500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben beim digital@bw Festival „Zukunft_Gesundheit_Digital“ in Tuttlingen über die Gesundheit von morgen diskutiert. Die Digitale Gesundheit ist ein Schwerpunktthema der landesweiten Digitalisierungsstrategie der Landesregierung.
Unter dem Motto „Fit und gesund durch Bits und Bytes“ haben 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim digital@bw Festival „Zukunft_Gesundheit_Digital" in Tuttlingen die Gesundheit von morgen diskutiert. Die Digitale Gesundheit ist ein Schwerpunktthema der landesweiten Digitalisierungsstrategie der Landesregierung, die mit acht Ministerien vertreten ist.
„Wir stehen vor einer technologischen Revolution in allen drei zentralen Bereichen der Medizin – beim Monitoring, bei der Diagnostik und der Therapie. Tuttlingen, die Welthauptstadt der Medizintechnik, ist ein wichtiger Teil des Gesundheitsstandorts Baden-Württemberg. Tuttlingen zeigt, wir haben hier im Land ein unglaubliches Potenzial, was Wissenschaft, Wirtschaft und Versorgung angeht. Und wir werden alles dafür tun, um die Chancen neuer Technologien zu nutzen“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann bei der Eröffnung des digital@bw Festivals „Zukunft_Gesundheit_Digital“ der Landesregierung in Tuttlingen.
Digitalisierung hat Revolution im Gesundheitsbereich in Gang gebracht
„Die Digitalisierung ist ein Schwerpunkt unserer Regierungsarbeit – eine Milliarde investieren wir alleine bis 2021. Die Digitalisierung hat auch im Gesundheitsbereich eine Revolution in Gang gebracht, deren Chancen wir nutzen und ganz gezielt voranbringen wollen. Rund 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer unseres Gesundheitsfestivals können in Tuttlingen hautnah erleben, was in der Medizin und Pflege bereits heute vorangeht. Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik sowie Bürgerinnen und Bürger kommen hier zusammen, verwandeln das Festival in ein Ideenlabor und stellen sich auch kritischen Fragen“, so stellvertretende Ministerpräsident und Digitalisierungsminister Thomas Strobl.
Die Landesregierung bringt die Digitalisierung im Gesundheitsbereich ressortübergreifend voran und setzt auf innovative Partnerschaften von Verwaltung, Unternehmen und Forschungsinstitutionen sowie den offenen Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern. Dabei wird ein besonderer Fokus auf eine gute Versorgung im ländlichen Raum sowie die Weiterentwicklung der personalisierten Medizin gelegt. „Mit 21 Projekten fördern wir pionierhaft vielversprechende digitale Gesundheitsanwendungen und investieren dafür bis Ende 2019 rund 26 Millionen Euro. Einige dieser Projekte stellen wir in Tuttlingen vor“, sagte Digitalisierungsminister Thomas Strobl.
„Die Digitalisierung bietet unglaubliche Chancen. Gerade wenn es um so sensible Bereiche wie die Gesundheit geht, sind viele Menschen freilich auch verunsichert, zurückhaltend und haben Sorgen. In Tuttlingen möchten wir deshalb über digitale Gesundheitsanwendungen informieren aber auch Ängste abbauen. Ein wichtiges Thema ist dabei der Schutz von persönlichen Daten. Wir wollen deutlich machen, dass wir gerade beim Thema Gesundheit der Datensicherheit erhebliche Bedeutung beimessen. Der Schutz dieser Daten muss ein Gütesiegel von Gesundheitsanwendungen aus Baden-Württemberg sein. Zudem zeigen wir Wege auf, wie sich Verbraucherinnen und Verbraucher selbst vor Datenmissbrauch schützen können“, erklärte Minister Thomas Strobl.
Stärkung der Personalisierten Medizin
Die rasante Entwicklung der Digitalisierung eröffnet auch neue Wege zur Behandlung schwerer Krankheiten. Durch die Analyse klinischer Daten ist es möglich, maßgeschneiderte Therapien für Patientinnen und Patienten je nach Krankheitsbild zu entwickeln. Daher unterstützt die Landesregierung seit Dezember 2017 den Aufbau von Zentren für Personalisierte Medizin, um medizinische Fakultäten und Unikliniken besser miteinander zu vernetzen. Im Personalisierten Medizin Portal BW (PM-Portal) werden dazu die Informationen gebündelt, standardisiert und in der bwHealthCloud gespeichert. So können die beteiligten Institutionen ihre Daten austauschen und das gesammelte Wissen nutzen, um die bestmögliche Therapie auch für Patienten zu finden, die nicht auf herkömmliche Behandlungen ansprechen. Zudem fördert das Land die bwHealthApp, durch die die vorhandenen Gesundheitsdaten mit zusätzlichen Informationen wie Vitaldaten oder Bewegungsaktivität ergänzt werden können. Das Wichtige dabei: Die Patientinnen und Patienten behalten mit der App die Kontrolle über ihre Daten und können deren Freigabe selbst steuern.
Verbesserung der ambulanten und stationären Versorgung
Der direkte Kontakt zwischen Arzt und Patient ist elementarer Bestandteil der gesundheitlichen Regelversorgung. Digitale Gesundheitsanwendungen können jedoch als nützliche Ergänzung dienen. Daher fördert die Landesregierung Projekte zur Verbesserung ambulanter und stationärer Versorgung. Als erstes Land hat Baden-Württemberg zudem 2016 das Fernbehandlungsverbot gelockert und Modellprojekte zugelassen. Mit „docdirekt“ soll eine schnelle und unkomplizierte medizinische Fernberatung beim Haus- oder Kinderarzt sichergestellt werden. Nachdem das Projekt unter anderem auch in Tuttlingen pilotiert wurde, können sich seit Oktober 2018 alle gesetzlich Versicherten im Land kostenfrei und ohne Termin vom Online-Arzt behandeln lassen.
Auch Patientinnen und Patienten, die spezielle Therapien benötigen, soll mittels Telemedizin geholfen werden. Mit dem Projekt „Internetbasierte Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen mit Zwangsstörungen“ wird zum Beispiel eine internetbasierte kognitive Verhaltenstherapie entwickelt. Damit können auch Betroffene in Regionen mit erschwerten Zugängen zu spezialisierten Therapien ortsunabhängig behandelt werden. Damit die Patientinnen und Patienten der Teleärzte notwendige Medikamente verschrieben bekommen können, geht das Land auch konsequent den nächsten Schritt und treibt das elektronische Rezept voran. Mit dem Projekt GERDA – Geschützter e-Rezept Dienst der Apotheken – wird die Ausstellung eines Rezeptes bei einer Fernbehandlung möglich. GERDA wird ab November in Stuttgart und dem Landkreis Tuttlingen getestet.
Vernetzung von Gesundheitspartnern
Die Digitalisierung ermöglicht auch die standortübergreifende Vernetzung verschiedener Akteure in Echtzeit. Um die intensivmedizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten mit komplexen Krankheitsbildern flächendeckend zu sichern, setzt sich die Landesregierung für eine bessere Vernetzung der Gesundheitspartner ein. Hierzu wurde eine Teleintensivmedizin-Plattform aufgebaut, die Krankenhäuser mit besonderer Expertise mit Einrichtungen der Grund- und Regelversorgung vernetzt. Davon können insbesondere strukturschwache Gebiete profitieren. Neben der Vernetzung wird die Bündelung von vorhandenem Wissen und Angeboten erleichtert – ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Therapie- und Versorgungsplanung. In den Landkreisen Ravensburg und Bodensee wird dazu eine webbasierte Plattform für Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen als Wegweiser für die Planung von medizinischen Versorgungsangeboten eingerichtet. Damit können individuelle Therapie- und Versorgungspläne für die Betroffenen gerade auch in ländlichen Räumen erstellt werden.
Verbesserung der Versorgung und Pflege
Digitalisierung kann darüber hinaus helfen, dass Menschen ihr Leben länger und selbstbestimmter im vertrauten sozialen Umfeld führen können. Auch für die pflegenden Angehörigen, für die die Pflegetätigkeit oftmals eine große Belastung darstellt, können digitale Anwendungen eine wichtige Hilfe sein. Das Projekt „Ich für mich – für Dich“ des Ministeriums für Soziales und Integration bietet adäquate Unterstützungsfunktionen und -dienstleistungen für pflegende Angehörige. Dabei geht es um Stärkung der Resilienz, Vermittlung von Kenntnissen und Einbindung in unterstützende Netzwerke. Mit dem Projekt soll ein Beratungsangebot unter anderem mittels Videokonsultation für pflegende Angehörige aufgebaut werden.
Forum Gesundheitsstandort Baden-Württemberg
Wie Tuttlingen, das Weltzentrum der Medizintechnik, zeigt, verfügt Baden-Württemberg bereits über einen exzellenten Gesundheitsstandort. Diesen gilt es weiter zu stärken, indem auch die Chancen der Digitalisierung genutzt werden. Dazu soll auch das Forum Gesundheitsstandort Baden-Württemberg beitragen. „Mit dem Forum Gesundheitsstandort Baden-Württemberg, das die Landesregierung vor einem Jahr ins Leben gerufen hat, stehen wir inzwischen mit 380 Expertinnen und Experten im Dialog um die Zukunft der Medizin. Wir wollen mit Hilfe des Forums die sektoralen Grenzen aufheben, um gemeinsam innovativ sein zu können, neue wirtschaftliche Potenziale zu schaffen und eine hervorragende Patientenbetreuung zu gewährleisten“, erklärte Ministerpräsident Winfried Kretschmann.
Innenministerium: Zitate der Beteiligten (PDF)
Das Gesundheitsfestival in Tuttlingen
„Zukunft_Gesundheit_Digital“ ist das zweite digital@bw Festival der Landesregierung Baden-Württemberg zu zentralen digitalen Themen. Nach dem Auftakt der Veranstaltungsreihe zur Digitalen Bildung 2018 in Heidelberg soll unter dem Motto „Fit und gesund durch Bits und Bytes“ gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern sowie Expertinnen und Experten aus dem Gesundheitsbereich, Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft ein aktueller Blick auf die Potenziale digitaler Gesundheitsanwendungen geworfen werden. Das Festival wird von der Landesregierung mit Unterstützung des Landkreises und der Stadt Tuttlingen veranstaltet.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Digitalisierungsminister Thomas Strobl eröffneten das Gesundheitsfestival. Mit ihren Reden haben Sie erste Impulse für den Tag gesetzt. Anschließend fand ein Townhall-Talk statt, bei dem auch Gesundheitsminister Manne Lucha und Justizminister Guido Wolf sowie Expertinnen mitdiskutierten und Fragen aus dem Publikum beantworteten.
Am Nachmittag stand der „Markt der Möglichkeiten“ mit vielen spannenden Vorträgen, Live-Demonstrationen, innovativen Exponaten zum Anfassen und Ausprobieren sowie Entdeckungstouren in Tuttlinger Medizintechnik-Unternehmen auf dem Programm. Die Besucherinnen und Besucher konnten dabei die Chancen der digitalen Gesundheit selbst erleben, diskutieren und gestalten. Vorgestellt wurden beim Gesundheitsfestival auch konkrete Projekte der Landesregierung wie das Telemedizinprojekt „docdirekt“ und „GERDA“ zur Ausstellung elektronischer Rezepte. Beide wurden und werden in Tuttlingen real erprobt.
Neben Diskussionsrunden, Workshops und Bustouren zu Tuttlinger Medizintechnikunternehmen, standen Projekte und Maßnahmen aus der Digitalisierungsstrategie digital@bw im Fokus.
Zukunft_Gesundheit_Digital: Programm
Die Digitalisierungsstrategie digital@bw
Die Digitalisierung ist ein zentraler Arbeitsschwerpunkt der Landesregierung. Dazu hat sie eine Investitionsoffensive gestartet: Rund eine Milliarde Euro werden in dieser Legislatur in die Digitalisierung investiert, rund die Hälfte davon fließt in den Ausbau der digitalen Infrastruktur. Erstmals werden alle Vorhaben auch unter dem Dach des Digitalisierungsministeriums koordiniert und gebündelt. Mit „digital@bw“ wurde im Sommer 2017 die erste, landesweite und ressortübergreifende Digitalisierungsstrategie vorgestellt, die in Teamarbeit von allen Ministerien erstellt wurde. In den kommenden zwei Jahren werden daraus über 70 ganz konkrete Projekte mit einem Volumen von über 300 Millionen Euro umgesetzt, um Baden-Württemberg als Leitregion des Digitalen Wandels in Europa zu positionieren.
Schwerpunkte von „digital@bw“ sind die Bereiche: Intelligente Mobilität der Zukunft, digitale Start-Ups, Wirtschaft 4.0, Bildung und Weiterbildung in Zeiten der Digitalisierung, digitale Gesundheitsanwendungen sowie digitale Zukunftskommunen und Verwaltung 4.0. Dazu kommen die Querschnittsbereiche Forschung, Entwicklung und Innovation, Nachhaltigkeit und Energiewende, Datensicherheit, Datenschutz und Verbraucherschutz. Weitere Informationen zur Digitalisierungsstrategie der Landesregierung finden Sie auf dem zugehörigen Landesportal.
Mit „digital@bw“ hat die Landesregierung auch ein neues Schaufenster der Digitalisierung an den Start gebracht. Es ist das zentrale Online-Portal rund um alle Digitalisierungsthemen und -maßnahmen im Land.