Der Waldboden ist der Boden des Jahres 2024. Anlässlich des Weltbodentags betonte Minister Peter Hauk die Rolle von Forschungsprogrammen, um Waldböden besser zu verstehen und sie im Rahmen der Bewirtschaftung zu fördern.
„Fast 40 Prozent der Fläche Baden-Württembergs sind Waldböden. Wir verdanken ihnen sauberes Trinkwasser, die Speicherleistung des klimaschädlichen Kohlenstoffdioxids (CO₂) und das Wachstum der Bäume sowie weiteren Pflanzen im Wald. Waldböden sind die Grundlage für gesunde und stabile Wälder. Sie sind zudem komplexe Ökosysteme. In einer Handvoll Waldboden sind ungefähr acht Milliarden Lebewesen. Eine intakte Bodenbiodiversität ist für ein gesundes Ökosystem Wald unersetzlich. Daher muss eine nachhaltige und naturnahe Waldbewirtschaftung sich dem wertvollen Gut Boden stets bewusst sein und ihre Maßnahmen danach ausrichten“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR), Peter Hauk, am 4. Dezember 2023 in Stuttgart anlässlich des am 5. Dezember stattfindenden Weltbodentags.
Bereits zum dritten Mal seit 1987 findet derzeit bundesweit eine Inventur der Waldböden statt. Die sogenannte Bodenzustandserhebung im Wald begann bereits vor zwei Jahren und soll spätestens im Jahr 2028 verschiedene Informationen liefern. Beispielsweise wie sich die Bodeneigenschaften seit 1987 verändert haben und welche Wechselwirkungen zwischen Umwelteinflüssen und dem Waldzustand bestehen. Zudem welche Rolle Waldböden als Kohlenstoffspeicher haben und wie sich die Bodeneigenschaften im Klimawandel verändern.
Solide Wissensgrundlage sicherstellen
„Eine fachlich fundierte Beratung der mehr als 200.000 privaten Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer kann nur mit soliden Wissensgrundlagen über die Böden und deren Funktion im Klimawandel sichergestellt werden“, betonte Minister Peter Hauk. Hierzu tragen auch Ergebnisse aus Forschungsprojekten bei, die unter anderem durch das Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt und dem Notfallplan für den Wald unterstützt wurden und werden.
Die Abteilung Boden und Umwelt der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) nimmt mit verschiedenen Projekten den Boden unter die Lupe und erarbeitet praktische Hilfen für die Waldbewirtschaftung im Klimawandel. Zum Beispiel mit dem Projekt „Biodiversität von Waldböden: Bodenfauna“ legte die FVA den Grundstein für ein langfristiges Monitoring der Bodentiere in Baden-Württembergs Wäldern.
Waldböden weisen eine hohe Artenvielfalt auf. Mikroskopisch kleine Einzeller wie Bakterien und Pilze sowie wirbellose Tiere wie Springschwänze, Hornmilben und Regenwürmer bilden einen wichtigen Bestandteil der Biodiversität im Boden. Durch ihre Grabaktivität und die Zersetzung toter organischer Materie tragen Bodenorganismen zu Bodendurchlüftung, -drainage und -fruchtbarkeit bei.
Große Belastungen für Waldböden
Saurer Regen, jahrhundertelange Übernutzung der Waldböden durch Verwendung herabgefallenen Laubs und Nadeln zur Einstreu in Viehställe, intensive Beweidung im Wald sowie Entwaldung, haben den Waldböden bis vor einigen Jahrzehnten stark zugesetzt. „Mit der regenerationsorientierten Bodenschutzkalkung in den Wäldern Baden-Württembergs stabilisieren wir seit Jahrzehnten versauerte Böden. Überlebensnotwendige Nährstoffe werden dadurch nicht ausgewaschen und bleiben für Pflanzen und Bäume verfügbar“, sagte Minister Hauk.
In Baden-Württemberg sorgte eine frühzeitige Umstellung auf eine pflegliche und naturnahe Waldwirtschaft für strukturreiche, gemischte und alte Wälder. Der steigende Anteil von Laubmischwäldern sorge für eine leichter zersetzbare Streuauflage, was zudem die Kohlenstoffspeicherung im Mineralboden stabilisiert und erhöht.
Gesunde Wälder wolle man durch die Pflege und Pflanzung trockenheitsresistenter und an den Standort angepasster Baumarten fördern. Regelmäßige Pflegemaßnahmen dienten zum Aufbau vitaler großer Baumkronen. Die privaten Waldbesitzer berate die Landesforstverwaltung vor Ort kostenlos zur bodenschonenden und naturnahen Waldpflege. „Die Fördermaßnahmen der Verwaltungsvorschrift ‚Nachhaltige Waldwirtschaft‘ zum Umbau und zur Pflege des Waldes verbessern den gesamten Waldzustand und damit auch den Zustand der Waldböden“, betonte Forstminister Hauk.
Weltbodentag
Der Weltbodentag wurde 2002 beim 17. Weltkongress der Internationalen Bodenkundlichen Union (IUSS) ins Leben gerufen. Zahlreiche Aktionen machen an diesem Datum auf die lebenswichtige Bedeutung der Böden aufmerksam. Sie leisten einen unverzichtbaren Beitrag für Klimaschutz, Artenvielfalt und Nahrungsmittelversorgung.
Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz: Waldstrategie Baden-Württemberg