Eine Studie zeigt, dass die Weiterbildungsbeteiligung in Baden-Württemberg im bundesweiten Vergleich überdurchschnittlich hoch ist. Um den Trend weiter zu stärken, hat das Land alleine 2023 etwa 51 Millionen Euro in die berufliche Weiterbildung investiert.
Im Jahr 2022 haben in Baden-Württemberg 62 Prozent der Menschen zwischen 18 und 64 Jahre an mindestens einer non-formalen Weiterbildung teilgenommen. Unter non-formale Weiterbildungen fallen Kurse und Lehrgänge, die meist berufsbegleitend stattfinden, relativ kurz sind und nicht zu anerkannten Bildungsabschlüssen führen. Damit liegt die Weiterbildungsbeteiligung in Baden-Württemberg über dem deutschlandweiten Niveau (58 Prozent). Zu diesem Ergebnis kommt eine vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus in Auftrag gegebene Studie „Weiterbildung in Baden-Württemberg 2022“ (PDF), die von Verian Deutschland (früher Kantar Public) durchgeführt wurde. Den größten Anteil stellt dabei die betriebliche Weiterbildung mit 76 Prozent. Der Anteil der individuellen berufsbezogenen Weiterbildung beträgt sechs Prozent, der nicht berufsbezogenen Weiterbildung 18 Prozent.
„Die Studie macht deutlich, dass gezielte Weiterbildung kontinuierlich an Bedeutung gewinnt“, sagte Arbeitsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut. Die gestiegene Sensibilisierung sehe man auch daran, dass die Weiterbildungsquote in Baden-Württemberg über die letzte Dekade um fünf Prozentpunkte und damit deutlich angestiegen ist, so die Ministerin weiter. Zuletzt hatte Baden-Württemberg im Jahr 2012 eine entsprechende Länderzusatzstudie in Auftrag gegeben. Auch die Anzahl der wahrgenommenen Weiterbildungsaktivitäten je Teilnehmerin und Teilnehmer hat sich im Vergleich zu 2012 (durchschnittlich zwei Aktivitäten) im Jahr 2022 (durchschnittlich drei Aktivitäten) deutlich erhöht.
51 Millionen Euro für berufliche Weiterbildung
Das Wirtschaftsministerium unternimmt zahlreiche Maßnahmen, um diesen Trend weiter zu stärken. Dazu gehört auch die Sensibilisierung für die berufliche Weiterbildung durch die Werbekampagne „The Chänce“. Alleine 2023 hat das Wirtschaftsministerium etwa 51 Millionen Euro in die berufliche Weiterbildung investiert. Darunter fällt die Förderung des landesweiten Netzwerks Fortbildung, der 17 Regionalbüros für berufliche Fortbildung sowie die Förderung von Fachkursen, Aufstiegsqualifizierungen durch Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz (AFBG) und Meisterprämie, von Überbetrieblichen Bildungsstätten sowie innovativen Projekten.
Die Studie zeigt auch, dass die Weiterbildungsbeteiligung immer noch von Faktoren wie der beruflichen Position abhängig ist. So liegt die Weiterbildungsquote bei der Gruppe der Un- und Angelernten bei lediglich 53 Prozent. „Unsere Bemühungen zielen insbesondere darauf ab, bislang noch eher weiterbildungsferne Gruppen stärker für die Chancen zu sensibilisieren, die sich ihnen durch gezielte Weiterbildung bieten. Eine positive Entwicklung zeigt sich in der Altersgruppe der 55- bis 64-Jährigen, deren Weiterbildungsquote innerhalb von zehn Jahren um 17 Prozentpunkte stark angestiegen ist“, so die Ministerin. Die Quote der 55- bis 64-Jährigen liege damit in Baden-Württemberg ganze zwölf Prozentpunkte über der bundesweiten Quote. Eine Ursache für diese Entwicklung dürfte auch in der Erhöhung des Renteneintrittsalters und der Verlängerung der Lebensarbeitszeit liegen.
Zunehmende Bedeutung von Online-Weiterbildung
Auch auf die zunehmende Bedeutung von Online-Weiterbildung geht die Studie ein. In Baden-Württemberg bevorzugen demnach 41 Prozent der Befragten weiterhin Veranstaltungen, die vollständig vor Ort umgesetzt werden. 39 Prozent präferieren eine Mischform aus Anwesenheits- und Online-Format. Signifikante Unterschiede zum Durchschnittsergebnis weist hier die Gruppe der 25- bis 34-Jährigen auf. Diese Gruppe bevorzugt Präsenzformate deutlich weniger (30 Prozent), dagegen aber sowohl reine Online-Formate (18 Prozent) als auch Mischformen (49 Prozent). Dass mehr Weiterbildungsangebote zumindest teilweise online angeboten werden sollten, meinen hingegen unabhängig von den eigenen Präferenzen knapp zwei Drittel der erwachsenen Bevölkerung in Baden-Württemberg (63 Prozent).
Die Studie „Weiterbildung in Baden-Württemberg 2022“ ist eine vom Wirtschaftsministerium finanzierte Zusatzstudie zu der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in Auftrag gegebenen Studie „Weiterbildungsverhalten in Deutschland 2022“ (PDF), die sich auf Daten des Adult Education Survey (AES) stützt.