Mit Suchtprävention, Aufklärung und konsequenter Strafverfolgung geht Baden-Württemberg auf allen Ebenen gegen die Rauschgiftkriminalität vor und das mit Erfolg: Die Zahl der Drogentoten ist von 179 im Jahr 2022 auf 141 Todesfälle in 2023 zurückgegangen.
„Im Jahr 2023 ist die Zahl der Drogentoten von 179 im Jahr 2022 auf 141 Todesfälle zurückgegangen. Das bestärkt uns auf unserem Weg: Mit Suchtprävention, Aufklärung und konsequenter Strafverfolgung gehen wir auf allen Ebenen gegen die Rauschgiftkriminalität vor. Sehr oft können weiche Drogen oder Cannabis der Einstieg in die Sucht sein und einen Kontrollverlust verursachen. Daher werden wir gerade mit Blick auf die am 1. April 2024 in Kraft getretene Cannabis-Legalisierung in unseren Bemühungen nicht nachlassen, sondern diese sogar weiter ausbauen“, sagte der stellvertretende Ministerpräsident und Innenminister Thomas Strobl am 4. April 2024 anlässlich der Veröffentlichung der Bilanz der Drogentoten im Jahr 2023.
Erstmalig sind im vergangenen Jahr Sterbefälle im Zusammenhang mit legal erhältlichem Lachgas bekannt geworden. Auch der Mischkonsum von Heroin, Kokain und Benzodiazepinen mit anderen Drogen brachte hohe Sterbezahlen mit sich. Besonders auffällig war zudem der Missbrauch von Substitutionsmitteln, also bei einer Drogenersatztherapie verordnete Medikamente, bei den Todesursachen.
Zahl der Drogentoten
Unter den Drogentoten des Jahres 2023 sind 121 (2022: 144) Männer und 20 (35) Frauen. Sieben Verstorbene sind Heranwachsende, eine Person zählt zur Altersgruppe der Jugendlichen. 21 (32) Personen haben eine nichtdeutsche Staatsangehörigkeit. Das Durchschnittsalter liegt mit 37,4 (37,4) Jahren exakt auf dem Niveau des Vorjahres.
Häufigste Todesursachen
Der Konsum von Substitutionsmitteln ist mit 7 (7) Fällen die häufigste Ursache für tödlichen Drogenkonsum, wenn nur eine Substanz konsumiert wurde. Sie lösen den letztjährigen negativen Spitzenreiter Heroin mit 6 (15) Fällen ab. Eine besonders gefährliche und unkalkulierbare Wirkung entsteht, wenn Heroin, Kokain, Benzodiazepine oder Substitutionsmittel mit anderen Drogen, Medikamenten oder Alkohol konsumiert werden (Mischkonsum). So führte beispielsweise in 24 (33) Fällen der Mischkonsum von Substitutionsmitteln mit anderen Stoffen zum Tode.
Nach Substitutionsmitteln waren Benzodiazepine und Kokain in Baden-Württemberg im Jahr 2023 die zweittödlichsten Drogen. Der ausschließliche Konsum von Kokain führte bei 4 (8) Personen zum Tode. Der Mischkonsum von Kokain kostete 26 (30) Personen das Leben. Beim ausschließlichen Konsum von Benzodiazepinen verlor eine Person (5) das Leben, beim Mischkonsum von Benzodiazepinen waren es 29 (40).
Erstmals gab es im Jahr 2023 bestätigte Todesfälle im Zusammenhang mit legal zu erwerbendem Distickstoffmonoxid (umgangssprachlich Lachgas). Das Lachgas war in fünf Fällen todesmitursächlich (2022: 0). Bei Lachgas handelt es sich um ein farb- und geruchloses Gas, das legal im Einzelhandel erworben werden kann. „Die Todesfälle durch Lachgas geben Anlass zur Besorgnis. Neben der einfachen legalen Beschaffung lässt sich dieser Trend auch auf die Verharmlosung des Konsums durch zahlreiche Online-Videos, beispielsweise auf Social-Media-Plattformen, zurückführen und ist insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu beobachten. Deshalb klären wir gezielt über die schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen auf, die durch den missbräuchlichen Konsum von Lachgas drohen“, erklärte Innenminister Thomas Strobl. Das Landeskriminalamt bietet ein Informationsblatt mit Verhaltenshinweisen für Erziehungsberechtigte und Schulfachkräfte zum Konsum von Lachgas an. Darüber hinaus stellt das Programm der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes Hinweise zu gesundheitlichen Nebenwirkungen und Langzeitschäden durch Lachgaskonsum und zum Schutz von Jugendlichen bereit.
Regionale Verteilung der Drogentoten
Die meisten Personen, die an den Folgen ihres Drogenkonsums verstarben, sind in der Landeshauptstadt Stuttgart mit 21 (35), dem Ortenaukreis mit 8 (3) und im Landkreis Esslingen mit 7 (5) zu verzeichnen. Keine Todesfälle im Zusammenhang mit Rauschgift wurden hingegen in den Stadtkreisen Pforzheim und Ulm, dem Main-Tauber-Kreis, dem Bodenseekreis sowie in den Kreisen Emmendingen, Rottweil, Rastatt und Heidenheim registriert.
Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität
Die Polizei Baden-Württemberg geht mit den spezialisierten Fachinspektionen bei den Kriminalpolizeidirektionen und im Landeskriminalamt auch mit gemeinsamen Ermittlungsgruppen von Schutz- und Kriminalpolizei gegen die Rauschgiftkriminalität vor. Dem organisierten Rauschgifthandel tritt die Polizei durch Kooperationen mit europäischen Polizeidienststellen auch international entgegen.
Ein besonders spektakulärer Schlag gegen die organisierte Rauschgiftkriminalität gelang den Ermittlerinnen und Ermittlern des Polizeipräsidiums Ulm Ende Mai 2023. Nachdem eine Spezialeinheit der Polizei den Ermittlerinnen und Ermittlern den Zutritt zu einem Lagergebäude in Geislingen an der Steige ermöglichte, bestätigte sich der Verdacht aus langwierigen Ermittlungen: In neun Räumen fanden die Ermittler nahezu 1.800 Cannabispflanzen, die schließlich abgeerntet einen Ertrag von 170 kg Marihuana erbrachten. Die Plantage war hochprofessionell mit Lüftungs- und Beleuchtungsanlagen ausgestattet. Vor Ort wurden zwei Tatverdächtige angetroffen und festgenommen. Für die Cannabis-Gärtner gab es eigens Wohn- und Schlafräume im Gebäude. Außerdem manipulierten die Tatverdächtigen den Stromzähler an der Lagerhalle, um so eine nicht unerhebliche Strommenge unrechtmäßig zu beziehen. Ein erstelltes Stromgutachten weist vier Anbauzyklen auf der Plantage nach, die seit Anfang 2022 betrieben wurde. Der ermittelte Ertrag von insgesamt 850 kg Marihuana hat einen Verkaufswert von 2,5 Millionen Euro.
Präventionsarbeit
Den Schulen steht die Polizei Baden-Württemberg als verlässlicher Kooperationspartner zur Seite und bietet zum Thema Drogenprävention ein landesweit einheitliches Präventionsprogramm im Baukastenprinzip für die Klassenstufen sechs bis neun an. Mit diesem Präventionsprogramm informierte die Polizei im Jahr 2023 in 2.584 Veranstaltungen rund 62.100 Schülerinnen und Schüler über legale und illegale Drogen. Um die negativen Folgen der Cannabis-Legalisierung bestmöglich abzumildern, hat die Polizei das Programm inhaltlich an die neue Gesetzeslage angepasst und den polizeilichen Präventionsbeamtinnen und -beamten zur Verfügung gestellt.
„Unsere Partnerschaften mit Schulen sowie unseren regionalen und kommunalen Kooperationspartnern sind der Schlüssel zu einer erfolgreichen Drogenprävention. Wir geben hier keinen Zentimeter nach und werden auch weiterhin Kinder und Jugendliche über Wirkungsweisen, Risiken und Gefahren von Drogenkonsum aufklären“, so Innenminister Thomas Strobl und ergänzte mit Blick auf die Teillegalisierung von Cannabis zum 1. April 2024: „Der Kinder- und Jugendschutz hat für uns oberste Priorität. Wir schützen unsere Kinder und unsere Jugend und geben hier keinen Zentimeter nach. Zu diesem Zweck werden wir auch weiterhin Kinder und Jugendliche über Wirkungsweisen, Risiken und Gefahren von Cannabiskonsum aufklären. Des Weiteren wird die Polizei entsprechende Kontrollen zur Gewährleistung des Kinder- und Jugendschutzes durchführen.“