Minderheiten

Staatsvertrag mit Landesverband der Deutschen Sinti und Roma unterzeichnet

Staatsministerin Theresa Schopper (l.) und Daniel Strauß (r.), Vorsitzender des Landesverbands Deutscher Sinti und Roma (Bild: Staatsministerium Baden-Württemberg)

Die Landesregierung hat den Staatsvertrag mit dem Landesverband der Deutschen Sinti und Roma unterzeichnet. Der Vertrag ist ein Bekenntnis zur historischen Verantwortung des Landes und der gemeinsamen Zukunft. Die Laufzeit des Vertrags wurde auf 15 Jahre verlängert.

„Es ist mir wichtig, dass wir die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Landesverband der Deutschen Sinti und Roma mit einem weiteren Staatsvertrag auf rechtsverbindlicher Grundlage fortsetzen. Der heutige Staatsvertrag ist ein Bekenntnis einerseits zur historischen Verantwortung unseres Landes, aber andererseits auch zu unserer gemeinsamen Zukunft“, sagte Staatsministerin Theresa Schopper anlässlich der Vertragsunterzeichnung.

Bekenntnis zur historischen Verantwortung und zur gemeinsamen Zukunft

Der bisher geltende Staatsvertrag mit dem Landesverband der Deutschen Sinti und Roma mit einer Laufzeit von fünf Jahren laufe Ende des Jahres aus. Staatsministerin Theresa Schopper: „Mit dem Staatsvertrag von 2014 kam Baden-Württemberg erstmals umfassend der Aufgabe nach, Kultur, Tradition und Sprache der Minderheit zu schützen und zu fördern. In der Umsetzung haben wir sehr positive Erfahrungen gemacht und uns entschieden, die wesentlichen Zielsetzungen in den Bereichen Bildung, Kultur, Soziales und Gedenken sowie die Unterstützung der Integration bleibeberechtigter, nichtdeutscher Sinti und Roma im neuen Vertrag fortzuführen.“ Auch die bewährte Form der Zusammenarbeit im „Rat für die Angelegenheiten deutscher Sinti und Roma in Baden-Württemberg“ bleibe erhalten.

Verlängerung der Vertragslaufzeit auf 15 Jahre

„Die Erfahrung der letzten fünf Jahre hat aber auch gezeigt: Wir müssen noch eine Schippe drauflegen, um nachhaltige Verbesserungen zu erzielen. Wir haben Vertrauen ineinander gewonnen. Das ist unbezahlbar. Und dieses Vertrauen wollen wir weiter stärken“, sagte Schopper. Die Laufzeit des Vertrags werde auf 15 Jahre verlängert, um beiden Seiten mehr Planungssicherheit zu geben. Der Vertrag sehe zudem eine Erhöhung der Förderung von 500.000 Euro auf 700.000 Euro im Jahr 2019 und 721.000 Euro im Jahr 2020 vor. Von 2021 bis 2033 werde die Summe mit zwei Prozent dynamisiert.

Stärkere Unterstützung auf dem Bildungsweg

„Vor allem für die Bereiche Bildung und Kulturförderung wollen wir eine stärkere Unterstützung bereitstellen, um junge Sinti und Roma auf ihrem Bildungsweg stärker unterstützen zu können“, betonte Staatsministerin Theresa Schopper. Eine Bildungsstudie des Landesverbandes habe deutlich gezeigt, dass der schulische und berufliche Ausbildungsgrad der Sinti und Roma in Deutschland unterdurchschnittlich sei.

„Mit dem neuen Staatsvertrag haben wir die Möglichkeit, gleichberechtigte Teilhabe für Sinti und Roma auf Dauer in der Gesellschaft zu verfestigen, Institutionen weiter zu sensibilisieren und junge Sinti und Roma zu fördern. Wir widmen uns auch der Erforschung der eigenen Geschichte und Kultur und werden beispielsweise Romanes-Sprachkurse aufbauen. Die Übersetzung des Staatsvertrags auf Romanes ist für uns ein Zeichen, dass die Kultur der Sinti und Roma gewürdigt wird“, sagte der Vorsitzende des Landesverbands Deutscher Sinti und Roma Baden-Württemberg Daniel Strauß anlässlich der Vertragsunterzeichnung in Stuttgart.

Peter Maffay, der mit seiner Stiftung in Rumänien aktiv ist, sagte: „Eine Demokratie muss sich stets daran messen lassen, wie sie mit Minderheiten umgeht. Die Neuauflage des Staatsvertrags mit den Sinti und Roma und die deutliche Aufstockung der finanziellen Mittel zeigen, dass der Schutz ethnischer Minderheiten in Baden-Württemberg einen hohen Stellenwert genießt. Ich finde es besonders begrüßenswert, dass im Bereich der Bildung junger Roma und Sinti zukünftig noch mehr getan wird. Bildung ist und bleibt der Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben in sozialer Sicherheit und persönlicher Freiheit.“

Kultur und Sprache der Minderheit fördern

„Wir wollen zudem den Beitrag der Minderheit zur kulturellen Vielfalt im Land stärken. Es ist immer noch zu wenig über die Kultur und kulturelle Leistung der Sinti und Roma bekannt“, unterstrich Staatsministerin Schopper. Ziel sei es, Kultur und Sprache der Minderheit zu fördern, Engagement für Kultur und Gesellschaft zu ehren, oder auch Vorbilder sichtbar zu machen. „Wer weiß denn schon, dass Charlie Chaplin und Picasso Roma waren und Anna Netrebko von russischen Roma abstammt? Auch Marianne Rosenberg ist eine deutsche Sinti und Tochter eines Überlebenden des nationalsozialistischen Völkermordes“, so Schopper. Daher sollen eine Geschichtswerkstatt und verstärkt Sprachkurse in Romanes angeboten werden.

Der Vertrag werde – wie schon vor fünf Jahren – als Zustimmungsgesetz durch den Landtag beschlossen, um die besondere historische und politische Verantwortung zu würdigen. „Gerne würde ich behaupten, wir hätten es bei Antisemitismus, Antiziganismus und Rassismus nur mit historischen Phänomenen zu tun. Aber ich sehe mit Sorge, dass die Diskriminierung von Roma nicht überwunden ist und dass sie sogar in etablierten Demokratien wieder geschürt wird“, betonte Staatsministerin Theresa Schopper.

Sinti und Roma in Deutschland

Die baden-württembergischen Sinti und Roma sind anerkannte nationale Minderheit in Deutschland und genießen den Schutz und die Anerkennung des Rahmenübereinkommens des Europarates zum Schutz nationaler Minderheiten und der Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen. Nach diesen ist es die Aufgabe des jeweiligen Landes, geeignete Bedingungen zu schaffen, die es den auf ihrem Gebiet lebenden nationalen Minderheiten ermöglichen, ihre Kultur und Sprache zu erhalten sowie ihre Identität zu wahren.

Der Rat für die Angelegenheiten der deutschen Sinti und Roma ist ein Gremium, welches mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen Sinti und Roma in Baden-Württemberg sowie der Ministerien, mit Abgeordneten des Landtags sowie einem Vertreter der Kommunalen Landesverbände besetzt ist. Es soll die Zusammenarbeit zwischen der Minderheit der Sinti und Roma und dem Land stärken.

Bildungsstudie des Landesverbands Deutscher Sinti und Roma

Verband Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Baden-Württemberg

Mediathek: Bilder zum Herunterladen

Weitere Meldungen

Eine Pflegerin im Gespräch mit einem alten Mann.
  • Pflege

Fünf Millionen Euro gegen Personalmangel in der Pflege

Der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen (links) begrüßt Ministerpräsident Winfried Kretschmann (rechts).
  • Auslandsreise

Kretschmann auf Delegationsreise in Wien

Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut
  • Wirtschaft

Dialogreihe mit Spitzenunter­nehmerinnen fortgesetzt

Staatssekretär Dr. Patrick Rapp
  • Delegationsreise

Wirtschaftsdelegation reist nach Frankreich

Zum 1. Juli 2024 übergibt Udo Götze, Staatssekretär im Thüringer Ministerium für Inneres und Kommunales, den Vorsitz im Verwaltungsrat der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) an Reiner Moser, Amtschef im Ministerium des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen Baden-Württemberg.
  • Glücksspiel

Land übernimmt Vorsitz der Glücksspielbehörde

Traktor auf dem Feld
  • Landwirtschaft

Erleichterungen für GAP-Förderung beschlossen

Ministerpräsident Winfried Kretschmann bei seiner Rede
  • Wohnen und Bauen

Strategiedialog Wohnen und Bauen läuft auf Hochtouren

Ein Mann mit einem Smartphone in der Hand sitzt an einem Tisch vor einem Laptop.
  • Digitalisierung

Wohnsitzanmeldung auch digital möglich

Die Europafahne weht auf dem Dach der Villa Reitzenstein, dem Amtssitz des Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg.
  • Wahlen

Endgültiges Ergebnis der Europawahl 2024

Auswärtige Kabinettssitzung im Neuen Schloss in Meersburg
  • Landesregierung

Bericht aus dem Kabinett vom 25. Juni 2024

Logo der Landesstrategie Bioökonomie Baden-Württemberg
  • Bioökonomie

Fortschreibung der Bio­ökonomiestrategie beschlossen

Startsignal zur nächsten Phase Cyber Valley
  • Künstliche Intelligenz

Erstes ELLIS Institut im Cyber Valley eröffnet

Portrait von Finanzminister Danyal Bayaz
  • Bundesrat

Änderungen in der Rentenpolitik gefordert

IMK 2024
  • Sicherheit

Innenministerkonferenz in Potsdam

Abbdildung eines Ausschnitts des Zertifikat audit berufundfamilie für das Staatsministerium Baden-Württemberg 2023.
  • Beruf und Familie

Staatsministerium mit audit berufundfamilie zertifiziert

Unterwegs in Baden-Württemberg, IRE 3259 als Dieseltriebwagen der Baureihe VT 612. (Bild: © Deutsche Bahn AG / Georg Wagner)
  • Schienenverkehr

Freie Fahrt für junge Menschen

Säue schauen durch die Absperrung eines Stalles auf einem Bauernhof. (Bild: © dpa)
  • Tierschutz

Nachbesserungen am Tierschutzgesetz gefordert

Ein Landwirt pflügt ein Feld. Luftaufnahme mit einer Drohne. (Foto: Patrick Pleul / dpa)
  • Landwirtschaft

Kongress zum Schutz landwirtschaftlicher Flächen

Firtz Genkinger in seinem Atelier
  • Digitale Kunstausstellung

Fritz Genkinger: Sportmotive prägen seine Arbeiten

Die Kabinettsmitglieder sitzen am Kabinettstisch der Villa Reitzenstein.
  • Landesregierung

Bericht aus dem Kabinett vom 18. Juni 2024

Polizisten kontrollieren eine Gruppe Jugendlicher. (Foto: dpa)
  • Sicherheit

Schutz von Beschäftigten im öffentlichen Dienst vor Gewalt

  • Verbraucherschutz

Portal Lebensmittelwarnung weiterentwickelt

  • PODCAST ZUM BUNDESRAT

SpätzlesPress #3: Spacetalks mit Alexander Gerst

OP Plexus
  • Polizei

Schlag gegen die Organisierte Betäubungsmittelkriminalität

Ein Mann programmiert einen Roboterarm, der in einer Produktionslinie einer Smart Factory eingebaut ist.
  • Arbeitsmarkt

Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten