Ein breites Bündnis aus Wirtschaft, Gewerkschaften, der Bundesagentur für Arbeit sowie von Land und Kommunen stärkt die berufliche Ausbildung und den Fachkräftenachwuchs. Die Bündnispartner helfen durch viele Maßnahmen, damit Ausbildungsbetriebe und junge Menschen zusammenfinden.
„Wir brauchen hochqualifizierte Fachkräfte, dringender denn je. Gleichzeitig erleben wir, dass die Betriebe sich zunehmend schwertun, ihre Ausbildungsstellen zu besetzen. Wir brauchen den gemeinsamen Einsatz für die Ausbildung, genau darum geht es beim Ausbildungsbündnis. Es bringt die entscheidenden Akteure zusammen: Wirtschaft, Gewerkschaften, die Bundesagentur für Arbeit sowie Land und Kommunen“, so Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Donnerstag, 4. Mai 2023, in Stuttgart anlässlich der Unterzeichnung des neuen „Bündnisses zur Stärkung der beruflichen Ausbildung und des Fachkräftenachwuchses 2023 bis 2027“ (PDF).
„Menschen in Ausbildungsberufen werden wesentlich dazu beitragen, dass wir die Herausforderungen bewältigen, vor denen wir stehen. Nur dank ihnen können wir die Energiewende stemmen. Denn sie sind es, die Solaranlagen aufs Dach schrauben, Wärmepumpen installieren, Windkraftanlagen aufstellen oder Elektroautos bauen. Es sind sie, die die ökologische Transformation unserer Wirtschaft voranbringen“, so der Ministerpräsident.
Seit 2004 habe das Bündnis viele wichtige Maßnahmen erfolgreich umgesetzt. Im letzten Bündnis-Zeitraum insbesondere für Jugendliche mit besonderem Förderbedarf, für die Digitalisierung der Ausbildung und zur Bewältigung der Pandemie. Künftig komme noch stärker die berufliche Orientierung in den Blick.
Handlungsfelder des neuen Ausbildungsbündnisses
Für die kommenden Jahre hat das neue Ausbildungsbündnis die folgenden zentralen Herausforderungen erkannt: die demografische Entwicklung, die Transformation zu einer digitalen und nachhaltigen Wirtschaft und der Umgang mit den Auswirkungen allgemeiner Krisensituationen, wie während der Corona-Pandemie. Daraus ergeben sich für das „Bündnis zur Stärkung der beruflichen Ausbildung und des Fachkräftenachwuchses 2023 bis 2027“ die folgenden fünf Handlungsfelder:
- Berufliche Orientierung – Wirksamkeit erhöhen
- Chancengarantie – Wege in Ausbildung aufzeigen
- Erfolgreiche Ausbildung – Lernorte bei der Qualitätsentwicklung unterstützen
- Transformation – für eine digitale und nachhaltige Wirtschaft ausbilden
- Duales Ausbildungssystem – Funktionsfähigkeit erhalten
Guter Übergang zwischen Schule und Beruf ist fundamental wichtig
„Es ist fundamental wichtig, dass sich das Ausbildungsbündnis um einen guten Übergang zwischen Schule und Beruf bemüht. Gleichzeitig müssen wir noch deutlicher machen, dass eine berufliche Ausbildung nicht weniger wert ist als ein akademischer Bildungsweg. Die Bündnispartner helfen durch viele Maßnahmen, damit Ausbildungsbetriebe und junge Menschen zusammenfinden. Ein Leuchtturm-Projekt sind dabei die Praktikumswochen Baden-Württemberg als innovatives Praktikumsformat. Ich freue mich, dass die Praktikumswochen dieses Jahr wieder an den Start gehen. Solche Formate brauchen wir“, so Kretschmann.
„Das Ausbildungsbündnis steht für kontinuierlichen Dialog, eine leistungsfähige Berufsausbildung und beste Berufschancen für die jungen Menschen in unserem Land. Klar ist, dass wir mehr junge Menschen in Ausbildung brauchen. Dafür müssen wir noch besser sichtbar machen, wie vielfältig unsere Ausbildungsberufe sind und welche Entwicklungs- und Karrierechancen damit offenstehen“, sagte Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus. Besonders wichtig sei, dass die berufliche und die akademische Bildung gleichwertig sind.
„Eine Ausbildung ist eine Win-win-Situation für die Jugendlichen und die Betriebe. Wir haben uns im Ausbildungsbündnis darauf verständigt, in Ergänzung zur geplanten Ausbildungsgarantie des Bundes allen ausbildungsinteressierten Menschen in Baden-Württemberg im Sinne einer Chancengarantie die Möglichkeit zu geben, einen Pfad in die Ausbildung zu finden. Darum wollen wir auch im Sinne dieser Chancengarantie noch mehr jungen Menschen den direkten Übergang von der Schule in eine Berufsausbildung ermöglichen und Jugendliche mit Förderbedarf bestmöglich unterstützen. Dafür weiten wir den Modellversuch zur Neugestaltung des Übergangs von der Schule in den Beruf konsequent aus“, kündigte Arbeits- und Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut an.
Berufliche Orientierung stärken
„Mit der Verlängerung des Bündnisses wollen wir gemeinsam mit den Bündnispartnerinnen und -partnern auch die Umsetzung der Beruflichen Orientierung verbessern. Es ist unser Ziel, junge Menschen möglichst individuell auf ihrem Weg in den Beruf zu unterstützen und die erfolgreiche Besetzung des großen Ausbildungsplatzangebots voranzutreiben“, sagte Kultusstaatssekretärin Sandra Boser. Dabei hob sie die sehr gute und wichtige Zusammenarbeit mit den Partnerinnen und -partnern im Ausbildungsbündnis hervor: „Unternehmen und Kooperationspartner sind bei der Beruflichen Orientierung unverzichtbare Partner für die Schulen. Sie bieten den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, praktische Erfahrungen zu machen. Mit dem gemeinsamen neuen Format der Praktikumswochen BW haben wir ein hervorragendes zusätzliches Instrument, frühzeitige und niedrigschwellige betriebliche Praxiskontakte zu ermöglichen.“ Derzeit können Betriebe und Jugendliche bereits Praktikumstage rund um die Pfingst- und Herbstferien vereinbaren, die durch eine digitale Plattform vermittelt werden.
Unterzeichnende der Vereinbarung
Die Vereinbarung wurde seitens der Landesregierung unterzeichnet von Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, der Staatssekretärin im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Sandra Boser, der Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Petra Olschowski und der Staatssekretärin im Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Dr. Ute Leidig.
Zudem unterschrieben die Vizepräsidentin des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags Marjoke Breuning, der Präsident des Baden-Württembergischen Handwerkstags Rainer Reichhold, der Vizepräsident der Unternehmer Baden-Württemberg Thomas Bürkle, der Präsident des Landesverbands der Freien Berufe Baden-Württemberg Dr. Björn Demuth, die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes Baden-Württemberg Maren Diebel-Ebers, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit Christian Rauch, das Geschäftsführende Vorstandsmitglied des Städtetags Baden-Württemberg Ralf Broß, der Präsident des Landkreistages Baden-Württemberg Joachim Walter und der Präsident des Gemeindetags Baden-Württemberg Steffen Jäger.
Bilanz Ausbildungsbündnis 2019 bis 2022
Das Ausbildungsbündnis Baden-Württemberg konnte bereits im vergangenen Bündniszeitraum 2019 bis 2022 (PDF) einen wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung des dualen Ausbildungssystems leisten, das trotz enormer Auswirkungen der Corona-Pandemie vielen jungen Menschen in Ausbildung verlässliche Rahmenbedingungen und berufliche Perspektiven bieten konnte. Im Bündniszeitraum hatte Baden-Württemberg mit zuletzt 23,5 Prozent (2021) den bundesweit geringsten Anteil vorzeitig gelöster Ausbildungsverträge (2018: 22,8 Prozent). Der Anteil erfolgreicher Abschlussprüfungen lag 2021 stabil bei 92,8 Prozent (2018: 93,8 Prozent). Über drei Viertel (78 Prozent) der Ausbildungsabsolventinnen und -absolventen wurden 2021 von ihrem Betrieb übernommen (2018: 75 Prozent).