Baden-Württemberg und die polnische Woiwodschaft Łódźkie wollen ihre Zusammenarbeit weiter vertiefen. Dazu wurde in Stuttgart eine gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnet. Ein Thema des Treffens bildete auch die Gedenkstättenarbeit.
„In den vergangenen fünf Jahren ist zwischen Baden-Württemberg und der Woiwodschaft Łódźkie eine gute Beziehung gewachsen. Wir führen einen intensiven Austausch in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Gesundheit, Infrastruktur und Landwirtschaft. Beide Partner profitieren von unseren regen Handelsbeziehungen und den vielen Schul- und Städtepartnerschaften“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann in Stuttgart anlässlich der Unterzeichnung der gemeinsamen Absichtserklärung zur Zusammenarbeit zwischen Baden-Württemberg und Łódźkie zusammen mit Woiwodschaftsmarschall Witold Stępień. „Doch wir wollen diese Kooperation heute nicht nur erneuern, sondern noch weiter vertiefen“, so Kretschmann.
Intensiver Austausch in vielen Bereichen
Woiwodschaftsmarschall Stępień besucht mit einer Delegation vom 14. bis 16. Juni 2018 die Partnerregion Baden-Württemberg, heute traf sich auch die gemeinsame Arbeitsgruppe. Gespräche liefen zum Thema Industrie 4.0 mit dem Steinbeis-Transferzentrum. Der Kultusbereich tauschte sich über die Zusammenarbeit etwa im Rahmen des Austausches von Lehrkräften aus Baden-Württemberg nach Łódźkie und umgekehrt aus. Im Hochschulbereich kooperieren beispielsweise die Technical University Łódź mit der Hochschule Ulm. Łódź ist als Standort für Kultur und Kreativwirtschaft weithin bekannt und arbeitet dabei auch mit Baden-Württemberg zusammen – so tauschen etwa die Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg mit der Filmhochschule in Łódź jährlich Stipendiaten aus. Auch das Haus der Heimat BW engagiert sich in der Partnerschaft. Heute kam ein internationaler Schülerwettbewerb „Die Deutschen und ihre Nachbarn im Osten“ parallel zur Arbeitsgruppensitzung im Innenministerium zur Auszeichnung.
Gespräche zu wichtiger Gedenkstättenarbeit vertieft
Ein Thema des Treffens bildete auch die Gedenkstättenarbeit. Anknüpfend an eine Delegationsreise von Staatssekretärin Theresa Schopper im Mai 2018 führte die Landeszentrale für politische Bildung Gespräche mit der Gedenkstätte „Radegast Station Holocaust Monument“ in Lodzkie. „Es ist unsere Pflicht und Verantwortung, uns durch wichtige Gedenkstättenarbeit an die Verbrechen des Krieges zu erinnern – und die Erinnerung gemeinsam mit unseren Freunden in Polen wach zu halten“, betonte Ministerpräsident Kretschmann.
Ab 1941 wurde der Bahnhof Radegast unter anderem zum täglichen Transport in die Arbeitslager in der Region rund um Łódź genutzt. Die Nationalsozialisten verschleppten Juden aus ganz Westeuropa sowie der Łódźer Region über den Bahnhof Radegast in das in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź). In den Jahren 1941/42 wurden rund 38.000 Juden aus Zentraleuropa und 5.000 Sinti und Roma in das Ghetto verschleppt, vornehmlich als Zwangsarbeiter. Von Januar 1944 bis zur Auflösung des Ghettos im August 1944 wurden über Radegast mehr als 150.000 Juden in die Konzentrationslager Kulmhof und Auschwitz deportiert. Inzwischen gebe es immer weniger Zeitzeugen, die persönlich von ihren Erfahrungen aus der NS-Zeit berichten könnten, so Kretschmann. „Das Gedenken an die Opfer wach und lebendig zu halten, bleibt eine wichtige Aufgabe.“
Neuer Vertrag würdigt bisherige und künftige Zusammenarbeit
Die Erneuerung des Partnerschaftsvertrags zwischen Baden-Württemberg und der Woiwodschaft Łódźkie unterstreicht die Bedeutung der bisherigen und der zukünftigen Zusammenarbeit für beide Regionen. Die seit Oktober 2013 bestehende Kooperation wird auch durch die Städtepartnerschaften zwischen Esslingen und Piotrkow Trybunalski und zwischen der Landeshauptstadt Stuttgart und der Hauptstadt der Woiwodschaft Łódźkie Łódź unterstrichen. Diese Partnerschaft feiert in diesem Jahr bereits ihr 30-jähriges Bestehen.