Baden-Württemberg ist auf die UEFA Euro 2024 gut vorbereitet und startklar für den Anpfiff. Um die einzelnen Spieltage sicher zu bewältigen, werden über 3.000 zusätzliche Einsatzkräfte und mehrere hundert zusätzliche Einsatzfahrzeuge aus der gesamten Blaulichtfamilie eingesetzt.
„Beim Fußball gilt: Nur als gut eingespieltes Team kann man gewinnen. Gleiches gilt auch für die Innere Sicherheit. Und so ist die Fußball-Europameisterschaft 2024 (EURO 2024) für uns als Land Baden-Württemberg eine gigantische und gleichzeitig auch schöne Herausforderung. Wir haben dafür viele Teams aus Polizei, Feuerwehr und weiteren Hilfsorganisationen im Einsatz, die hervorragend aufeinander eingespielt sind. Um die einzelnen Spieltage sicher zu bewältigen, planen wir mit über 3.000 zusätzlichen Einsatzkräften und mehreren hundert zusätzlichen Einsatzfahrzeugen aus der gesamten Blaulichtfamilie. Denn es gilt, bei unseren Planungen die weltpolitische Lage mitzudenken: Der Nahost-Konflikt und der Ukraine-Krieg sind auch bei uns spürbar und eine sicherheitspolitische Herausforderung. Wir freuen uns auf ein Fan- und Familienfest, bei dem sich die Menschen aus den verschiedenen Ländern in Europa bei uns in Baden-Württemberg begegnen werden. Dazu erwarten wir viele tausend Gäste aus aller Welt, die an und zwischen den einzelnen Spieltagen zu uns kommen. Und wir heißen die einzelnen Mannschaften, die teilweise hier wohnen, teilweise nur für die Spieltage anreisen, herzlich willkommen. Es ist unsere Aufgabe als Land Baden-Württemberg, für alle diese Menschen einen sicheren Ablauf zu gewährleisten“ so Innenminister Thomas Strobl anlässlich der Pressekonferenz zum Auftakt der Union of European Football Associations (UEFA) Euro 2024 am 28. Mai 2024.
Fünf Turnierspiele in Stuttgart
Vom 14. Juni bis 14. Juli 2024 findet mit Nationalmannschaften aus 24 Ländern die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland statt. Für fünf der insgesamt 51 Turnierspiele ist Stuttgart der Austragungsort. Die Nationalmannschaften der Schweiz, Spaniens, Belgiens sowie Dänemarks beziehen dauerhaft ihre Team Base Camps in Baden-Württemberg. Darüber hinaus müssen die Sicherheitskräfte viele Reisebewegungen der Mannschaften bedenken.
Stuttgarts Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper sagte: „Die Sicherheit unserer Gäste und Besucher ist für uns bei aller Fußball-Begeisterung das höchste Gut: Die Sicherheit rund um die fünf Europameisterschafts-Spiele in der Arena Stuttgart, die Sicherheit beim Public Viewing auf dem Schlossplatz und in allen anderen Fanzonen, die Sicherheit aller Programmpunkte an den spielfreien Tagen. Die Stuttgarter Innenstadt und die Stuttgart-Arena werden deshalb in einem bisher nicht bekannten Ausmaß gesichert. Allein für die baulichen Sicherungsmaßnahmen setzt die Landeshauptstadt Stuttgart 10,5 Millionen Euro ein.“
Tausende Gäste reisen für die Spiele nach Baden-Württemberg
Viele tausend Gäste werden zu den einzelnen Spielbegegnungen nach Baden-Württemberg reisen. Einige Spielpaarungen sind dabei als kritisch zu betrachten. So sind die Begegnungen Deutschland gegen Ungarn sowie Schottland gegen Ungarn von der Polizei als Hochrisikospiel eingestuft. Deshalb stehen die Sicherheitsbehörden in Baden-Württemberg in einem engen Austausch mit den Ländern und dem Bund, insbesondere mit dem International Police Cooperation Center (IPCC) in Neuss in Nordrhein-Westfalen, das als Dreh- und Angelpunkt für den nationalen und internationalen Informationsaustausch dient. Die Polizei Baden-Württemberg ist mit 16 Beamtinnen und Beamten in verschiedenen Funktionen dort vertreten.
„Die Bundespolizeidirektion Stuttgart bereitet sich seit langem umfangreich auf die Fußball-Europameisterschaft vor. Wir intensivieren die Einsatzmaßnahmen auf allen Verkehrswegen für die Sicherheit der Fußballfans sowie der Reisenden. Hierbei gilt es frühzeitig Reisewege zu identifizieren und mögliche Fußballstörer bereits bei der Anreise zu stoppen. Im Großraum Stuttgart wird die Bundespolizei ihre Präsenz in maximaler Einsatzstärke erhöhen, insbesondere an den Schwerpunkten Hauptbahnhof Stuttgart sowie dem Bahnhof Bad Cannstatt“, so der Präsident der Bundespolizeidirektion Stuttgart, Carsten Laube.
Auch hat sich die weltpolitische Lage seit dem letzten großen Fußballturnier in Deutschland im Jahr 2006 deutlich verändert. Vor allem der Nahost-Konflikt und der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine fließen in die Bewertung der Sicherheitslage und die darauf aufbauenden Maßnahmen mit ein. Die Sicherheitsbehörden gehen nach der aktuellen Bewertung von einer abstrakt hohen Gefährdungslage aus, konkrete Gefährdungshinweise liegen weiterhin nicht vor. Auch haben sich seit 2006 die Bedrohungsszenarien weiterentwickelt. So muss sich die Polizei jetzt beispielsweise auf Cyberangriffe oder einen Angriff mit Drohnen vorbereiten.
Öffentliche Sicherheit hat höchste Priorität
Die Planungen für dieses Großereignis sind weitestgehend abgeschlossen. Sie werden jetzt aufgrund der aktuellen Sicherheitslage fortlaufend angepasst. Die öffentliche Sicherheit genießt dabei natürlich höchste Priorität, weshalb die Einsatz- und Rettungskräfte der verschiedenen Organisationen optimal aufeinander abgestimmt sein müssen. Dafür fanden bereits mehrere Übungen und Großübungen (unter anderem von Mittwoch, 24. April bis Freitag, 26. April 2024 und von Dienstag, 14. Mai bis Donnerstag, 16. Mai 2024) statt. An den sechs Großübungstagen haben insgesamt mehr als 1.200 Einsatzkräfte der Landespolizei, der Bundespolizei sowie des zivilen Rettungsdienstes geübt. Um ein realistisches Szenario zu gestalten, waren 2.400 Statisten eingesetzt.
„Unser Vorbereitungsstab plant seit über eineinhalb Jahren viele verschiedene Szenarien vor und wir sind planmäßig auf der Zielgeraden. Meine Kolleginnen und Kollegen fiebern diesem einzigartigen Event und diesem auch für uns besonderen Einsatz entgegen. Mit vollem Engagement und höchster Professionalität setzen wir uns für die Sicherheit ein, damit wir alle ein friedliches Fan- und Familienfest erleben“, so Polizeipräsident Eisenbraun bei der Pressekonferenz.
Zusätzliche Kräfte des Katastrophenschutzes im Einsatz
Die Branddirektion Stuttgart plant als zuständige untere Katastrophenschutzbehörde für die UEFA EURO 2024 auf Grundlage der bundeseinheitlichen Leitlinien und den darin enthaltenen Szenarien. An den Spieltagen werden erhebliche zusätzliche Kräfte des Katastrophenschutzes im Einsatz sein. Es kommen Feuerwehren und Hilfsorganisationen aus dem gesamten Land in die Landeshauptstadt. Darunter befinden sich auch zahlreiche Spezialfähigkeiten, zum Beispiel Einrichtungen zur Erstversorgung von Verletzten, eine Analytische Task Force, die Gefahrstoffe bestimmen kann, und auch mehrere Großraumrettungswagen, in denen zugleich mehrere Verletzte versorgt werden können. Auch Dekontaminationsplätze sind vorgeplant.
Feuerwehrkommandant Dr. Georg Belge sagte: „Die Feuerwehr Stuttgart ist gemeinsam mit ihren Partnern aus dem Katastrophenschutz gut auf die Fußball-Europameisterschaft vorbereitet. Die Einsatzkräfte sind sowohl für Einsätze des Alltags, wie auch für Großschadensfälle gewappnet. Wir freuen uns darauf, die zahlreichen internationale Gäste in Stuttgart begrüßen zu dürfen und wünschen allen Fans einen schönen und friedlichen Fußball-Sommer.“
„Das Deutsche Rote Kreuz als größte Hilfsorganisation im Bereich Sanitätsdienst, Rettungsdienst und Bevölkerungsschutz hat sich in Kooperation mit allen Partnern sehr gut vorbereitet und freut sich auf eine friedliche und begeisternde Europameisterschaft“, so Dr. Johannes Wagner, Vizepräsident des DRK-Kreisverbandes Stuttgart.
Einsatz vieler Ehrenamtlicher
„Alle ziehen hier an einem Strang. Sollte etwas passieren, stehen sehr starke zusätzliche Kräfte zur Verfügung, um zu helfen. Eines freilich ist klar: Bei vielen der eingesetzten Organisationen ist ein solch personeller Aufwand nur unter Einbindung des Ehrenamtes möglich. Baden-Württemberg ist Ehrenamtsland Nummer eins. Das gilt aber natürlich auch in solch besonderen Einsatzlagen. Das Innenministerium hat daher gute rechtliche Voraussetzungen für den Einsatz geschaffen. Für die Europameisterschaft bedeutet das zum Beispiel ganz konkret: Die Ehrenamtlichen werden aufgrund des Landeskatastrophenschutzgesetzes am Arbeitsplatz freigestellt. Den Verdienstausfall übernimmt das Land“, sagte Innenminister Thomas Strobl.