Alle Jugendlichen, die eine Berufsausbildung beginnen wollen, sollen dazu die Möglichkeit bekommen. Dies zu garantieren, ist das Ziel der Landesregierung. Für viele Schülerinnen und Schüler kann eine praktische Ausbildung motivierender sein als ein Studium.
Uns ist es deshalb wichtig aufzuzeigen, dass eine betriebliche Ausbildung attraktiv und der akademischen Bildung gleichwertig ist. Eine Berufsausbildung ist keine Einbahnstraße, sondern der Einstieg in den beruflichen Aufstieg. Viele Unternehmerinnen und Unternehmer haben ihre Karriere mit einer Berufsausbildung begonnen. Jugendliche und deren Eltern informieren wir daher gezielt über die Chancen und Vorteile einer Berufsausbildung.
Mehr Unterstützung für die beruflichen Schulen
Über die duale Berufsausbildung hinaus leisten die beruflichen Schulen schon lange einen unersetzlichen Beitrag zur beruflichen Qualifikation junger Menschen. Sie sind ein wichtiger Baustein bei der Förderung der Ausbildungsreife und bieten vielfältige Möglichkeiten, weitere Kompetenzen, Qualifikationen und Abschlüsse vom Hauptschulabschluss bis zur allgemeinen Hochschulreife zu erwerben. Die beruflichen Schulen erhalten wegen ihrer gestiegenen Aufgaben mehr Unterstützung. Die Landesregierung verbessert die Versorgung mit Lehrkräften, weitet das Angebot von Informatik- und Englischunterricht weiter aus und verbreitert durch neue Wahlfächer wie „Politik und Gesellschaft“ das Angebot zur Allgemeinbildung.
Mit neuen Modellen zum ausbildungsbegleitenden Erwerb der Hochschulreife ermöglicht die Landesregierung mehr jungen Menschen einen Zugang zum Studium. Zugleich können Studienabbrecherinnen und -abbrecher leichter in eine berufliche Ausbildung einsteigen – etwa dadurch, dass erbrachte Studienleistungen anerkannt werden.
Wir ermöglichen Jugendlichen mit Zuwanderungsgeschichte die Chance auf eine Ausbildung und Integration durch Ausbildung. Wir unterstützen die beruflichen Schulen dabei, die nötigen Sprachkenntnisse zu vermitteln. Genügend Personal und Mittel für das Vorqualifizierungsjahr Arbeit/Beruf mit Schwerpunkt Erwerb von Deutschkenntnissen (VABO) in den beruflichen Schulen soll jungen Zugewanderten einen möglichst zügigen Übergang in die Regelklassen ermöglichen. Die Anerkennung ausländischer Abschlüsse wollen wir vereinfachen und beschleunigen.
Weiterbildung ist ein zentraler bildungspolitischer Baustein in Baden-Württemberg, um Erwachsenen lebenslanges Lernen zu ermöglichen. Dies wird vor dem Hintergrund der Digitalisierung im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben des Landes immer wichtiger. Durch Weiterbildung erhalten alle Bürgerinnen und Bürger Angebote, um sich im sich in einem verändernden beruflichen und privaten Umfeld zurechtzufinden.
Bündnis für Lebenslanges Lernen
Vor dem Hintergrund der Handlungsempfehlungen der Enquetekommission „Fit fürs Leben in der Wissensgesellschaft/Teilbereich Weiterbildung“ hat die Landesregierung gemeinsam mit relevanten Trägern 2011 das Bündnis für Lebenslanges Lernen (BLLL) ins Leben gerufen. Aktuell gehören dem Bündnis rund 40 baden-württembergische Dachverbände, Organisationen und Einzeleinrichtungen aus der allgemeinen, beruflichen und wissenschaftlichen Weiterbildung sowie sechs Landesministerien an.
Gemeinsam stärkt das Bündnis das lebenslange Lernen im Erwachsenenalter. Dazu fördert es die Vernetzung, Kommunikation und Kooperation aller Weiterbildungsakteure in Baden-Württemberg. So entstehen dabei flächendeckende Strukturen, von denen die gesamte Weiterbildungslandschaft in Baden-Württemberg profitiert. Zu den ersten sichtbaren Ergebnissen der gemeinsamen Bündnisarbeit gehören die Einrichtung des Digitalen Weiterbildungscampus (DWC) und die Schaffung des Landesnetzwerks Weiterbildungsberatung (LN WBB).
Das BLLL baut die erfolgreiche Bündnisarbeit weiter aus. Dafür hat das Bündnis eine ergänzende Vereinbarung geschlossen, die neue Ziele und Handlungsfelder für die Jahre 2021 bis 2025 formuliert. In der am 1. Januar 2021 in Kraft getretenen Vereinbarung „GEMEINSAM. FÜR. WEITERBILDUNG“, werden ausdrücklich Themen berücksichtigt, die einen besonders hohen Handlungsbedarf in den kommenden Jahren aufzeigen und/oder alle Bereiche der Weiterbildung betreffen. Zu den aktuellen Zielen des BLLL gehören unter anderem: Strukturwandel in Wirtschaft und Arbeitswelt bewältigen, Weiterbildungsberatung ausbauen, Wandel der (digital unterstützten) Angebotsformen gestalten und Qualität der Weiterbildung gewährleisten.
Für die baden-württembergische Landesregierung ist die Weiterbildung der Schlüssel, um den Menschen in Zeiten eines tiefgreifenden Strukturwandels Sicherheit und neue Chancen zu geben. Im Februar 2021 hat die Landesregierung daher die ressortübergreifende Weiterbildungsoffensive Weiter.mit.Bildung@BW auf den Weg gebracht.
Unter einem gemeinsamen Dach stärken Wirtschafts-, Kultus- und Wissenschaftsministerium zusammen mit den Weiterbildungspartnern vor Ort die berufsbezogene Weiterbildung im Land und unterstützen die Weiterbildungseinrichtungen beim Ausbau der Digitalisierung. Dafür investiert das Land in den Jahren 2021 bis 2024 insgesamt bis zu 40 Millionen Euro.
Unter der gemeinsamen Dachmarke WEITER.mit.BILDUNG@BW vernetzen die Ressorts ihre Angebote sichtbar. Allgemeine, berufliche und wissenschaftliche Weiterbildung werden zusammen gedacht und entwickelt. Dabei sollen die Betriebe und Beschäftigte für Weiterbildung sensibilisiert, motiviert und beraten werden. Die Ressorts arbeiten dabei mit Unterstützung einer gemeinsamen Koordinierungsstelle eng mit den Partnern aus der Weiterbildungslandschaft zusammen.
THE CHÄNCE: Informationen zu Weiterbildungsangeboten sowie zu Förder- und Beratungsmöglichkeiten
Wirtschaftsministerium: Berufliche Weiterbildung
Kultusministerium: Weiterbildungsoffensive WEITER.mit.BILDUNG@BW
Technologische Entwicklungen und gesellschaftliche Umbrüche verändern die Wirtschaft und die Arbeitswelt in Baden-Württemberg nachhaltig. Die berufliche Weiterbildung ist dabei ein erfolgskritischer Faktor für die Transformation der Wirtschaft in unserem Land sowie für die Beschäftigungsfähigkeit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Dabei sind vor allem Beschäftigte in kleinen und mittleren Unternehmen und geringer qualifizierte Beschäftigte auf eine staatliche Förderung von Weiterbildungsmaßnahmen angewiesen. Zusammen mit Wirtschaft und Bildungsträgern schafft das Land ein innovatives, zielgruppen- und bedarfsgerechtes Angebot im Bereich der beruflichen Weiterbildung.
Förderangebote für Weiterbildungsinteressierte
Mit verschiedenen Förderangeboten unterstützt das Land die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an beruflichen Weiterbildungsmaßnahmen finanziell. Die Fachkursförderung des Landes aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) ist das zentrale Programm zur Förderung der überbetrieblichen beruflichen Anpassungsfortbildung. Thematisch breit angelegt erreicht sie mit ihrem niedrigschwelligen Zugang pro Jahr um die 30.000 Weiterbildungsteilnehmende.
Für Aufstiegsfortbildungen gibt es mit dem Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz (AFBG) eine wirkungsvolle Förderung. Alle, die sich auf einen Fortbildungsabschluss zum Meister, Techniker, Erzieher, Fachwirt oder auf eine von mehr als 700 vergleichbaren Qualifikationen vorbereiten, erhalten die Förderung. Rund 30.000 Menschen in Baden-Württemberg nutzen jährlich diese Förderung, die das Land gemeinsam mit dem Bund finanziert. Darüber hinaus fördert das Land die Meisterprämie im Handwerk mit 1.500 Euro bei Abschluss einer handwerklichen Meisterprüfung.
Zeit für Weiterbildung und überbetriebliche Berufsbildungsstätten
Das Bildungszeitgesetz Baden-Württemberg gewährt Beschäftigten im Land einen Anspruch auf bezahlte Freistellung von der Arbeit für die Teilnahme an Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung, der politischen Weiterbildung sowie an Ehrenamtsqualifizierungen an bis zu fünf Tagen im Jahr.
Einen wichtigen Beitrag in der Vermittlung von Ausbildungsinhalten leisten Überbetriebliche Berufsbildungsstätten (ÜBS), da kleine und mittlere Unternehmen häufig nicht in der Lage sind, alle vorgeschriebenen Ausbildungsinhalte in ihrem Betrieb abzudecken. Mittlerweile haben sich die ÜBS zu multifunktionalen Bildungszentren weiterentwickelt und sind auch in hohem Maße in der Fort- und Weiterbildung aktiv. Das Land fördert Kurse für Auszubildende sowie Bau- und Ausstattungskosten. Darüber hinaus werden einzelne Berufsbildungsstätten durch fachliche Schwerpunkte zu Kompetenzzentren weiterentwickelt. Dies soll den Transfer neuer Technologien in die betriebliche Praxis beschleunigen und die Innovationskompetenz von KMU stärken.
Coaching-Programm Personalentwicklung und Weiterbildungsberatung
Um den Herausforderungen des digitalen und ökologischen Wandels erfolgreich zu begegnen, ist eine systematische Personalentwicklung und kontinuierliche Weiterbildung der Beschäftigten ein wichtiger Erfolgsfaktor. Damit auch kleinere und mittlere Unternehmen ihre Beschäftigten gezielt weiterqualifizieren können, fördert das Wirtschaftsministerium Coachings durch Beratungsunternehmen. Diese erarbeiten mit den Unternehmen passgenaue Personalentwicklungskonzepte, entwickeln darauf aufbauend Empfehlungen und zeigen entsprechende Fördermöglichkeiten auf.
Förderung innovativer Weiterbildungsprojekte und Zukunftszentren KI
Mit dem Ziel der inhaltlichen und methodisch-didaktischen Weiterentwicklung der beruflichen Weiterbildung im Land fördert das Wirtschaftsministerium innovative Projekte, etwa zu digitalen, technologischen und überfachlichen Zukunftskompetenzen. Zu den geförderten Projekten gehören beispielsweise die Erprobung von Qualifizierungsverbünden, in deren Rahmen kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ihre Weiterbildung im Verbund durchführen können. Zudem wird ein Projekt zur Transferqualifizierung des Bildungswerks der Baden-Württembergischen Wirtschaft e. V. gefördert, welches technische Spezialistinnen und Spezialisten und Expertinnen und Experten der Industrie „on the job“ für neue Tätigkeiten in ihren Unternehmen weiterqualifiziert.
Außerdem sollen Zukunftszentren Unternehmen und Beschäftigte befähigen, den digitalen Wandel zu gestalten, insbesondere im Hinblick auf Künstlichen Intelligenz. Übergeordnetes Ziel des Bundesprogramms, das das Land mit fördert, ist es, Unternehmen, schwerpunktmäßig KMU, bei der partizipativen Einführung digitaler Technologien und KI-basierter Systeme zu unterstützen und diese gemeinsam mit den Beschäftigten menschengerecht zu gestalten.
Netzwerke und Regionalbüros für berufliche Fortbildung
Das Netzwerk für berufliche Fortbildung ist seit über 50 Jahren ein fester Bestandteil der Fort- und Weiterbildungslandschaft in Baden-Württemberg. In seinen 31 regionalen Netzwerken sind gegenwärtig über 1.350 öffentliche und private Bildungsanbieter aus ganz Baden-Württemberg organisiert. Sie werden vom Wirtschaftsministerium betreut und finanziell unterstützt. Die regionalen Netzwerke verstehen sich als Qualitätsgemeinschaft und kümmern sich vor Ort insbesondere um Angebotstransparenz und um Werbung für die berufliche Weiterbildung.
Unterstützt werden sie hierbei von 17 Regionalbüros für berufliche Fortbildung, die im ganzen Land zu finden sind. Die Regionalbüros führen darüber hinaus überregionale oder landesweite Maßnahmen durch, wie die virtuelle Weiterbildungsmesse KOMPENEX. Außerdem bieten sie Weiterbildungsinteressierten eine trägerneutrale und interessensensible Erst- und Lotsenberatung an.
Der Weiterbildungsmarkt in Baden-Württemberg zeichnet sich durch eine große Vielzahl und Vielfalt von Anbietern aus. Um Weiterbildungsberatung für alle Bürgerinnen und Bürger transparenter und leichter zugänglich zu machen, haben die Partnerinnen und Partner im Bündnis für Lebenslanges Lernen das Landesnetzwerk Weiterbildungsberatung (LN WBB) konzipiert und aufgebaut. Seit 2015 bieten die rund 180 Einrichtungen dieses Netzwerks kostenlose Erst- und Orientierungsberatungen an, die auf die individuellen Interessen der Ratsuchenden eingehen und Angebote unterschiedlicher Weiterbildungsanbieter berücksichtigen. Seit 2020 bietet das LN WBB auf dem Weiterbildungsportal des Landes auch Online-Beratungen via Chat über den Digitalen Weiterbildungscampus Baden-Württemberg an.
Um ein starkes digitales Unterstützungsangebot für Weiterbildungsinteressierte und Weiterbildungsträger im Land zu schaffen, ergänzen sich das Weiterbildungsportal des Landes, der Digitale Weiterbildungscampus und die Plattform Hochschulweiterbildung@BW.
Weiterbildungsportal Baden-Württemberg
Im Weiterbildungsportal des Landes finden Weiterbildungsinteressierte rund 75.000 Präsenzkurse und 3.820 Onlinekurse von insgesamt 1530 öffentlichen und privaten Bildungsanbietern aus ganz Baden-Württemberg für alle Branchen und Berufe. Hier finden sich umfassende Informationen zur beruflichen Weiterbildung und zu Fördermöglichkeiten. Wer Beratung braucht, erhält auf Wunsch eine Erst- und Lotsenberatung für persönliche Weiterbildungsfragen, entweder live im Weiterbildungschat oder bei einer der zahlreichen Beratungsstellen, deren Kontaktdaten im Portal zu finden sind. Ergänzt wird das Angebot durch Neuigkeiten und Veranstaltungen aus dem Weiterbildungsbereich.
Digitaler Weiterbildungscampus
Mit dem Digitalen Weiterbildungscampus (DWC) hat das Kultusministerium zusammen mit den Partnerinnen und Partnern im Bündnis für Lebenslanges Lernen eine zentrale, institutionsübergreifende und datenschutzkonforme Plattform für online-basierte Weiterbildungsangebote geschaffen, die von zahlreichen Weiterbildungsträgern in Baden-Württemberg genutzt wird. Mit seiner hohen Verfügbarkeit trägt der Campus zur Akzeptanz von digital unterstützten Lehr- und Lernangeboten bei. So ist der DWC ein einmaliges Beispiel dafür, wie E-Learning-Elemente bedarfsoptimiert für die gesamte, vielfältige Weiterbildungslandschaft flexibel, orts- und auch zielgruppenunabhängig eingesetzt werden können.
Der DWC hat für seine Qualität mehrere Auszeichnungen erhalten. Unter anderem beim eLearning Award 2013 in der Kategorie „Social media“, beim eLearning Award 2015 in der Kategorie „Virtual Classroom“ oder dem eLearning-AWARD 2017 in der Kategorie „Infrastruktur“.
Plattform Hochschulweiterbildung@BW
Um die Bedarfe und Angebote von Wissenschaft und Wirtschaft mit Blick auf die wissenschaftliche Weiterbildung besser zu verknüpfen und sichtbarer zu machen, fördert das Wissenschaftsministerium den Aufbau eines neuartigen digitalen Schaufensters in Form der Plattform Hochschulweiterbildung@BW. Sie verfügt über eine innovative Such- und Buchungsfunktion. Damit der Austausch nicht nur digital, sondern auch über Köpfe erfolgen kann, sind regional und fachlich vernetzte Expertinnen und Experten damit beauftragt, ergänzend ein landesweites Netzwerk Hochschulweiterbildung@BW zu knüpfen.