Kommunen und Wirtschaft im Raum Aalen-Heidenheim haben den vierten Mobilitätspakt in Baden-Württemberg unterzeichnet. Mit der Vereinbarung soll die Mobilität in der Region umweltfreundlicher und nachhaltiger werden.
Im Rahmen einer virtuellen Veranstaltung wurde am Freitag, 30. Oktober 2020, der vierte Mobilitätspakt im Land unterzeichnet. Die ursprünglich in Präsenz geplante Veranstaltung in Oberkochen musste coronabedingt via Internet stattfinden. Aufgrund einer kurzfristig anberaumten Sitzung des Landtags konnten Verkehrsminister Winfried Hermann sowie der Fraktionsvorsitzende Andreas Stoch (SPD), der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Winfried Mack (CDU) und der Abgeordnete Martin Grath (Grüne) zu ihrem Bedauern nicht persönlich teilnehmen. Der Verkehrsminister war mittels einer vor der Veranstaltung aufgezeichneten Videobotschaft zugeschaltet. Moderiert wurde die Veranstaltung vom Leiter der Abteilung Straßenbau und Straßeninfrastruktur im Verkehrsministerium, Andreas Hollatz.
Akteure zusammenzubringen, Bürger einbinden
Unter der Leitung des Landesverkehrsministers Winfried Hermann wird das Regierungspräsidium Stuttgart zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern der Landkreise Heidenheim und Ostalbkreis, der Städte Aalen, Heidenheim und Oberkochen, der Gemeinde Königsbronn, der Unternehmen Carl Zeiss AG, Voith GmbH & Co. KG, Paul Hartmann AG, der Hochschule Aalen, des Regionalverbandes Ostwürttemberg und der Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostwürttemberg sowie der Nahverkehrsgesellschaft mbH des Landes Lösungsansätze erarbeiten, um die hohe verkehrliche Belastung im Raum Aalen/Heideheim zu verbessern. Mit dem Mobilitätspakt sollen spürbare Verbesserungen hin zu einer nachhaltigen und neuen Mobilität in der Region Aalen-Heidenheim gelingen. Ausgangspunkt für die Gründung des Mobilitätspaktes ist die Erkenntnis, dass das bisherige Verkehrssystem vielfach an die Grenzen der Leistungsfähigkeit stößt. Die Belastungen im motorisierten Individualverkehr mit regelmäßigen Staus haben negative Auswirkungen auf die Bevölkerung, Umwelt und Wirtschaft in der Region.
Verkehrsprobleme können aber nicht mehr singulär gelöst werden. Verbesserungen allein im Straßenverkehr genügen nicht. Der Mobilitätspakt ist ein verkehrspolitisches Instrument und umfassendes Gesamtkonzept, das zunächst auf fünf Jahre angelegt ist. Er wird ein gemeinsam getragenes Maßnahmenpaket umfassen, das die Partner stringent begleiten und in ihrer jeweiligen Verantwortlichkeit umsetzen. Die beteiligten Partner des Mobilitätspaktes können hierbei auch neue Ideen entwickeln. Mit einer Vielzahl von Maßnahmen, die kurz-, mittel- und langfristig umgesetzt werden, sollen verstärkt intermodale und vernetzte Ansätze zum Tragen kommen. Hierzu gehören unter anderem ein verbessertes Angebot des öffentlichen Nahverkehrs, die Förderung von Fuß- und Radverkehr, eine Erhöhung der Leistungsfähigkeit von Knotenpunkten, die Erhöhung der Verkehrssicherheit sowie Verkehrsverlagerungen durch konsequentes betriebliches Mobilitätsmanagement. Auch die großen Wirtschaftsunternehmen und Bildungseinrichtungen, die Ausgangspunkte der Pendlerströme sind, können und sollen zur Lösung einen Beitrag leisten. Ebenfalls hat die Bevölkerung ab sofort Gelegenheit, sich aktiv einzubringen. Ähnlich wie bei den bestehenden Mobilitätspakten bietet eine Beteiligungsplattform die Möglichkeit, sich über den Stand des Mobilitätspaktes zu informieren und eigene Ideen einzubringen.
Das Modul zur Bürgerbeteiligung ist bis zum 20. Dezember 2020 freigeschaltet. Im Anschluss werden die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung durch die Partner des Mobilitätspaktes ausgewertet und gegebenenfalls in konkrete Verbesserungsmaßnahmen überführt.
Die Partner des Mobilitätspaktes
- Verkehrsministerium Baden-Württemberg
- Regierungspräsidium Stuttgart
- Ostalbkreis
- Landkreis Heidenheim
- Stadt Heidenheim
- Stadt Aalen
- Stadt Oberkochen
- Gemeinde Königsbronn
- Carl Zeiss AG
- Voith GmbH & Co. KG
- Paul Hartmann AG
- Hochschule Aalen
- Regionalverband Ostwürttemberg
- IHK Ostwürttemberg
- Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg mbH
Zur Vorbereitung der Vereinbarung haben bereits erste Treffen der Partner stattgefunden. Unmittelbar nach der Unterzeichnung werden die Partner ihre Arbeit fortsetzen, sich auf Lösungskonzepte einigen und Maßnahmen konkretisieren. Hierzu stehen die Beteiligten in einem regelmäßigen Austausch. Eine Bewertung und Erfolgskontrolle ist für 2025 vorgesehen.
Landesverkehrsminister Winfried Hermann sagte: „Die Verkehrswende können wir nur schaffen, wenn wir gemeinsam daran arbeiten. Wir müssen Mobilität vernetzt denken. Mich freut daher besonders, dass wir heute den vierten Mobilitätspakt im Land unterzeichnen. Gemeinsam mit den Verantwortlichen im Raum Aalen/Heidenheim werden wir uns auf den Weg machen, die Mobilität in Ihrer Region nachhaltig zu gestalten und weiterzuentwickeln. Wir möchten attraktive und nachhaltige Mobilitätsangebote schaffen und die Bevölkerung in solche Prozesse mit einbinden. Nur so können wir unsere Klimaziele und Mobilität für alle erreichen. Wir werden den Pakt daher intensiv begleiten.“
Verkehrsministerium: Gründungserklärung Mobilitätspakt Aalen-Heidenheim
Statements der Partner
Regierungspräsident Wolfgang Reimer, Regierungspräsidium Stuttgart: „Für viele Menschen ist Mobilität ein wichtiger Teil des Alltags. Im ländlichen Raum wird die Mobilität aufgrund begrenzter Angebote oftmals auf die Straße reduziert. Gerade deshalb ist im ländlichen Raum eine auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Nutzer und der Wirtschaft abgestimmte Vernetzung aller Verkehrsträger von essentieller Bedeutung. Der Mobilitätspakt Aalen-Heidenheim bietet durch die Vielfalt seiner beteiligten Partner die Chance, das bestehende Angebot nachhaltig zu stärken und die Attraktivität zu steigern. Ich freue mich, dass mit dem Mobilitätspakt Aalen-Heidenheim erstmals ein Mobilitätspakt im ländlichen Raum unterzeichnet wird, der als gutes Vorbild für viele weitere im Land dienen wird.“
Landrat Dr. Joachim Bläse, Ostalbkreis: „Beim Mobilitätspakt Aalen-Heidenheim geht es um die Mobilität der Bürgerinnen und Bürger unserer Region. Jeder einzelne vor Ort weiß am besten, „wo der Schuh drückt“, wo es Verbesserungspotenzial gibt. Daher ist mir die Beteiligung der Bürger ein äußerst wichtiges Anliegen; dies ist aktuell am besten online möglich. Ich gebe daher gerne den Startschuss zur Freischaltung der Bürgerbeteiligungsplattform zum heutigen Tage und rufe alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich in den nächsten Wochen hier rege zu beteiligen.“
Landrat Peter Polta, Landkreis Heidenheim: „Der heute unterzeichnete Mobilitätspakt für den Lebens- und Wirtschaftsraum zwischen Aalen und Heidenheim ist ein richtiger und wichtiger Schritt in Richtung eines verkehrsträgerübergreifenden Mobilitätskonzeptes. Ein gemeinsames Anliegen nicht nur der kommunalen Partner und der Wirtschaft, um zukunftsweisende Lösungen für die täglichen Verkehrsprobleme zu finden und die Anbindung der Raumschaft an die großen benachbarten Verkehrsachsen und Wirtschaftsräume zu gewährleisten. Gemeinsam wollen wir mittels kurz-, mittel- und langfristig wirkender Maßnahmen eine gute Verkehrsinfrastruktur und intelligente Konzepte entwickeln. Dabei gilt es auch die Themen Energieeffizienz und Klimaschutz im Blick zu behalten. Besonders wichtig ist uns dabei, dass unsere Bürgerinnen und Bürger über eine Beteiligungsplattform im Internet die Möglichkeit haben, eigene Ideen einzubringen und sich über den Stand des Mobilitätspaktes zu informieren.“
Oberbürgermeister Bernhard Ilg, Stadt Heidenheim: „Dieses große Projekt zeigt, dass wir die Frage der Zukunft von Mobilität ernsthaft und mit großem Aufwand angehen. Die Beteiligten stammen aus allen relevanten Bereichen: Landes- und Kommunalpolitik, Wirtschaft, Bildung, die Verkehrsträger selber. Dieser inzwischen vierte Mobilitätspakt wird die Vernetzung aller Mobilitätsmöglichkeiten vorantreiben und unsere Region wettbewerbsfähig halten: Für unsere Bürgerinnen und Bürger, für die Firmen, die bei uns hervorragende Bedingungen vorfinden, für Studierende und Touristen. Wir sind auf einen sehr guten Weg, in doppeltem Wortsinn!“
Oberbürgermeister Thilo Rentschler, Stadt Aalen: „Auf der Achse Aalen-Heidenheim als starkem Wirtschaftsraum in der Region ist eine funktionierende Mobilitätsinfrastruktur unerlässlich. Beim Mobilitätspakt sind die großen Unternehmen mit involviert, um interkommunal und landkreisübergreifend in den kommenden Jahren Verkehrskonzepte zu entwickeln. Neben der Straßeninfrastruktur soll der Umweltverbund gestärkt werden. Ansätze dazu sind der Ausbau der Brenzbahn, Radschnell-Wegeverbindungen und smarte Lösungen für Pendler in Form von Apps und Umsteigemöglichkeiten zwischen Verkehrsmitteln. Auf der Wunschliste stehen auch zusätzliche Bahnhalte in Aalen-Süd sowie zwischen Oberkochen und Königsbronn.“
Bürgermeister Peter Traub, Stadt Oberkochen: „Der Mobilitätspakt ist ein innovativer Ansatz, das Thema „Verkehr“ in unserer Raumschaft für die Zukunft übergreifend und vernetzt zu denken. Dieser umfassende Ansatz wird Verbesserungen nicht nur für den Lebens- und Wirtschaftsraum Oberkochen, sondern für den gesamten Raum zwischen Aalen und Heidenheim bringen.“
Bürgermeister Michael Stütz, Gemeinde Königsbronn: „Ich freue mich, dass der Mobilitätspakt heute unterzeichnet wird. Das Besondere ist, dass gemeinde- und landkreisübergreifend gedacht und gehandelt wird und auch die Unternehmen sowie die Bürger-/innen miteinbezogen werden. Es werden vielfältige Ideen und Planungen entstehen, die eine Verbesserung der Mobilität bringen werden. Für Königsbronn werden die Maßnahmen aus dem Mobilitätspakt für eine Entlastung der Ortsdurchfahrt sorgen.“
Prof. Dr. Gerhard Schneider, Rektor der Hochschule Aalen: „Die Hochschule Aalen ist ein zentraler Knotenpunkt in der Region, den jeden Tag Tausende Studierende und Lehrende gut erreichen müssen. Dazu ist ein nachhaltiges Verkehrskonzept wichtig, das alle Mobilitätsformen umfasst und innovative Möglichkeiten integriert. Als Partner im vierten Mobilitätspakt wollen wir Lösungen für die Zukunft entwickeln.“
Dr. Uwe Knotzer, Voith GmbH & Co. KGaA: „Mobilität treibt uns an. Als Partner des Mobilitätspakts machen wir gemeinsam energieeffiziente Mobilität für Menschen und Güter möglich. Die globalen Herausforderungen von heute bestimmen die Mobilität von morgen, denn mit dem anhaltenden Bevölkerungswachstum steigt auch der Bedarf an neuen Mobilitätskonzepten in unserem Land. In diesem Umbruch verstehen wir uns als Treiber von Innovationen und Wegbegleiter für zukunftsorientierte Mobilität.“
Dr. Raymund Heinen, Vorstandsmitglied der Paul Hartmann AG: „Als Wirtschaftsunternehmen und Arbeitgeber in Baden-Württemberg steht HARTMANN mit seiner langjährigen Geschichte für Fortschritt und Nachhaltigkeit in der Region. Wir sehen es daher als unsere Aufgabe, den Mobilitätspakt des Landesministeriums bestmöglich zu unterstützen. Gemeinsam ist es unser Ziel, das Verkehrssystem für die Bevölkerung, Umwelt und Wirtschaft zu verbessern.“
Dr. Matthias Metz, Mitglied des Vorstands der ZEISS Gruppe: „Wir bei ZEISS sehen uns in der Mitverantwortung für den uns unmittelbar umgebenden Raum und die Menschen, die hier leben. An unseren stadtnahen Standorten auf der Ostalb und in Jena wollen wir daher dazu beitragen, die Verkehrssituation durch nachhaltige und fortschrittliche Mobilität zu entspannen und dabei auch Emissionen zu verringern. Das geht nur mit innovativen Konzepten, die verschiedene Verkehrsoptionen – von Schiene und Bus, über Fahrrad bis hin zu motorisiertem Individualverkehr – intelligent, vernünftig und attraktiv für alle Verkehrsteilnehmer miteinander verknüpfen. Ein konkretes Beispiel für den Gütertransport: Neben Ladesäulen für E-Autos testen wir derzeit in einem Pilotprojekt die Eignung von E-Lkws als Teil einer „grünen“ Unternehmens-Logistik. Ein weiterer Schritt hin zu noch mehr Nachhaltigkeit bei ZEISS, die sich aus vielen Bausteinen zusammensetzt.
Michaela Eberle, Hauptgeschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer Ostwürttemberg: „Wir freuen uns, dass wir jetzt aktiv mit vielen weiteren Akteuren gemeinsam die Mobilität in unserer Region verbessern wollen. Dabei sollten wir ganzheitlich im Großen denken und dabei kurz-, mittel- und langfristige Ziele in den verschiedenen Bereichen der Mobilität angehen und vor allem umsetzen. Die IHK Ostwürttemberg als Vertreter von rund 28.000 Unternehmen in der Region wird sich hier gern im Interesse ihrer Mitgliedsunternehmen einbringen."
Verbandsdirektor Thomas Eble, Regionalverband Ostwürttemberg: „Der Mobilitätspakt Aalen-Heidenheim nimmt kurz-, mittel- und langfristige Lösungsansätze für diesen hochindustrialisierten und weiter stark wachsenden Arbeits-, Wohn- und Lebensraum in den Blick. Im Sinne eines Umweltverbundes werden innovative Mobilitätslösungen erarbeitet und gemeinsam mit den Partnern verwirklicht. Auf dieser Basis können modellhafte, zukunftsgerichtete Mobilitätskonzepte umgesetzt werden. Der Regionalverband Ostwürttemberg wird sich mit seiner Planungskompetenz auch in die Entwicklung innovativer Lösungen stark einbringen.“
Volker M. Heepen, Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg mbH: „Als Geschäftsführer der NVBW ist mir insbesondere ein attraktiver Schienenpersonennahverkehr in der Region ein großes Anliegen. Die Elektrifizierung und der Ausbau der Brenzbahn ist ein wegweisender Lückenschluss im Schienennetz Baden-Württembergs und stellt die Weichen sowohl für ein attraktiveres, als auch klimafreundlicheres Angebot auf der Strecke.“