Schule

Grippewelle sorgt für mehr Unterrichtsausfall

Berechne Lesezeit
  • Teilen
Ein Lehrer erklärt einem Schüler etwas (Bild: © Ministerium für Kultus, Jugend und Sport BW).

Zum dritten Mal hat das Kultusministerium eine Vollerhebung des Unterrichtsausfalls an allen öffentlichen Schulen in Baden-Württemberg durchgeführt. Insgesamt sind in dieser Zeit 4,4 Prozent aller Stunden des Pflichtunterrichts ausgefallen. Grund war auch eine Grippewelle im Land, die für deutlich mehr Krankheitsfälle gesorgt hat.

Zum dritten Mal hat das Kultusministerium eine Vollerhebung des Unterrichtsausfalls an allen öffentlichen Schulen in Baden-Württemberg durchgeführt. Die Rückmeldequote der rund 4.500 Schulen lag bei 100 Prozent. Diese haben den Unterrichtsausfall in der Woche vom 11. bis zum 15. Februar zurückgemeldet. Insgesamt sind 4,4 Prozent aller Stunden des Pflichtunterrichts ausgefallen. Die Steigerung gegenüber der zweiten Vollerhebung im November 2018 (3,6 Prozent) und der Vollerhebung im Juni 2018 (4,1 Prozent) lässt sich dabei vor allem mit krankheitsbedingten Ausfällen erklären. „Zwei Drittel der nicht planmäßig erteilten Stunden sind aufgrund von Krankheit sowie Mutterschutz und Elternzeit ausgefallen“, sagt Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann. Im Vergleich mit früheren Schuljahren, in denen Stichproben durchgeführt wurden, zeigt sich, dass eine Steigerung des Unterrichtsausfalls im Zeitraum von November bis Februar in der Größenordnung von 0,6 bis 1,0 Prozentpunkten nicht außergewöhnlich ist.

Grippemonat Februar macht sich bemerkbar

„Die Zahlen legen nahe, dass die Krankheitsfälle im Februar gegenüber dem November generell noch einmal deutlich zulegen. Aufgrund der Jahreszeit ist das nachvollziehbar. Gerade im Februar haben Grippeerkrankungen Hochkonjunktur, das ist kein schultypisches Phänomen, sondern bundesweit über alle Berufsgruppen deutlich registrierbar“, erklärt Susanne Eisenmann. So meldete das Landesgesundheitsamt kürzlich für Februar 2019 den Höhepunkt der Grippewelle im Land, bis Ende März wurden für die Saison 2018/19 insgesamt rund 17.500 Influenzafälle an das Landesgesundheitsamt gemeldet.

Ein unmittelbarer Vergleich der Schuljahre ist aufgrund des Stichprobencharakters der Erhebungen in den Jahren vor der ersten Vollerhebung im Juni 2018 allerdings schwierig. „Auch ein Vergleich der drei Vollerhebungen untereinander ist nur eingeschränkt möglich, da diese zu unterschiedlichen Zeitpunkten stattgefunden haben. Ein unmittelbarer Vergleich kann erst durch die vierte Vollerhebung im Juni ermöglicht werden“, so die Kultusministerin. Sinnvoll und notwendig sei es jedoch, verschiedene Zeitpunkte im Schuljahr zu beleuchten, da unterschiedliche Randbedingungen – wie Krankenstand, Prüfungszeiten, „Ausflugszeiten“ – die Unterrichtssituation deutlich beeinflussen. Zudem ist es aus Sicht des Kultusministeriums sinnvoll, bei künftigen Vollerhebungen auch die Qualität des Vertretungsunterrichts zu beleuchten, um daraus Erkenntnisse zu ziehen. Die schulischen Personalvertretungen haben dieser Erweiterung jedoch bislang nicht zugestimmt.

Grundschulen erneut mit niedrigstem Unterrichtsausfall

Wie in den vorherigen Erhebungen gab es den geringsten Unterrichtsausfall mit 1,4 Prozent an den Grundschulen (November 2018: 1,0 Prozent; Juni 2018: 1,2 Prozent). Den zweitniedrigsten Unterrichtsausfall verzeichnen die Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren mit Förderschwerpunkt Lernen mit 2,3 Prozent (November 2018: 1,8 Prozent; Juni 2018: 2,5 Prozent). Den höchsten Unterrichtsausfall weisen bei der aktuellen Vollerhebung die Gymnasien mit 6,5 Prozent auf (November 2018: 4,9 Prozent; Juni 6,6 Prozent), gefolgt von den beruflichen Schulen mit 6,4 Prozent (November 2018: 6,2 Prozent; Juni 2018: 6,0 Prozent). Bei den Haupt- und Werkrealschulen lag der Unterrichtsausfall bei 4,4 Prozent (November 2018: 3,0 Prozent; Juni 2018: 3,4 Prozent), bei den Realschulen bei 4,9 Prozent (November 2018: 3,9 Prozent; Juni 2018: 4,3 Prozent). Die Gemeinschaftsschulen verzeichneten in der abgefragten Februarwoche einen Unterrichtsausfall von 3,6 Prozent (November 2018: 2,5 Prozent; Juni 2018: 2,8 Prozent).

Krankheit häufigster Grund für Abwesenheit von Lehrkräften

Bereits in der zweiten Vollerhebung war Krankheit der häufigste Grund, warum Lehrkräfte ihren Unterricht nicht halten konnten. Im Vergleich zur Vollerhebung im November 2018 (53,4 Prozent) hat dieser Grund für die Abwesenheit von Lehrern noch einmal deutlich zugenommen und liegt in der aktuellen Vollerhebung bei 62,3 Prozent. Der Wert ist damit fast doppelt so hoch wie im Juni 2018 (33,2 Prozent). Als weitere Gründe für die Abwesenheit folgen Fortbildungen mit 10,9 Prozent (November 2018: 16,7 Prozent; Juni 2018: 12,2 Prozent) und außerunterrichtliche Veranstaltungen mit 7,1 Prozent (November 2018: 7,7 Prozent; Juni 2018: 21,6 Prozent). Die Vertretungsquote blieb dabei stabil: In 61,9 Prozent der Fälle konnte der Ausfall einer Lehrkraft aufgefangen werden und führte nicht zu Unterrichtsausfall.

Vertretung wurde vor allem durch Gruppen- und Klassenzusammenlegungen (27,0 Prozent), durch Mehrarbeitsunterricht (23,8 Prozent) und den Einsatz von Vertretungslehrkräften (18,5 Prozent) geleistet. „Ich möchte mich ausdrücklich bei allen Lehrkräften bedanken, die im Vertretungsfall aushelfen. Ihr Engagement verhindert, dass Unterricht ausfällt“, sagt Kultusministerin Eisenmann.

Vollerhebungen: Grundlage für Handeln der Schulaufsicht

Die Ergebnisse der Vollerhebungen stehen den Schulaufsichtsbehörden als Grundlage für ihre aufsichtlichen Aufgaben zur Verfügung. „Die Vollerhebungen sind kein Selbstzweck, sondern sie bieten eine solide Datenbasis mit schulscharfem Steuerungswissen. Wir verfolgen damit das Ziel, den Unterrichtsausfall zu minimieren. Die Schulverwaltung ist entsprechend aufgefordert, auffälligen Befunden nachzugehen und Lösungen zur Verbesserung zu entwickeln. Die Unterrichtsversorgung muss für uns alle in der Schulverwaltung an höchster Stelle stehen“, so Eisenmann. Im Zuge der Umsetzung des Qualitätskonzepts wurden die Schulaufsichtsbehörden bewusst in ihrer klassischen „aufsichtlichen“ Rolle gestärkt, um den Fokus verstärkt auf diese zentralen Aufgaben zu richten. Dabei werden die Schulaufsichtsbehörden durch das neu errichtete Institut für Bildungsanalysen (IBBW) unterstützt, das die Erhebungen zum Unterrichtsausfall durchführt und den Behörden vertiefte Auswertungen zur Verfügung stellt.

Die nächste Erhebung in diesem Schuljahr findet vom 3. bis zum 7. Juni 2019 statt.

Pressemitteilung: Erste Vollerhebung zum Unterrichtsausfall

Pressemitteilung: Zweite Vollerhebung zum Unterrichtsausfall

Kultusministerium: Erhebung zum Unterrichtsausfall (PDF)

Weitere Meldungen

Zwei Monteure einer Firma für Solartechnik installieren auf einem Dach Solarpanele. (Bild: © dpa)
Erneuerbare Energien

Über neun Millionen Euro für Solarforschung

Die Schweizer Bundespräsidentin Viola Amherd (rechts) schüttelt der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen (links), nach einer Pressekonferenz die Hand.
Europa

Land begrüßt neues Abkommen zwischen EU und Schweiz

Ein Mann betrachtet auf einem Computermonitor die Elektronenmikroskopaufnahme eines MERS-Coronavirus, einem engen Verwandten des neuartigen Coronavirus. (Bild: Arne Dedert/dpa)
Gesundheit

Ergebnisse des Long COVID-Forschungsprojekts

Auf Aspahlt das Logo des Landesprogramms: Wir sind MOVERS – AKtiv zur Schule
Fußverkehr

Landesprogramm MOVERS kürt Schulwegprofis 2024

Zwei junge Frauen sitzen mit Umzugskartons und Smartphone auf einem Bett in einem Wohnheim.
Studium

Land fördert Bau von über 1.300 neuen Wohnheimplätzen

Das kleine Mammut vom Vogelherd
Museen

Mammut und Höhlenlöwe werden in Blaubeuren ausgestellt

In einem Stuttgarter Kindergarten gibt es Lasagne zum Mittagessen. (Bild: dpa)
Ernährung

500. Zertifikat für bewusste Kinderernährung übergeben

Während der Redaktionssitzung einer Schülerzeitung liegen auf dem Redaktionstisch Blöcke, Stifte, Scheren und Kleber und andere Utensilien. (Foto: © dpa)
Schule

16 Schülerzeitungen ausgezeichnet

Mehrere Personen sitzen an einem Tisch bei einer Besprechung.
Weiterbildung

Betriebliche Weiterbildung wieder auf Vor-Corona-Niveau

Eine wissenschaftliche Mitarbeiterin arbeitet im Reinraumlabor zur Herstellung von Mikrochips für Quantenprozessoren in der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt PTB.
Technolologie

Land investiert in wegweisende Halbleitertechnologie

Eine Lehrerin in der Grundschule mit Schülerinnen und Schülern.
Schule

Matheaufgaben von Kompass 4 kommen auf den Prüfstand

Leibniz-Preisträger/in
Forschung

Leibniz-Preise für Forschende verliehen

Symbolbild zur Künstlichen Intelligenz mit einem Prozessor und dem Schriftzug "AI Artificial Intelligence Technology"
Künstliche Intelligenz

Stuttgarter Konsortium baut europäische KI-Fabrik

Symbolbild: Ländlicher Raum. (Bild: Elke Lehnert / Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz)
Ländlicher Raum

Konzept für die Resilienz ländlicher Räume

Eine Person sitzt an einem Laptop, in das Bild sind verschiedene Symbole eingeblendet.
Künstliche Intelligenz

Rechtsrahmen für KI und Robotik ausloten