Am Forschungscampus ARENA2036 der Universität Stuttgart fand die Auftaktveranstaltung der neuen Luft- und Raumfahrtstrategie des Landes statt. Unter der Dachmarke „THE Aerospace LÄND“ werden die Forschungsaktivitäten und Initiativen künftig gebündelt. Das Land investiert mehr als 40 Millionen Euro.
Nach der Vorstellung der neuen Luft- und Raumfahrtstrategie hat die Landesregierung am Donnerstag, 6. Juli 2023, zum Auftakt der Innovationsoffensive „THE Aerospace LÄND“ in den Forschungscampus ARENA2036 der Universität Stuttgart geladen. Baden-Württemberg gehört zu den bundesweit erfolgreichsten Standorten der Luft- und Raumfahrtindustrie. Unter der Dachmarke „THE Aerospace LÄND“ werden die Forschungsaktivitäten und Initiativen künftig gebündelt, um die bestehenden Aktivitäten und Cluster weiter auszubauen und Innovationen zu fördern.
Zentrale Rolle der Luft- und Raumfahrtbranche
Ministerpräsident Winfried Kretschmann betonte in seiner Eröffnungsrede die zentrale Rolle der Branche für das Land und die Notwendigkeit, strategischer zu agieren und noch sichtbarer zu werden. „Digitalisierung und Dekarbonisierung krempeln auch die Luft- und Raumfahrt um. Antriebstechniken werden grün. Neue Materialien sind stabiler und verbessern die Umweltbilanz. Steuerung und Navigation werden immer digitaler, bis hin zum autonomen Fliegen. Die Zahl der Anwendungen explodiert. Der Markt der Hersteller, Zulieferer und Dienstleister wächst und differenziert sich. Prognosen sehen diesen Markt in nicht mal 20 Jahren so groß wie die heutige globale Autoindustrie. Wir wollen ganz vorne mitspielen und unseren Teil beitragen zur europäischen Souveränität in der Luft- und Raumfahrt. Dafür investiert das Land mehr als 40 Millionen Euro in den Ausbau von Testumgebungen und Infrastruktur, in Kooperationen, Ausbildung und Fachkräfte sowie in die Nachhaltigkeit“, so Winfried Kretschmann. Eines der Ziele sei, den Paradigmenwechsel zu einer klimaneutralen Luft- und Raumfahrt voranzutreiben. „Wer Komponenten, Systeme und Antriebe aus Baden-Württemberg bestellt muss die Gewissheit haben, dass er Spitzentechnologie geliefert bekommt, die so grün und nachhaltig wie möglich ist.“
Beitrag zu nachhaltiger und umweltfreundlicher Luft- und Raumfahrt
Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, erläuterte unter anderem die konkreten Maßnahmen, die im Rahmen der Luft- und Raumfahrtstrategie umgesetzt werden sollen. Dazu gehören unter anderem die Förderung von Forschung und Entwicklung von Luft- und Raumfahrttechnologien, die Schaffung eines landesübergreifenden für Luft- und Raumfahrtclusters sowie die Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Industrie, Wissenschaft und Politik. „Für Baden-Württemberg als erfolgreicher Luft- und Raumfahrtstandort ist es essenziell, zu einer nachhaltigen und umweltfreundlichen Luft- und Raumfahrt beizutragen, die auch den Zielen des Klimaschutzes gerecht wird“, so die Wirtschaftsministerin. „Außerdem sehen wir als Land das große Potenzial dieses Wirtschaftszweigs bei der Digitalisierung, denn unsere Luft- und Raumfahrttechnologien sind nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Ich denke beispielsweise an die Bereiche Kommunikation, Navigation oder auch Erdbeobachtung“, sagte Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut.
Wissenschaftsministerin Petra Olschowski hob die Rolle der Forschung und Bildung hervor, um den Herausforderungen der Luft- und Raumfahrt gerecht zu werden. „Als Forschung- und Ausbildungsstandort in der Luft- und Raumfahrttechnik ist Baden-Württemberg schon jetzt spitze. Ein Großteil der zukünftigen Fachkräfte im Bereich Aerospace Engineering studiert an der Universität Stuttgart. Gleichzeitig sind unsere universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen Impulsgeber auf dem Weg zur nachhaltigen Luft- und Raumfahrt: In Baden-Württemberg entstehen Grundlagen für technische Innovationen wie Flugzeuge mit alternativen Antriebs- und Energiespeicherkonzepten oder auch ressourcenschonende Satellitenmissionen. Das Land unterstützt diese Zukunftsforschung nach Kräften“, so die Wissenschaftsministerin: „Unsere gemeinsame Strategie ,THE Aerospace LÄND‘ bringt die baden-württembergische Luft- und Raumfahrt auf die nächste Ebene – insbesondere auch durch attraktive Studienangebote und eine weitere Stärkung der Forschungslandschaft.“
Branche steht vor großen Veränderungen
Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann sieht insbesondere auch die Notwendigkeit, eine effiziente und nachhaltige Infrastruktur für den Luftverkehrssektor zu schaffen. „Die Luft- und Raumfahrtbranche steht in den kommenden Jahren vor großen Veränderungen, die Entwicklungen sind rapide. Der Luftverkehrsbereich hat diese Herausforderung angenommen und stellt sich den Aufgaben der Transformation zum klimafreundlichen Fliegen“, so Winfried Hermann. Das zeige sich beispielsweise bei der Entwicklung neuer Antriebstechnologien und beim Einsatz nachhaltiger Flugkraftstoffe. Das Land fördere diese Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zu reFuels und Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technologien. „Neben Forschung braucht es beispielsweise den Aufbau von industriellen Demonstrationsanlagen und einen verbindlichen Rechtsrahmen als Grundlage für Investitionen im In- und Ausland. Es ist gut, dass die Aktivitäten auf den verschiedenen Feldern nun in einer fachübergreifenden Landesstrategie des Landes gebündelt werden.“
ESA-Astronaut Alexander Gerst zu Gast
Unter den Gästen der Auftaktveranstaltung in der ARENA2036 war unter anderem ESA-Astronaut Dr. Alexander Gerst, der die Luft- und Raumfahrtstrategie des Landes unterstützt und eine breite Kooperation und das Zusammenspiel verschiedener Disziplinen für unabdingbar hält. Baden-Württemberg habe das Potenzial, um bedeutende Innovationen voranzutreiben und international Erfolg zu haben. Zusammen mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann suchte Dr. Alexander Gerst auch das Gespräch mit Studierenden aus verschiedenen Fachbereichen, die den Auftakt der Innovationsoffensive direkt vor der ARENA2026 per Livestream verfolgten.
42 Millionen Euro für die Umsetzung der Strategie
Aktuell erwirtschaften in Baden-Württemberg rund 16.000 Beschäftigte jährlich einen Umsatz von über fünf Milliarden Euro in der Luft-und Raumfahrtindustrie. Ein wesentliches Merkmal des Standortes sind die ausgezeichnete Forschungsinfrastruktur, ein enges Netzwerk von leistungsfähigen Herstellern und Zulieferern sowie eine hochspezialisierte Ausrüsterindustrie. Um die Technologieführerschaft zu verteidigen und die Innovationskraft der Branche zu stärken, soll künftig insbesondere die enge Zusammenarbeit zwischen Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Raumfahrtexperten eine zentrale Rolle spielen. Für die Umsetzung der Luft- und Raumfahrtstrategie stehen im Landeshaushalt Mittel in Höhe von 42,26 Millionen Euro zur Verfügung.