Schülerinnen und Schüler benötigen das Handwerkszeug, um nachhaltig zu handeln und damit zu einer positiven gesellschaftlichen Entwicklung beizutragen. Deshalb ist das Thema Nachhaltigkeit fest in den Bildungsplänen verankert. Ein neues Schulnetzwerk soll das Thema weiter vertiefen.
Nachhaltigkeit ist mittlerweile in aller Munde. Seit 2016 ist beispielsweise die Leitperspektive Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) fest in den baden-württembergischen Bildungsplänen verankert, seit 2018 verstärkt nun auch eine BNE-Landeskoordinatorin im Kultusministerium das Thema Nachhaltigkeit. Inzwischen sind auch Studiengänge an das Thema Nachhaltigkeit angepasst, und man kann sich zum Nachhaltigkeitsmanager weiterbilden. Beispiele für Nachhaltigkeitsinitiativen gibt es unzählige. Sie sind wichtig, denn jeder einzelne von uns kann dazu beitragen, das Klima und die Umwelt zu schützen – und deren Notwendigkeit sowie Ausbau haben die Fridays for Future-Demonstrationen einmal mehr deutlich gemacht. Es ist wichtig, in puncto Nachhaltigkeit am Ball zu bleiben – und für die Zukunft mit den Schülerinnen und Schülern zu arbeiten und ihre Interessen ernst zu nehmen. Hier soll das BNE-Schulnetzwerk einen wichtigen Beitrag leisten, dessen Auftakt am Montag, 25. November, in der neuen Klima Arena in Sinsheim mit Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften sowie Vertreterinnen und Vertretern aus der Zivilgesellschaft, dem Bildungswesen sowie der Wissenschaft gefeiert wird.
Dass das Wissen, das Engagement, die Kreativität, und somit das gute Echo aller Bemühungen für einen nachhaltigen Lebenswandel weitergetragen und multipliziert werden, ist ein Kernziel des BNE-Schulnetzwerks. „Nachhaltigkeit meint dabei nicht nur die Reaktionen auf den Klimawandel oder den Schutz der Biodiversität, sondern auch die gerechte Teilhabe in einer heterogenen Gesellschaft, den Erhalt demokratischer Rechtsstaatlichkeit und das verantwortliche Wirtschaften“, sagt Staatssekretär Volker Schebesta und ergänzt: „Unsere Schülerinnen und Schüler benötigen das Handwerkszeug, um nachhaltig zu handeln und damit zu einer positiven gesellschaftlichen Entwicklung beizutragen. Deshalb will das Kultusministerium mit dem BNE-Schulnetzwerk eine Plattform bieten, auf der Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte über alle Schularten hinweg voneinander und miteinander lernen und die Zukunft nachhaltig gestalten können.“ Je weiter verbreitet diese Plattform ist, desto größer wird der Resonanzraum für das Echo, das eine auf Nachhaltigkeit abzielende Bildung weiterträgt. In Sinsheim wird Volker Schebesta die Registrierungsplattform freischalten und damit den Startschuss für den nachhaltigen Austausch geben.
Wissen, Haltung und Handlung verbinden
Das BNE-Schulnetzwerk soll genau wie die BNE-Modellschulen Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler unterstützen, Nachhaltigkeit in der Schulpraxis umzusetzen, innovative Lernkonzepte auszuprobieren und sich auszutauschen. „Bildung für nachhaltige Entwicklung benötigt neue Lehr-, Lern- und Handlungsformate, denn Wissen allein ist keine Kompetenz. Kompetenz für die Entwicklung nachhaltiger Lebensstile entsteht nur, wenn Schule 2030 Wissen, Haltung und Handlung mit Meta-Lernen verbindet“, sagt Professor Dr. Olaf-Axel Burow von der Universität Kassel, der bei der Auftaktveranstaltung in der Klima Arena einen wissenschaftlichen Impuls gibt, und fährt fort: „Wenn es stimmt, dass unser Überleben von der Entwicklung nachhaltiger Lebensstile abhängt, dann muss Schule 2030 zu einem Ort werden, an dem man lernt, Zukunft zu gestalten.“ Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler stünden demnach vor der Herausforderung, zu Zukunftsgestaltern zu werden – und darüber sollen sie sich auch innerhalb des BNE-Schulnetzwerks austauschen.
„Schon den Jüngsten zeigen und vermitteln, dass unser heutiges Verhalten das Leben der Zukunft beeinflusst und dass jede und jeder Einzelne im Alltag Spuren hinterlässt, die noch sehr lange sichtbar sind auf unserer Erde – das ist die Aufgabe der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Und sie wird immer wichtiger“, sagt Dr. Andre Baumann, Staatssekretär im Umweltministerium, das die Veranstaltung in der Klima Arena unterstützt, und fügt hinzu: „Durch das BNE-Schulnetzwerk entstehen Kooperationen und Synergien, die helfen, diese Aufgabe an unseren Schulen noch besser wahrzunehmen. Und was wir an Sachkenntnis aus dem Bereich des Umweltministeriums einbringen können, wird ebenfalls dazu beitragen, nachhaltiges Denken und Handeln schon in den Schulen zu fördern.“
Nachhaltigkeit leben und weiterentwickeln
Die auf Nachhaltigkeit abzielende Bildung benötigt einen Austausch, den das BNE-Schulnetzwerk befördert. Das Kultusministerium wird darüber hinaus auf der Bildungsmesse „didacta“ im März 2020 einen großen landesweiten Schülerkongress veranstalten. Dieser soll die Netzwerkarbeit intensivieren und wird beispielsweise die Aspekte Schülermitbestimmung, Demokratiefähigkeit und nachhaltiges Handeln im nationalen und europäischen Kontext thematisieren.
„Nachhaltigkeit darf nicht nur propagiert, sie muss auch gelebt und weiterentwickelt werden. Deshalb setzen wir uns als Landesregierung disziplinübergreifend und als Kultusministerium bildungspolitisch auf verschiedenen Ebenen für dieses zukunftswichtige Thema ein“, sagt Volker Schebesta und fügt an: „Ich hoffe, dass das BNE-Schulnetzwerk als ein Baustein unserer Aktivitäten viele Mitglieder bekommt und durch den Austausch zahlreiche nachhaltige Ideen liefert, damit es zu einem Leuchtturmprojekt innerhalb der BNE-Gesamtstrategie der Landesregierung reifen kann.“
Nachhaltigkeitsthemen sind fest in den Bildungsplänen verankert
In Baden-Württemberg wurden Nachhaltigkeitsthemen durch die Einführung der Leitperspektive Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in den Bildungsplan 2016 für die allgemein bildenden Schulen verankert. Mit dem Projekt „BNE-Modellschulen Heidenheim“ und „BNE-Schulnetzwerk Baden-Württemberg“ soll die Leitperspektive wirksam und strukturell in der Schulpraxis verankert werden. Der Schwerpunkt liegt auf der jeweiligen Schule, bezieht deren Umfeld mit ein, und die Ergebnisse sollen am Ende auch mit Hilfe des Netzwerks in die Fläche getragen werden. Die Universität Bamberg begleitet das Projekt wissenschaftlich. Mit den BNE-Modellschulen soll der „Whole System Approach“ (WSA) nicht nur an einer Schule, sondern in einer Modellregion erprobt werden. WSA ist der ganzheitliche Schulentwicklungsprozess im Sinne von BNE mit allen am Schulleben beteiligten Personen und Institutionen, wobei der Schulstandort (Schulträger, Wirtschaftsakteure, Zivilgesellschaft oder ähnliche) aktiv in den Transformationsprozess einbezogen ist. Das Ziel ist eine ganzheitliche Entwicklung der Schullandschaft im nachhaltigen Sinne einer BNE. Dies bezieht sich unter anderem auf die Bereiche Unterricht und Lernsettings, Personalentwicklung, Gebäude und Campus. Grundlage sind die 17 Globalen Entwicklungsziele der UN (Sustainable Development Goals), der Nationale Aktionsplan BNE und der Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung.