„Der Bodensee ist Europas größter Trinkwasserspeicher und ein sensibles Ökosystem. Schon 1991 war er Vorbild für strenge Klimaschutzvorgaben. Angesichts der offenkundigen Klimaveränderung sollten wir uns auf den Weg machen, die Schifffahrt auf dem Bodensee klimafreundlich zu gestalten“, so Verkehrsminister Winfried Hermann in seiner Eröffnung.
Mainauer Klimadialog stellt Antriebswende in den Mittelpunkt
Umweltministerin Thekla Walker betonte: „Mit dem ersten Mainauer Klimadialog stellen wir das wichtige Thema der dringend notwendigen Antriebswende auf dem größten Binnengewässer Deutschlands und dem drittgrößten See in Europa in den Mittelpunkt. Es reicht nicht aus, sich ehrgeizige Klimaziele zu setzen: Jetzt müssen wir die konkreten Schritte zu diesen Zielen gehen. Mit der Bodenseeschifffahrt wird hier ein Thema in den Fokus gestellt, das nicht nur eine hohe touristische Relevanz besitzt, es ist auch ein Thema mit einer starken, grenzüberschreitenden Außenwirkung.“
Björn Graf Bernadotte, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Lennart-Bernadotte-Stiftung und Mainau-Geschäftsführer freute sich, dass mit dem ersten Mainauer Klimadialog Raum für Austausch zwischen Politik, Verwaltung, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zu sektorenübergreifenden Themen des nachhaltigen Klimaschutzes geschaffen wird: „Mit dem ersten Mainauer Klimadialog möchten wir heute und auch zukünftig Akteure aus unterschiedlichen Fachbereichen an einen Tisch bringen und so Expertenwissen vereinen, denn nur gemeinsam können wir bei einem der dringendsten Themen unsere Zeit – dem Klimawandel – Erfolge erzielen.“
Passagierschifffahrt geht mit großen Schritten voran
Seit Juli 2022 ist die MS Insel Mainau als erstes Elektro(E)-Schiff der Flotte der Bodensee-Schiffsbetriebe GmbH (BSB) unterwegs. Die Teilnehmenden des Mainauer Klimadialogs konnten sich bei einer Rundfahrt ein Bild von der Passagierschifffahrt der Zukunft machen. Christoph Witte, Geschäftsführer der Bodensee-Schiffsbetriebe, zog eine sehr positive Bilanz von der ersten vollen Saison der MS Insel Mainau im Einsatz und bekräftigte das Ziel der BSB, die Flotte bis 2035 zu dekarbonisisieren.
Seit Oktober 2023 verbindet das Fährschiff „Richmond“ die Strecke zwischen Konstanz und Meersburg. Es ist eines der ersten Binnenfahrgastschiffe in Europa, das von schnelllaufenden reinen Gasmotoren angetrieben wird. Das Fährschiff soll in Zukunft durch Befüllung mit flüssigem Biomethan (Bio-LNG: Bio-Liquefied-Natural-Gas) weitgehend treibhausgasneutral betrieben werden.
Dass auch Schiffe im Bestand erfolgreich für eine klimaneutrale Zukunft umgerüstet werden können, führte Prof. Dr. Richard Leiner anhand des Forschungsschiffs Kormoran des Instituts für Seenforschung aus.
Machbarkeitsstudie „Klimaneutrale Schifffahrt auf dem Bodensee“
Prof. Dr. Werner Tillmetz präsentierte erste Einblicke in die Machbarkeitsstudie „Klimaneutrale Schifffahrt auf dem Bodensee“, die er im Auftrag der Bayerischen Staatskanzlei und in Kooperation mit der Internationalen Bodensee-Konferenz (IBK) durchgeführt hat. Er betonte, dass es für die Binnenschifffahrt weltweit bislang keine Regelwerke zu den CO2-Emissionen gebe. Die größten Emittenten von Klimagasen am Bodensee seien die 13.800 leistungsstarken Motorsportboote, gefolgt von den das ganze Jahr betriebenen Fähren und Katamaranen sowie den saisonal eingesetzten Fahrgastschiffen. Diese drei Kategorien seien für 90 Prozent der CO2-Emissionen von etwa 50.000 Tonnen im Jahr verantwortlich. Für die Energiewende auf dem Bodensee sei der flüssige grüne Kraftstoff E-Methanol die sinnvollste Lösung. Eine gemeinsame Vorgehensweise aller Akteure sei entscheidend für den Erfolg.
Verkehrsminister Winfried Hermann resümierte: „Es gibt nicht die eine Lösung für eine klimaneutrale Bodenseeschifffahrt. Es braucht eine Kombination von verschiedenen Maßnahmen. Von der Umrüstung älterer Boote auf E-Motoren über den Einsatz von klimaneutralen Treibstoffen in der verbliebenen Altflotte bis hin zum Einsatz von E-Motoren auf Fähren und Transportschiffen. Um Klimaneutralität zu schaffen, sollen bald keine neuen Boote mit herkömmlichem Verbrennungsmotor mehr auf dem Bodensee zugelassen werden.“
Zusammenarbeit mit der Wirtschaft
Dr. Roland Scherer, Direktor des Instituts für Systemisches Management und Public Governance an der Universität St. Gallen, brachte die Perspektive der Dekarbonisierung des Sees als Wirtschaftsfaktor ein. Er betonte die Chancen durch die Vernetzung der starken Forschung, Entwicklung und Industrie im Bereich der Schiffstechnologie rund um den See.
Denise Kurtulus und Dr. Daniel Chatterjee von Global Marine at Rolls-Royce Solutions aus Friedrichshafen erläuterten die Sicht des Konzerns auf die maritime Energiewende – global und in der Bodenseeregion im Speziellen.
Gemeinsames Anpacken der Anrainerländer nötig
Wichtig sei bei alledem die Einigkeit der Anrainerländer darüber, welche Maßnahmen getroffen werden können und müssen. Nur dann seien einheitliche Regelungen auf dem ganzen Bodensee möglich. Die Internationale Bodenseekonferenz (IBK), in der Baden-Württemberg mit den weiteren Anrainerländern und Kantonen stets gut zusammenarbeitet, sei ein ideales Forum, einen gemeinsamen Weg zu erarbeiten. Die IBK hat sich anlässlich ihres 50-jährigen Bestehens für eine klimafreundliche Mobilität auf und um den Bodensee ausgesprochen, endete Minister Hermann.