Pflege

Neuer Forschungsverbund entwickelt Strategien gegen Fachkräftemangel in der Pflege

Eine Pflegerin im Gespräch mit einem alten Mann.

Der steigenden Zahl der Pflegebedürftigen steht kein entsprechender Anstieg an Pflegekräften gegenüber. Deshalb unterstützen Land und Europäische Union den neuen Forschungsverbund ‚care4care‘ mit 1,43 Millionen Euro. Gemeinsam wollen die Partner zukunftsweisende Strategien entwickeln, um dem Fachkräftemangel in der Pflege entgegenzuwirken.

Die Zahl der Pflegebedürftigen in Baden-Württemberg wird nach Vorausrechnungen des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg von heute rund 299.000 auf rund 402.000 Menschen im Jahr 2030 steigen. Diesem steigenden Bedarf steht kein entsprechender Anstieg an Pflegekräften gegenüber.

„Wir brauchen mehr Köpfe und Hände in der Pflege. Das kann uns nur gelingen, wenn wir bereits heute die notwendigen Konzepte entwickeln, wie wir qualifizierte und engagierte Pflegekräfte gewinnen, halten und weiterbilden. Dazu muss auch der Pflegeberuf attraktiver werden. Hier setzt der neue Forschungsverbund ‚care4care‘ mit seinem praxisorientierten Forschungsansatz an“, sagte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer in Esslingen. Land und Europäische Union unterstützen das neue Forschungvorhaben mit 1,43 Millionen Euro.

Die beiden Hochschulen Esslingen und Ravensburg-Weingarten haben sich mit dem Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung Tübingen und der Katholi­schen Hochschule Freiburg zu einem Forschungsverbund zusammen­geschlos­sen. Gemeinsam wollen die Partner zukunftsweisende Strategien entwickeln, um dem Fachkräftemangel in der Pflege entgegenzuwirken.

Dabei geht es auch um die Frage, wie neue Zielgruppen für den Pfle­ge­­beruf ge­won­nen werden können. Das Forschungsprojekt bezieht daher auch die Ent­wicklungen und Erfah­rungen in der Pflegebranche mit der Anwerbung von Pflegekräften im Ausland sowie der Gesundheitsförderung mit ein. Deshalb ge­hö­ren dem Forschungs­verbund als Praxispartner das Welcome Center im Diakonischen Werk Württem­berg und die Berufsgenossenschaft für Gesundheits­dienst und Wohlfahrtspflege an.

Konkrete Empfehlungen für Personalpolitik im Pflegebereich

Die Wissenschaftler werden in den kommenden drei Jahren personalpolitische Konzepte erarbeiten. Dafür werden sie die Situation in verschiedenen Pflege­diensten und -einrichtungen analysieren. Dabei nehmen sie auch Berufs­bio­gra­phien von Pflegekräften in den Blick. „Dieser umfassende und zugleich praxis­nahe Ansatz verspricht wertvolle Ansätze, wie wir dem Fachkräftemangel in der Pflege begegnen können. Mehr noch: Innovative Konzepte aus der Pflege heraus zu entwickeln und wieder in die Praxis hinein zu tragen, ist der richtige Ansatz, um den Pflegeberuf interessant und die Pflege zukunftsfähig zu machen“, sagte die Wissenschaftsministerin. Mit „care4care“ leisteten die For­schungs­partner auch einen wichtigen Beitrag, um die pflegerische Versorgung in Baden-Württem­berg sicherzustellen: „Aus der Analyse der aktuellen Situation heraus entwickeln die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen Beitrag für die Gestaltung der Zukunft“, betonte Bauer.

„Wenn aus Mangel an Pflegefachkräften Stationen in Akutkrankenhäusern ge­schlossen oder neu erbaute Pflegeheime erst gar nicht eröffnet werden können, kann man sich unschwer vorstellen, wie sich der Pflegenotstand mit stetig stei­gen­den Zahlen älterer Menschen weiter verschärfen wird“, sagte die Sprecherin des Forschungsverbunds, Prof. Dr. Karin Reiber. Diese Situation stelle keine pessimistische Zukunftsvorstellung dar, sondern beschreibe das, was bereits Wirklichkeit ist: Der Mangel an Fachkräften in der Pflege erschwere nicht nur das Aufrechterhalten qualitativ hochwertiger Pflege, sondern führe bereits jetzt zu Versorgungslücken. „Genau hier knüpft unser gemeinsames Forschungs­vor­ha­ben ‚care4care’ an“, so Prof. Reiber. Zur bestehenden Versorgungslücke komme die massive Arbeitsbelastung und -überlastung des Pflegepersonals und eine vergleichsweise geringe gesellschaft­liche Anerkennung.

Ein weiterer Fokus des Forschungsvorhaben liegt auf den sich verändernden Er­wartungen und Ansprüchen der Menschen mit Pflegebedarf und auf den unter­schiedlichen Situationen im städtischen und ländlichen Raum. „Mit ‚care4care’ sind wir auf dem richtigen Weg: Partner aus Wissenschaft und Gesellschaft entwickeln gemeinsam Strategien, damit möglichst viele Menschen auch im Alter ein selbstbestimmtes Leben in vertrauter Umgebung führen können“, sagte die Ministerin abschließend.

Weitere Informationen

Der Forschungsverbund „care4care“ ermittelt erfolgversprechende personal­politi­sche Strategien, um – angesichts des steigenden Pflegebedarfs – eine ausrei­chende Anzahl motivierter, zufriedener und gesunder Pflegekräfte zu gewinnen. Es geht vor allem darum, personalpolitische Erfolgsfaktoren zu identifizieren und zu untersuchen, wie diese in Form von Handlungsstrategien und -maß­nah­men umgesetzt werden können.

Diese sollen wiederum dazu beitragen, die berufliche Tätigkeit in der Pflege attraktiv zu gestalten und die individuelle Entwicklung der Pflegen­den zu fördern. Dazu gehören zum Beispiel Konzepte im Umgang mit Teams, die hinsichtlich ihres Alters, ihrer sozialen oder regionalen Herkunft, aber auch hin­sichtlich ihres Ausbildungsstandes sehr heterogen sind. Wie kann in diesen Teams ein koope­ra­tives Miteinander so organisiert werden, dass die Stärken der jeweiligen Mitar­beiterinnen und Mitarbeiter zum Vorschein kommen? Wie kann stereotypem und abwertendem Verhalten entgegengewirkt werden? Welche Konzepte werden erfolg­reich eingesetzt, um in heterogenen Teams Kollegialität sowie Bindung an Beruf und Institution zu gewährleisten? Wo stellen sich in der Praxis Probleme, die mit Hilfe der Wissenschaft bearbeitet werden können?

Ansprechpartnerin:
Prof. Dr. Karin Reiber
Professorin für Erziehungswissenschaft/Didaktik
Hochschule Esslingen
Flandernstraße 101
73732 Esslingen
Tel.: 0711/3 97 45 12
E-Mail: Karin.Reiber@hs-esslingen.de

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