Im Rahmen des siebten Genussgipfels in Münsingen hat das Land Heiner Beck und die Meistervereinigung Gastronom Baden-Württemberg e.V. als Genussbotschafter ausgezeichnet. Die Preisträger verkörpern eine Lebensmittelkultur, die Qualität und Genuss zusammenbringt.
„Die Genussbotschafter 2019 verkörpern eine Lebensmittelkultur, die Qualität und Genuss zusammenbringt. Sie stehen für ein Verständnis für die Produktion, die Dienstleistung und regionalen Wertschöpfungsketten als Ergebnis ihrer Verwurzelung und Geschichte“, sagte die Staatssekretärin im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Friedlinde Gurr-Hirsch, am 2. November anlässlich des siebten Genussgipfels „Essen als Religion – Moral als Würze“ in Münsingen (Landkreis Reutlingen).
Was, wie und mit wem wir essen wird immer mehr zum Ausdruck des individuellen Lebensstils, anderseits spielt auch die Frage nach und die Auseinandersetzung mit der richtigen Ernährung und somit einer zukunftsfähigen Lebensmittelproduktion eine immer größere Rolle. „Wenn sich die Frage der Identität an unseren Essgewohnheiten klären lässt, bedeutet das, dass sich letztendlich unsere Wirklichkeit in unseren Einkaufstaschen widerspiegelt. Dies zeigt, welche Ideen und Maßnahmen wir dann für eine zukunftsfähige Lebensmittelkultur brauchen“, sagte die Staatssekretärin.
Auf dem Genussgipfel hielt Prof. Dr. Harald Lemke (Gastrosoph) den Impulsvortrag „Zur gastrosophischen Utopie einer Ernährungswende“. Seit zehn Jahren lehrt er am Zentrum für Gastrosophie (Ernährung – Kultur – Gesellschaft) der Universität Salzburg. Seit Januar 2009 arbeitet das Interdisziplinäre Zentrum für Gastrosophie an der Universität Salzburg daran, die vielschichtigen und komplexen Themen rund um das Essen zu erforschen.
Vor dem Hintergrund, dass die Gesellschaft bei der Ernährung vor neuen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen steht und auf neue Trends reagieren muss, formulierte Prof. Dr. Harald Lemke die gastrosophische Leitfrage: „Wie wollen wir leben, wie leben wir gut?“ Um Entscheidungen treffen zu können, werden dazu Kriterien, Wertbezogenheit und Reflexion benötigt.
Der Wert einer ganzheitlichen Lebensmittelkultur
„Wir sind in der glücklichen Situation, dass wir frei entscheiden können, was wir essen. Diese Wahlfreiheit differenziert unsere Esskultur. Diese gibt uns aber auch mehr Verantwortung für unser Handeln und Tun“, betonte die Staatssekretärin. Hierzu behaupten Trendforscher, dass eine verantwortungsvolle und vielfältige Esskultur das Potenzial als Kitt einer globalen Gesellschaft hat, ohne dabei auf die regionale Identität verzichten zu müssen. „Unsere Zeit ist von Dynamik und Expansion geprägt, die Veränderungen in immer schnelleren Schritten mit sich bringen. Die Globalisierung bestimmt dabei Politik, Handel, die technischen und somit die individuellen und gesellschaftlichen Entwicklungen, gestaltet aber auch Lebensmodelle und Lebensbedingungen und auch das Konsumverhalten jedes Einzelnen“, sagte Staatsekretärin Gurr-Hirsch. Anhand dieser Entwicklungen lassen sich aber auch Gegenbewegungen erzeugen, wie zum Beispiel die zunehmende Bedeutung von Regionalität. „So geht es beim siebten Genussgipfel um viele in die Zukunft gerichtete Fragestellungen und Ansätze, denn das Verständnis von Lebensmittelkultur ist, dass Genuss heute mehr als die Anhäufung von Gütern ist, sondern auch etwas mit Echtheit, Gesundheit und Ethik zu tun haben muss“, so die Staatssekretärin.
Preisverleihung Genussbotschafter Baden-Württemberg
Als Genussbotschafter Baden-Württembergs werden Persönlichkeiten, Unternehmen und im Einzelfall auch Zusammenschlüsse von Akteuren gewählt. In der Regel kommen diese aus den Bereichen Produktion, Verarbeitung und Vermarktung von Lebensmitteln, Medien, Gastronomie und Tourismus sowie aus Aus- und Fortbildungseinrichtungen in Baden-Württemberg. Seit 2008 werden pro Jahr in der Regel zwei Preisträgerinnen bzw. Preisträger gewählt und auf dem Genussgipfel öffentlich ausgezeichnet. Insgesamt wurde der Preis bereits 39 Mal vergeben.
Im Jahr 2019 wurden als Genussbotschafter ausgezeichnet: Heiner Beck, Inhaber der Backstube BeckaBeck in Römerstein und die Meistervereinigung Gastronom Baden-Württemberg e.V. aus Ehingen-Dächingen.
Heiner Beck wurde als Genussbotschafter ausgezeichnet, weil er sich seit vielen Jahren für die Verwendung regionaler Rohstoffe und Zutaten engagiert. Heiner Beck ist bestrebt, alte Sorten der Schwäbischen Alb durch Verarbeitung in der Bäckerei wieder aufleben zu lassen und pflegt daher viele Partnerschaften mit Lieferanten und entsprechenden Akteuren der lokalen Land- und Ernährungswirtschaft.
Video Genussbotschafter 2019: Heiner Beck
Die Meistervereinigung Gastronom Baden-Württemberg e.V. (MVG) umfasst circa 500 geprüfte Meisterinnen und Meister gastgewerblicher Berufe, die in einer besonderen Breite seit über 60 Jahren für gute baden-württembergische Gastlichkeit stehen. Themen wie Genuss, Natur, Region und kulinarische Kreativität stehen bei der MVG klar im Vordergrund. Ebenso engagiert sich die MVG im Bereich der Nachwuchsförderung und Ausbildung, um junge Menschen für das gastronomische Handwerk zu begeistern.
Video Genussbotschafter 2019: Meistervereinigung Gastronom Baden-Württemberg e.V. (MVG)
Was ist Gastrosophie?
Unter Gastrosophie wird heute das Zusammenwirken und fundiertes Nach- und Zusammendenken aller natur- wie geisteswissenschaftlichen Fächer und Disziplinen verstanden, die sich auf Ernährung beziehen und damit beschäftigen.
Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz: Genussgipfel Baden-Württemberg
Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz: Genussbotschafter Baden-Württemberg