Seit einem Jahr unterstützen der Senior Experten Service (SES) personell und die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) finanziell die Integration junger Flüchtlinge in VABO-Klassen (Vorqualifizierungsjahr Arbeit/Beruf ohne Deutschkenntnisse) an beruflichen Schulen im Land. Das gemeinsame Engagement von SES und LBBW wird jetzt um ein weiteres Jahr verlängert.
Während des Vorqualifizierungsjahres sollen die Jugendlichen vor allem Sprachkenntnisse für eine Ausbildung erwerben. Das Kultusministerium fördert deshalb den Einsatz von Ehrenamtlichen im Rahmen der VABO-Klassen und hat diesen in der Stundentafel institutionalisiert. Die Initiative von SES und LBBW begrüßt das Kultusministerium und bedankt sich für das Angebot, ehrenamtliche Senior Experten in VABO-Klassen einzusetzen. Diese können jungen Flüchtlingen außerhalb des Unterrichts beispielsweise durch Hausaufgabenbetreuung oder zusätzlichen Deutschunterricht helfen. Die Bilanz nach einem Jahr kann sich sehen lassen: Rund 50 Senior Experten waren in über 30 Schulen im Einsatz, mehrere Hundert Schüler profitierten von ihrer Unterstützung und einige haben bereits eine Zusage für einen Ausbildungsplatz in der Tasche.
Ein Beispiel ist die Mathilde-Planck-Schule in Ludwigsburg. Hier werden die jungen Flüchtlinge auf eine Ausbildung im hauswirtschaftlich-pflegerischen, sozialpädagogischen oder landwirtschaftlichen Bereich vorbereitet. Mathias Scham und Detlef Kaminski sind als ehrenamtliche Senior-Experten in der Schule im Einsatz. Beide sind 64 Jahre alt und haben früher in leitender Funktion im technischen Bereich gearbeitet. Jetzt wollen sie einen aktiven Beitrag zur Integration der jungen Flüchtlinge in Deutschland leisten. „Das Wichtigste ist, dass sie alle erst einmal Deutsch lernen“, sagt Mathias Scham. Er freut sich wöchentlich über die Lernfortschritte: „Es ist toll, wenn meine Schülerin aus Syrien freudestrahlend erzählt, dass sie das erste Mal beim Bäcker alleine einkaufen konnte“. Auch Detlef Kaminski ist sich sicher, dass er konkret helfen kann: „Gerade jugendliche Flüchtlinge brauchen eine Perspektive in Deutschland. Mit Sprachtrainings an Beispielen unseres täglichen Lebens unterstütze ich sie dabei, sich zu qualifizieren und hoffentlich hier einen Beruf zu erlernen.“
Das Ziel ist eine Berufsausbildung
Die VABO-Klassen in Baden-Württemberg richten sich an berufsschulpflichtige Flüchtlinge im Alter von 16 bis 18 Jahren und an berufsschulberechtigte Flüchtlinge bis zu 20 Jahren ohne oder mit nur geringen Deutschkenntnissen. In den Klassen lernen die jungen Flüchtlinge neben der deutschen Sprache auch erste berufsbezogene Kompetenzen mit dem Ziel, später eine Berufsausbildung zu beginnen oder eine berufliche Vollzeitschule zu besuchen. Momentan gibt es im Land rund 8.900 VABO-Schüler verteilt auf 560 Klassen. Die beruflichen Schulen des Landes können kostenfrei unterrichtsflankierende Hilfestellung durch einen Senior Experten in Anspruch nehmen. Die benötigten Förderleistungen werden dabei individuell von der Lehrkraft für die jeweilige Klasse definiert. Sie können von Hausaufgabenhilfe, Unterstützung bei Behördengängen bis zu zusätzlichem Deutschunterricht oder Eingliederung in das örtliche Vereinsleben reichen.
Guter Start in Deutschland
„Es ist eine enorm wichtige Aufgabe, geflüchteten jungen Menschen Perspektiven zu eröffnen. Bildungsangebote sind dabei der Schlüssel zur Integration. Hierfür ist gerade auch das ehrenamtliche Engagement von großer Bedeutung. Ich freue mich daher sehr, dass sich der Senior Experten Service und die LBBW bereits seit einem Jahr für die Flüchtlinge in den VABO-Klassen engagieren und danke ihnen, dass sie sich auch in Zukunft aktiv einbringen werden“, sagt Staatssekretär Volker Schebesta.
„Unsere Senior Experten bringen große Lebens- und Berufserfahrung mit. Genau das ist den Schülern der VABO-Klassen bei ihren ersten Schritten in Richtung Beruf eine große Hilfe“, sagt SES-Geschäftsführerin Dr. Susanne Nonnen. „Für das aktuelle Schuljahr suchen wir noch weitere Senioren, die sich engagieren möchten.“ Der SES ist eine der größten deutschen Organisationen für ehrenamtliche Fach- und Führungskräfte im Ruhestand mit rund 1.800 Experten allein in Baden-Württemberg.
Die anfallenden Reisekosten und die monatliche Aufwandsentschädigung für bis zu 100 Ehrenamtliche übernimmt seit dem vergangenen Schuljahr die LBBW als exklusiver Partner. „Es ist uns ein wichtiges Anliegen, die jungen Flüchtlinge zu unterstützen und dazu beizutragen, dass sie hier schnell eine Ausbildung beginnen können“, erklärt Hans-Jörg Vetter, Vorstandsvorsitzender der LBBW. „Eine Ausbildung ist ein entscheidender Schritt zur erfolgreichen Integration in den Arbeitsmarkt und in unsere Gesellschaft, deshalb unterstützen wir das Projekt gerne ein weiteres Schuljahr lang.“ Die LBBW bekennt sich mit ihrem sozialen Engagement zu ihrem Heimatmarkt Baden-Württemberg und legt dabei einen besonderen Akzent auf die Themen Bildung und Bildungschancen in der Region.
Landesbank Baden Württemberg (LBBW)
Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) ist eine der größten Banken Deutschlands, in ihrem Kernmarkt Baden-Württemberg die mit Abstand bedeutendste. Seit fast 200 Jahren ist sie hier fest verankert und verbindet heute das Leistungsspektrum einer großen Geschäftsbank mit regionaler Nähe. Hier betreibt sie mit der Baden-Württembergischen Bank (BW-Bank) als Kundenbank das Privat- und Unternehmenskundengeschäft mit Fokus auf dem Mittelstandsgeschäft. Auf dem Gebiet der Landeshauptstadt Stuttgart erfüllt sie die Aufgaben einer Sparkasse.
Senior Experten Service (SES)
Der Senior Experten Service (SES), die Stiftung der Deutschen Wirtschaft für internationale Zusammenarbeit, ist die führende deutsche Entsendeorganisation für ehrenamtliche Fach- und Führungskräfte im Ruhestand. Seine Experten geben weltweit Hilfe zur Selbsthilfe. In Deutschland setzen sie sich insbesondere für junge Menschen in Schule und Ausbildung ein. Träger des SES sind die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft. Der SES hat seinen Sitz in Bonn und wird bundesweit von 14 Büros vertreten – auch in Stuttgart. Zurzeit sind beim SES mehr als 12.000 Experten registriert, rund 1.800 von ihnen leben in Baden-Württemberg. Seit seiner Gründung im Jahr 1983 hat der SES über 40.000 Einsätze in mehr als 160 Ländern durchgeführt.