Das Staatsministerium unterstützt die Nothilfe für Geflüchtete an der Grenze in Bosnien-Herzegowina. Baden-Württemberg setzt sich mit Nachdruck für die Belange der Zivilgesellschaft im Donauraum ein, der auch bei der Unterstützung der Geflüchteten eine wichtige Rolle zukommt.
„Die Bilder aus den Flüchtlingslagern in der Krisenregion an der Grenze in Bosnien-Herzegowina haben uns alle tief betroffen gemacht“, so Ministerpräsident Winfried Kretschmann am 23. Februar 2021 in Stuttgart. „Es ist deshalb wichtig, dass wir im Rahmen unseres Engagements im Donauraum einen Beitrag dazu leisten, um die schlimmste Not etwas zu lindern. Wir wollen damit die Zivilgesellschaft im Donauraum unterstützen, um Menschen in extremer Notlage zu helfen. Mein Dank geht dabei auch an die zivilgesellschaftlichen Kräfte, die sich trotz der Pandemie mit großem Engagement für die Geflüchteten an Europas Außengrenzen einsetzen.“
Zivilgesellschaft im Donauraum unterstützen – Menschen in extremer Notlage helfen
Im Rahmen der Umsetzung der EU-Strategie für den Donauraum (EUSDR) setzt sich Baden-Württemberg mit Nachdruck für die Belange der Zivilgesellschaft im Donauraum ein, der auch bei der Unterstützung der Geflüchteten eine wichtige Rolle zukommt. „Dabei profitieren wir von den langjährigen Netzwerken der vielen engagierten Trägerorganisationen aus Baden-Württemberg“, so die Staatsministerin und Sondergesandte für den Donauraum, Theresa Schopper, am 22. Februar 2021 nach einem Gespräch mit dem Theologen und Vorsitzenden des Mannheimer Vereins Hilfe Konkret, Johannes Neudeck. Das Staatsministerium unterstützt ein Projekt des Vereins zur Nothilfe für Geflüchtete an der Grenze in Bosnien-Herzegowina mit 30.000 Euro. „Durch das Netzwerk der hiesigen Trägerorganisation erhalten wir nicht nur einen ungefilterten Zugang zu Informationen aus der Krisenregion. Durch die Zusammenarbeit ist es uns auch möglich, vor Ort schnell und unbürokratisch zusätzliche Hilfe zu leisten.“
In Zusammenarbeit mit lokalen Partnern werden durch Hilfe Konkret Lebensmittel, Schuhe oder Hygieneartikel durch Teams an die Bedürftigen an der Grenze in Bosnien-Herzegowina verteilt, die teils unter ärmlichsten Bedingungen außerhalb der offiziellen Lager in den Regionen um Bihac und Sarajevo leben.
Über die Wintermonate hat sich die ohnehin schwierige Situation der gestrandeten Geflüchteten in Bosnien-Herzegowina noch erheblich zugespitzt. „Der kalte Winter ist ein enormes Problem. Dies gilt zum einen für die Menschen in den Flüchtlingscamps. Die Zelte, in denen diese Menschen untergebracht sind, sind nicht für solche Temperaturen geeignet. Daher stellt das Beheizen eine enorme Herausforderung dar“, so Neudeck. „Dies gilt auch umso mehr für die Menschen, die in Ruinen, Wäldern oder leerstehenden Häusern um ihr Überleben kämpfen. Geschätzt sind aktuell ca. 9.000 Menschen in Bosnien-Herzegowina auf der Flucht gestrandet. Nur etwa knapp zwei Drittel von ihnen leben in offiziellen Lagern in der Region Bihac oder nahe der Hauptstadt Sarajevo. Der Rest schlägt sich allein durch. Rund 1.500 der Menschen sind Frauen und Kinder.“
Helferteams an Grenzen ihrer Belastbarkeit
Dadurch kämen auch die Helferteams an die Grenzen ihrer Belastbarkeit, so Neudeck. „Auch die persönliche Hygiene ist oft schwierig, gerade wenn man sich nicht im Freien waschen kann. Unsere Ehrenamtlichen sind daher neben vielen anderen medizinischen Herausforderungen vermehrt auch mit Krätze konfrontiert. Insofern sind unsere Partnerorganisationen und wir für die Unterstützung des Staatsministeriums sehr dankbar, da wir nun auch im Bereich Hygiene, Wundsalben und einfacher Erster Hilfe vermehrt aktiv werden können. Auch sind wir jetzt in der Lage, geeignetes Schuhwerk zur Verfügung zu stellen.“
Durch die Covid 19-Pandemie haben sich auch die Umstände für die Helfer verschärft. „In den Wintermonaten sind mehr Menschen, in den Camps, Zelten oder improvisierten Unterkünften noch enger beieinander als im Sommer. Da sind die gängigen Voraussetzungen zur Vermeidung von Ansteckungen nicht immer gegeben“, so Johannes Neudeck. „Ebenso gibt es nicht überall ausreichend Tests. Es ist für die vor Ort lebenden Ehrenamtlichen und Freiwilligen nicht einfach, unter diesen erschwerten Bedingungen zu arbeiten.“
Aus Sicht der EUSDR ist es insbesondere von Bedeutung, dass über die kurzfristige Nothilfe hinaus eine längerfristige Projektzusammenarbeit zwischen den beteiligten Nichtrechtregierungsorganisationen entsteht, um die Zivilgesellschaft im Donauraum insgesamt zu stärken.
Die EU-Strategie für den Donauraum (EUSDR)
Die EU-Strategie für den Donauraum (EUSDR) verfolgt das Ziel, die Zusammenarbeit der Donauländer zu stärken. Schwerpunkte sind die Bereiche Infrastruktur, Umweltschutz, die Schaffung von Wohlstand sowie gute Regierungsführung. Die Strategie umfasst neun EU-Mitgliedstaaten: Bulgarien, Deutschland, Kroatien, Österreich, die Tschechische Republik, Ungarn, Rumänien, die Slowakische Republik und Slowenien. Außerhalb der EU bezieht sie Serbien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, die Republik Moldau und die Ukraine ein. Seit ihrer Verabschiedung durch den Europäischen Rat am 24. Juni 2011 setzt sich Baden-Württemberg mit Nachdruck für die Umsetzung der Strategie ein.