Das Kabinett hat grünes Licht für weitere Maßnahmen zur Förderung der Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener gegeben. Damit sollen Betroffene Aufstiegs- und Erfolgschancen erhalten. Das Land will dafür in den Jahren 2019 und 2020 insgesamt 1,2 Millionen Euro zur Verfügung stellen.
Die Landesregierung stärkt die Angebote für funktionale Analphabeten, also Erwachsene, die Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben bereits kürzerer Texte haben. Das Kabinett hat grünes Licht für weitere Maßnahmen zur Förderung der Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener gegeben. Das Land wird die Einrichtung sogenannter Grundbildungszentren sowie den Ausbau von Kursangeboten zur Alphabetisierung fördern. Mit dem Nachtragshaushalt ist vorgesehen, für diese Maßnahmen in den Jahren 2019 und 2020 insgesamt 1,2 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. „Wir möchten den Betroffenen Mut machen, damit sie ihre Schwächen im Lesen und Schreiben angehen. Dafür schaffen wir die nötige Unterstützung. Wir stellen niederschwellige Angebote zur Grundbildung bereit, um ihnen Aufstiegs- und Erfolgschancen zu ermöglichen“, sagt Kultusministerin Susanne Eisenmann.
Außerdem hat das Kabinett das Kultusministerium damit beauftragt, federführend eine Landesstrategie zu entwickeln, wie die Zahl der funktionalen Analphabeten in Zukunft verringert und das Grundbildungsniveau verbessert werden kann. „Die Digitalisierung der Lebens- und Arbeitswelt setzt funktionale Analphabeten noch stärker unter Druck. Deshalb müssen wir die Betroffenen dazu motivieren, ihre Ängste zu überwinden und sich weiterzubilden. Dann können sie neue Aufstiegschancen nutzen“, so Kultusministerin Susanne Eisenmann. Sie verweist darauf, dass nach Schätzungen des Volkshochschulverbandes rund eine Million Menschen in Baden-Württemberg als funktionale Analphabeten gelten. Bundesweit geht man von einer Größenordnung von rund 7,5 Millionen Betroffenen aus. „Solide Sprach-, Lese- und Schreibkenntnisse sind essenzielle Voraussetzungen für eine erfolgreiche schulische und berufliche Karriere“, so die Ministerin.
Ausbau von Grundbildungszentren und Alphabetisierungskursen
Die Landesregierung wird deswegen den Aufbau von bis zu acht neuen Grundbildungszentren fördern. Diese Einrichtungen ermöglichen Betroffenen einen niederschwelligen Zugang zu Kursangeboten, beispielsweise über Lerncafés. Sie vernetzen zudem lokale Angebote, bieten Betroffenen, Eltern und Lehrkräften Beratung, ermitteln den Kursbedarf und führen Schulungen unter anderem für die Verwaltung und Jobcenter durch.
Derzeit existieren bereits zwei Grundbildungszentren in Konstanz und Heidelberg. „Bei den Zentren in Konstanz und Heidelberg zeigen sich vielversprechende Ansätze. Wir führen das Modell fort und fördern die Einrichtung weiterer Zentren, um die Angebote weiter in die Fläche zu bringen“, sagt die Kultusministerin. Für die Einrichtung neuer Grundbildungszentren sind im Nachtragshaushalt für das kommende Jahr 200.000 Euro vorgesehen. 2020 sollen aufbauend Mittel in Höhe von 400.000 Euro zur Verfügung gestellt werden.
Die Mittel im Nachtragshaushalt dienen darüber hinaus dazu, Kurse aus dem ausgelaufenen Programm des Europäischen Sozialfonds zur Alphabetisierung und Grundbildung fortzusetzen. Bisher konnten mit dem Programm von 2015 bis 2018 rund 700 Betroffene an zwölf Standorten erreicht werden. „Wir sind mit diesem Ergebnis zufrieden und setzen das Programm fort. Dabei werden wir einen Schwerpunkt auf Kurse am Arbeitsplatz setzen. Direkt im Betrieb lassen sich die Betroffenen leichter erreichen und besser motivieren“, so Dr. Susanne Eisenmann. Für den Ausbau der Alphabetisierungs- und Grundbildungskurse sind für das Jahr 2019 300.000 Euro vorgesehen. Für 2020 sind weitere 300.000 Euro eingeplant.
Landesbeirat zur Alphabetisierung und Grundbildung wächst
Mit dem am 22. November 2017 vom Kultusministerium ins Leben gerufenen Landesbeirat für Alphabetisierung und Grundbildung konnte die Zusammenarbeit zwischen Ministerien und Verbänden bereits erheblich verbessert werden. Dem Landesbeirat sind am 21. November 2018 nun auch der Volkshochschulverband Baden-Württemberg, die vier großen Kirchen und der Landesschul- sowie der Landeselternbeirat beigetreten.
„Um das Grundbildungsniveau zu erhöhen und die Alphabetisierung Erwachsener voranzutreiben, müssen wir unsere Angebote koordinieren und unsere Kräfte bündeln. Ich begrüße es sehr, dass wir weitere wichtige Partner für unser gemeinsames Ziel gewinnen konnten“, so die Kultusministerin. Insgesamt gehören dem Beirat 33 Verbände beziehungsweise Beratungsgremien, unter anderem die Kommunalen Landesverbände, der Volkshochschulverband Baden-Württemberg, die Landeszentrale für politische Bildung, der Landessportverband, Wirtschaftsvereinigungen und die vier großen Kirchen an.
Von Seiten der Landesregierung sind am Landesbeirat bereits fünf Ressorts beteiligt: das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, das Ministerium für Soziales und Integration, das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau, das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz sowie das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Der Landesbeirat hat zum Ziel, den funktionalen Analphabetismus so schnell wie möglich zu verringern und die Grundbildung entscheidend zu verbessern.