Im September 2024 startet das erste britisch-deutsche High-Tech-Accelerator-Programm in Stuttgart. Damit werden sechs vielversprechende Start-ups aus Bereichen wie Quantenphysik, Künstliche Intelligenz, Robotik und virtuelle Realität gefördert.
Stuttgart wird zum Innovationsknotenpunkt für sechs britische Technologie-Start-ups: Die jungen Unternehmen wurden für das erste deutsch-britische Tech-Accelerator-Programm ausgewählt und schlagen ab September 2024 für fünf Monate ihre Zelte in Stuttgart auf. Das Tech Accelerator-Programm wurde von der britischen Regierung initiiert und von der baden-württembergischen Regierung unterstützt. Die Start-ups wurden aus einem Pool von fast 50 Bewerbern ausgewählt, nachdem sie einer Jury aus britischen und deutschen Juroren ihre marktreifen Innovationen in Bereichen wie Quantenphysik, Künstliche Intelligenz (KI), Robotik und virtuelle Realität vorgestellt hatten.
Neben einem Arbeitsplatz im Stuttgarter Technologie-Inkubator CODE_n erhalten die Unternehmen ein maßgeschneidertes Programm, das ihnen hilft, ihre Geschäftsidee an der Seite der führenden baden-württembergischen Industrie auszubauen, unter anderem durch Expertenunterstützung, VIP-Veranstaltungen, Unternehmensvorstellungen und Mentoring.
Ausgeprägter Pioniergeist und innovatives Unternehmertum
„Baden-Württemberg und Großbritannien verbinden ausgeprägter Pioniergeist und innovatives Unternehmertum vor allem kleiner und mittelständischer Unternehmen. Unsere Auslandsrepräsentanz in Großbritannien, das ‚BW-UK Office‘, fördert deswegen schon seit 2021 unsere bilateralen Wirtschafts-, Innovations- und Wissenschaftsbeziehungen“, so der Staatsminister und Chef der Staatskanzlei, Florian Stegmann. „Das britische High-Tech-Accelerator Programm ist eine Win-Win-Situation für die teilnehmenden Start-Ups und unsere innovativen Unternehmen. Diese neue Form der Zusammenarbeit hilft dabei, die engen wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen Baden-Württemberg und Großbritannien noch zukunftsfähiger zu machen.“
Ministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut zeigt sich erfreut über den Start des Acceleratoren-Programms: „Wir sehen das Programm als Bestätigung unserer erfolgreichen Wirtschaftspolitik und unserer ‚Partnerschaftsinitiative BW-UK‘. Die neu entwickelte High-Tech-Zusammenarbeit ist das Ergebnis unserer langjährigen sehr guten Partnerschaft. Wir versprechen uns davon technologische Impulse für unsere baden-württembergischen Unternehmen und Start-ups. Gerade in Zukunftstechnologien wie KI, Green Tech oder Quanten-Computing wollen wir mit den international Besten noch stärker kooperieren.“
Zukunftstechnologien nach Baden-Württemberg transferieren
Die Wirtschaftsministerin unterstreicht die Bedeutung der von ihr initiierten „Partnerschaftsinitiative BW-UK“, unter deren Schirm auch diese wirtschaftspolitische Brücke gebaut wurde. „Wenn Zukunftstechnologien über unsere britischen Partner zu uns nach Baden-Württemberg transferiert werden, dann zeigt dies, dass die Partnerschaftsinitiative bestens funktioniert.“
Dass die britischen Partner Baden-Württemberg als Standort für das Programm ausgewählt haben, ist auch darauf zurückzuführen, dass Baden-Württemberg bei Innovationen im internationalen Vergleich einen Spitzenplatz einnimmt. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die im September vergangenen Jahres öffentlich vorgestellt wurde, gibt es in der Europäischen Union (EU) keine Region, die an die Innovationskraft und -fähigkeit Baden-Württembergs heranreicht.
Chris Barton, britischer Handelskommissar für Europa, zur Wahl des Standortes Baden-Württemberg: „Diese spannende Partnerschaft mit Baden-Württemberg unterstreicht unser gemeinsames Engagement für die Produktion weltweit führender Technologien und die Schaffung zukunftsorientierter Volkswirtschaften. Ähnlich wie in Deutschland gibt es im Vereinigten Königreich einen florierenden Mittelstand mit innovativen und schnell wachsenden Exporteuren. In diesem Sinne ist es sehr passend, dass unsere Gewinner fünf der neun britischen Regionen repräsentieren. Dies zeigt, wie gut der Ein-Billion-Dollar-Tech-Sektor des Vereinigten Königreichs verteilt ist und wie wertvoll es ist, das wachsende Interesse an bilateralen Geschäftspartnerschaften zu fördern.“
Vernetzung mit dem baden-württembergischen Ökosystem
Baden-Württemberg International (BW_i) wird die britischen Start-ups während ihres sechsmonatigen Aufenthalts in Stuttgart eng begleiten. Dafür wird sich die Landesagentur monatlich mit den Gründerinnen und Gründern austauschen und sie mit dem baden-württembergischen Ökosystem vernetzen. So können die ausgewählten jungen Unternehmen etwa an BW_i-Veranstaltungen wie den Start-up BW Discovery Touren oder dem Sommerempfang des BW-UK-Offices teilnehmen und dort wertvolle Kontakte knüpfen. Bereits im Vorfeld hat BW_i gemeinsam mit dem britischen Konsulat nach passenden Locations in Stuttgart für die Start-ups gesucht und ihnen die Möglichkeit geboten, in den Räumlichkeiten von Baden-Württembergs Auslandsbüro in London ihre Pitches zu präsentieren.
BW_i-Geschäftsführer Dr. Christian Herzog sieht das Programm als Bereicherung für den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg: „Der Tech-Fokus der ausgewählten britischen Start-ups passt hervorragend zu unserem Profil als Innovationsregion Nr. 1 in Europa. Durch Kooperationen im Bereich der Zukunftstechnologien können nicht nur baden-württembergische Unternehmen profitieren, sondern auch die Beziehungen zwischen beiden Standorten gestärkt werden.“
Technologische Innovation stärken Europas Zukunft
Als branchenübergreifende Innovationsplattform und Heimat innovativer Köpfe in Stuttgart, freut sich das Team von CODE_n die sechs ausgewählten Start-ups in Deutschland zu begrüßen und ihnen als Ankerplatz zu dienen. Die Integration in das vorhandene Netzwerk und die Bereitstellung der gemeinsam gesammelten Erfahrungen werden wichtige Bestandteile des Acceleratoren-Programms. Die Gründer werden persönlich innerhalb des Stuttgarter Ökosystems unterstützt, um nachhaltig expandieren und vor Ort wachsen zu können. Vor allem die individuelle Ausrichtung und Betreuung wird die Zusammenarbeit der einzelnen Partner des Programms auszeichnen. CODE_n versteht sich als Gestalter einer lebendigen internationalen Community mit dem Innovationscampus Schelmenwasen als Zentrum.
Ulrich Dietz, Gesellschafter von CODE_n und Gründer des Technologieunternehmens GFT, untermauert die Bedeutung technologischer Innovationen für Europas Zukunft. Seine Erfahrungen und sein breites Wissen bereichern den Accelerator und fördern die transnationale Kooperation auf dem Weg zu neuen Entwicklungen.
Die sechs ausgewählten Start-ups
- Sektor: Quantum
- Region: South East (Reading)
- Oxford Quantum Circuits (OQC) ist ein weltweit führendes Unternehmen im Bereich Quantum Compute-as-a-Service (QCaaS). Das Unternehmen entwickelte den ersten kommerziell erhältlichen Quantencomputer in Großbritannien, wurde Europas erstes QCaaS-Unternehmen und integrierte den weltweit ersten Quantencomputer in ein kommerzielles Rechenzentrum. Durch den Accelerator will OQC Proof-of-Concept-Studien mit süddeutschen Unternehmen durchführen und ein neues Partnerschafts-, Investoren- und Industrienetzwerk aufbauen.
- Sektor: Artificial Intelligence (AI)
- Region: Yorkshire and the Humber (Huddersfield)
- Holdson entwickelt innovative Hardware- und Softwarelösungen für eine Reihe von Kunden aus der Fertigungsindustrie und verbessert die Präzision und Effizienz von Maschinen durch integrierte, maßgeschneiderte Tools für maschinelles Lernen. Durch den Accelerator will Holdson das robuste industrielle Ökosystem und die akademische Welt in Deutschland erschließen und durch die Vermarktung seiner KI- und digitalen Tools nachhaltige Fertigungsverfahren vorantreiben.
- Sektor: Robotics
- Region: Yorkshire and the Humber (Sheffield)
- BOW revolutioniert die Entwicklung von Robotiksoftware. Es bietet eine universelle Plattform, die die Erstellung von Anwendungen für jede Art von Roboter vereinfacht. Ihr Software Development Kit (SDK) ermöglicht es Entwicklern, Innovationen für verschiedene Arten von Hardware zu schaffen. Darüber hinaus gewährleistet es eine schnelle Bereitstellung und hohe Flexibilität. BOW hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Robotik zu demokratisieren und sie einem breiteren Spektrum von Entwicklern und Branchen zugänglich zu machen.
- Sektor: Virtual Reality (VR) / Augmented Reality (AR)
- Region: North East (Gateshead)
- Gemba ist die führende Virtual-Reality-Plattform im unternehmerischen Metaversum. Als wegweisendes Unternehmen im Bereich des globalen Workforce Learning unterstützt Gemba ambitionierte Unternehmen, die eine digitale Transformation durchlaufen. Das Ziel besteht darin, dass diese Unternehmen leistungsstarke, skalierbare Schulungen auf effiziente und nachhaltige Weise einführen. Durch den Accelerator wird Gemba seine VR-Kapazitäten auf dem europäischen Fertigungsmarkt präsentieren. Dies wird langfristige Partnerschaften fördern, die unternehmerische Erfolge durch hohe Standards im operativen und Führungsbereich vorantreiben.
- Sektor: AI
- Region: London
- OctaiPipe ist eine Plattform, die die Verwaltung und Skalierung von Künstlicher Intelligenz am „Edge“ (Rande) des Netzwerks ermöglicht und Federated Learning einsetzt, um herkömmliche, zentralisierte Cloud-basierte Ansätze in einer Vielzahl von industriellen und kritischen Systemanwendungen zu übertreffen. OctaiPipe arbeitet bereits mit deutschen Unternehmen zusammen und möchte seine bestehenden Partnerschaften und Kooperationen mit deutschen Unternehmen ausbauen sowie neue Geschäfts- und Finanzierungsmöglichkeiten erkunden.
- Sektor: AI
- Region: South West (Exeter)
- digiLab ist ein Unternehmen mit Fokus auf maschinellem Lernen. Es hat sich auf probabilistisches maschinelles Lernen und die Quantifizierung von Unsicherheiten in einer Reihe von Sektoren spezialisiert, darunter Kernspaltung, Kernfusion, Werkstoffe und allgemeinem Ingenieurwesen. Mit Hilfe des Accelerators will digilab seine proprietäre Plattform für maschinelles Lernen, twinLab, und damit verbundene Dienstleistungen auf den Markt bringen. twinLab gibt Domain Engineers hochentwickelte Tools für maschinelles Lernen an die Hand und optimiert deren Simulationen und Arbeitsabläufe.