauchen berufliche Bildung auf Spitzenniveau, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Daher setzen wir auf eine Berufliche Orientierung mit engem Praxisbezug über alle Schularten hinweg. Die Stärkung der Ausbildungsorientierung, auch und gerade am Gymnasium, ist eines der Bildungsziele, die wir verstärkt in den Blick nehmen – damit am Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg die berufliche Ausbildung auch für die Leistungsstarken weiter an Attraktivität gewinnt.“
„Die Berufsorientierung muss klar Priorität haben. Hier ist die Landespolitik gefordert. Schülerinnen und Schüler sollten nach ihren individuellen Fähigkeiten und Interessen gefördert werden, unabhängig von der Schulform. Es darf nicht nur ein Lippenbekenntnis bleiben, dass berufliche und akademische Bildung als gleichwertig angesehen werden. Was uns aber freut, ist, dass trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage viele Unternehmen weiterhin ausbilden und somit die Fachkräfte von morgen sichern.“
„Eine Ausbildung ist eine attraktive Eintrittskarte ins Arbeitsleben. Dazu gehört: Die fachliche und menschliche Betreuung muss stimmen. Zur guten Ausbildung trägt vor allem auch die Mitbestimmung bei. Wo es Jugend- und Auszubildendenvertretungen (JAV) und Betriebsräte gibt, sind mehr als 80 Prozent der Auszubildenden zufrieden. Wo es keine Mitbestimmung gibt, sieht es leider anders aus. Auch die Arbeitnehmervertreter in den Berufsbildungsausschüssen sichern die Qualität rund um die Ausbildung und sorgen für zeitgemäße Inhalte. Zudem müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Für viele Auszubildende muss das große Problem bezahlbarer Wohnraum endlich gelöst werden. Wir brauchen gemeinsame Anstrengungen, um die Zahl der Ausbildungsverträge zu steigern. Ziel muss sein, dass alle interessierten Jugendlichen einen Ausbildungsplatz angeboten bekommen.“