Neujahrsansprache

„Zukunft ist das, was wir daraus machen“

In seiner Ansprache zum Jahreswechsel 2024/2025 spricht Ministerpräsident Winfried Kretschmann über aktuelle Herausforderungen. Er ruft dazu auf, zusammenzustehen, mutig anzupacken und die Zukunft gemeinsam zu gestalten.

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Die Ansprache von Ministerpräsident Winfried Kretschmann zum Jahreswechsel 2024/2025 im Wortlaut:

„Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

vor wenigen Tagen haben wir Weihnachten gefeiert. Viele von Ihnen haben die Tage gemeinsam mit ihrer Familie verbracht, so wie ich.

Dabei freue ich mich immer sehr auf meine beiden Enkel. Und auf ihre Art, die Welt zu entdecken: neugierig, spielerisch und voller Fragen. Wenn ich ihnen beim Spielen zusehe, stelle ich mir manchmal die Frage: In welche Welt wachsen sie gerade hinein? In welchem Zustand werden wir ihnen später einmal unser Land übergeben? Und wie werden sie dann auf uns schauen?

Wenn man sich aktuell in der Welt umsieht, dann stimmt einen das ja alles andere als hoffnungsfroh.

Da sind zuallererst die schrecklichen Bilder aus Magdeburg. Das grausame Attentat auf Menschen, die friedlich und in Vorfreude auf Weihnachten zusammenkamen. Eine mörderische Tat voll blindem Hass.

Wir dürfen uns aber nicht von solchem Hass anstecken lassen. Sondern müssen zusammenstehen. Gerade jetzt. Denn es braucht den Mut, das zu verteidigen, was uns ausmacht: unser freies, offenes und menschliches Miteinander.

Da sind aber auch der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und der Krieg in Nahost.

Das führt uns vor Augen, wie fragil unser Frieden ist. Und macht deutlich: Wir müssen unsere Freiheit und unsere Sicherheit mutig verteidigen.

Dann ist da die Klimakrise. Wir spüren sie immer stärker auch bei uns – als Hitzewellen, Dürren oder Überschwemmungen. Das zeigt uns: Wir müssen mutig und beherzt unsere natürlichen Lebensgrundlagen schützen.

Und schließlich ist da die schlechte Wirtschaftslage. Manche von Ihnen machen sich ernste Sorgen um ihren Arbeitsplatz. Und es wird klar: Unser Wohlstand ist kein Selbstläufer, wir müssen ihn immer wieder von Neuem erarbeiten. Mit dem gleichen Mut und Fleiß wie unsere Gründergeneration, wie Carl Benz oder Robert Bosch.

Ja, ich habe gerade ganz bewusst ein paar Mal das Wort „Mut“ benutzt. Mut – genau den braucht es jetzt. Denn ist das wirklich die Welt, die wir unseren Kindern und Enkeln hinterlassen wollen: Krieg, Katastrophen und Krisen? Ist das die Zukunft, in der sie leben sollen? Ganz sicher nicht.

Und deshalb kommt es jetzt auf uns alle an. Auf unseren Mut.

Doch was ist das eigentlich: Mut? Für mich heißt Mut: In einer unsicheren Situation unsere Angst überwinden. Nach vorne schauen, anpacken und das als richtig Erkannte tun – auch wenn wir nicht wissen, wie es ausgehen wird.

Denn Zukunft ist nichts, was einfach so passiert. Zukunft ist das, was wir daraus machen. Jede und jeder an seiner Stelle. So wie es viele von Ihnen ja auch längst tun.

Ich denke an den Elektriker, der sich in seiner knappen Freizeit in der Bergwacht engagiert und Menschen aus Notlagen befreit. Oder an die Doktorandin, die mit ihrer Studierenden-Initiative erfolgreich gegen das Insektensterben kämpft. Und an den Unternehmer, der eine ultraschnelle Ladesäule erfunden hat, mit der man sein Elektroauto binnen weniger Minuten laden kann.

Das sind drei Menschen, die ich in diesem Jahr getroffen habe. Sie stehen für die vielen, vielen Menschen überall im Land, die nicht zuerst fragen, was der Staat tun kann, sondern die loslegen.

Und genau das meine ich mit Mut: Mitmachen und sich einmischen, Neues auf den Weg bringen, Verantwortung übernehmen für sich und andere. Und unsere Demokratie mit Leben füllen.

Das alles scheint nicht viel gegen die großen Krisen unserer Zeit. Es ist aber so viel mehr, als wir denken! Denn Verantwortung, Veränderung und Verständigung beginnen immer mit kleinen Schritten. Und die vielen kleinen Schritte, das beherzte Anpacken, das füreinander Einstehen – das ist es, was uns als Gesellschaft stark macht, was uns zusammenhält und was uns zu einem lebenswerten Land macht.

Wenn wir unseren Mut miteinander teilen, dann entsteht daraus eine große gemeinsame Kraft. Lassen Sie uns diese gemeinsame Kraft nutzen: für uns und für unsere Kinder und Enkel.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien und Freunden ein gutes und glückliches Jahr 2025!“

Neujahrsansprache mit deutscher Gebärdenübersetzung