Vier Universitäten in Baden-Württemberg haben den begehrten Exzellenztitel verliehen bekommen. In dem bundesweitem Wettbewerb gingen vier der elf Titel in den Südwesten an die Universitäten in Heidelberg, Konstanz und Tübingen sowie das Karlsruher Institut für Technologie.
Die mit Spannung erwartete Auswahl der deutschen Exzellenzuniversitäten ist getroffen: In Baden-Württemberg dürfen sich die Universitäten Heidelberg, Konstanz und Tübingen sowie das KIT Karlsruhe mit dem prestigeträchtigen Titel schmücken. „Das ist ein großartiger Tag. Damit ist Baden-Württemberg Deutschlands Wissenschaftsstandort Nummer eins“, sagte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer am Freitag in Bonn. Mit vier von bundesweit elf Exzellenzuniversitäten ist Baden-Württemberg das mit Abstand erfolgreichste Bundesland. „Wir sind sehr stolz auf unsere Universitäten, die in einem sehr harten Wettbewerb mehr als hervorragend abgeschnitten haben. Mit vier von elf Exzellenzuniversitäten ist Baden-Württemberg bestens aufgestellt.“
Die vier Exzellenzuniversitäten werden jährlich mit jeweils rund 15 Millionen Euro vom Bund und vom Land Baden-Württemberg unterstützt. Das Neue: Diese Exzellenzuniversitäten können nun dauerhaft gefördert werden.
„Das ist eine großartige Bestätigung für die universitäre Spitzenforschung in Baden-Württemberg. Wir sind sehr stolz und dürfen uns sehr glücklich schätzen, diese Universitäten in unserem Land zu haben“, sagte Bauer.
Spitzenleistungen für unsere Spitzenforschung im ganzen Land
In der harten Konkurrenz des Exzellenzwettbewerbs bis zum Ende dabei gewesen zu sein, sei auch für die Universitäten in Stuttgart und Freiburg, die nun leider nicht zum Zug kommen, eine ganz große Auszeichnung, betonte Bauer. Für die beiden sei es hart, sagte Bauer: „Aber alle sechs Anträge waren exzellent. Alle unsere Universitäten haben ihre enorme Forschungsstärke und einen großartigen Teamgeist ihrer Forscherinnen und Forscher unter Beweis gestellt.“ Der Wettbewerb sei harte Arbeit gewesen und habe in noch nie dagewesener Weise die Kräfte jeder einzelnen Universität gebündelt. „Das waren wahrlich Spitzenleistungen für unsere Spitzenforschung im ganzen Land.“
Im April 2017 hatten 63 Universitäten aus 16 Bundesländern ursprünglich 195 Clusterskizzen eingereicht. Nach dem zweistufigen Auswahlprozess werden seit Anfang des Jahres bundesweit 57 Exzellenzcluster von 34 Universitäten aus zwölf Ländern gefördert. Nur Universitäten, die mindestens zwei Cluster einwerben konnten, dürften sich um den Exzellenz-Titel bemühen. Die nun elf ausgewählten Exzellenzuniversitäten werden ab November 2019 gefördert. „Viel wichtiger als die Förderhöhe ist allerdings das mit dem Titel verbundene Renommee, das zu einer hohen Attraktivität für die weltweit besten Forschungspartner und für Studierenden führt“, sagte Bauer.
Bauer lobte den Wettbewerb. Leistungsdichte sowie Qualität des Bewerberfeldes habe im Laufe der Wettbewerbe immer weiter zugenommen. Das sei auch sehr gut so, schließlich sei es das Ziel der Exzellenzstrategie gewesen, den Wissenschaftsstandort Deutschlands nachhaltig zu stärken und die internationale Wettbewerbsfähigkeit weiter zu fördern.
Unsere Exzellenzuniversitäten
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Die älteste Universität Deutschlands ist regelmäßig eine der sichtbarsten deutschen Universitäten in internationalen Rankings und ist eingebettet in ein Umfeld von hervorragenden außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Heidelberg wird seit der ersten Runde der Exzellenzinitiative gefördert. In Zeiten zunehmender Spezialisierung und Fragmentierung bekennt sich die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg bewusst zu ihrem Konzept als Comprehensive Research University. Die vier profilbildenden Fields of Focus (FoFs) in den Lebenswissenschaften, den Naturwissenschaften, den Geisteswissenschaften sowie den Sozial- und Verhaltenswissenschaften sind mit der Komplexität und den Herausforderungen einer sich schnell verändernden Welt befasst. Über die FoFs hinaus schaffen drei interdisziplinäre Inkubatoren – das Marsilius-Kolleg, das Heidelberg Center for the Environment und das Interdisziplinäre Zentrum für Wissenschaftliches Rechnen – den Nährboden für neue Forschungsinitiativen.
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Das KIT lebt wie keine andere Institution im deutschen Wissenschaftssystem die Integration von universitärer und außeruniversitärer Forschung. In der Exzellenzinitiative I wurde die Fusion der Uni mit dem Forschungszentrum zum KIT angestoßen. Das bewilligte Antragskonzept für die Exzellenzstrategie setzt auf drei zentrale, miteinander verknüpfte Aspekte: das Stärken exzellenter Forschung und ihrer Agilität über die gesamte Bandbreite von der Grundlagenforschung bis zu Anwendung, auf den intensiven Dialog und den Austausch mit der Gesellschaft und auf das Anbieten verlässlicher Karrierewege. Für die Wechselwirkung mit der Gesellschaft baut das KIT das erfolgreiche Format der Reallabore weiter aus: Sie sind der Ort, um neue Technologien in einer realen zu erproben, um wissenschaftlich exzellente und zukunftsfähige Lösungen mit Rückwirkung auf die Forschungsaktivitäten zu generieren. Ein zentrales Element des Antrags ist auch die Etablierung eines universitätsweiten Tenure-Track-Systems. Eingebettet sind alle Maßnahmen in einen die Organisation durchdringenden Kulturwandel, der insbesondere mit Blick auf Chancengerechtigkeit, -gleichheit und Diversität vorangebracht werden soll.
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Universität Konstanz
Die Universität Konstanz ist mit rund 11.000 Studierenden die kleinste Uni geförderte Exzellenzuniversität. Durch die jährlich zusätzlichen etwa 15 Millionen Euro für die universitäre Gesamtstrategie wird nun – neben den zwei geförderten Exzellenzclustern – fast jede und jeder an der Uni direkt an der Exzellenzstrategie beteiligt sein und partizipieren können. Konstanz wird seit der ersten Runde Exzellenzinitiative II gefördert. Als junge Campus- und Reformuniversität positioniert sich die Universität Konstanz als Denkwerkstatt und Begegnungsort für wissenschaftlichen Austausch. Das Konzept „creative.together“ soll die „Kultur der Kreativität“ systematisch weiterentwickeln. Drei Schlüsselvorhaben stehen im Mittelpunkt der Konstanzer Strategie: Als Vorreiter für Nachwuchsförderung ermöglicht das Zukunftskolleg die selbstständige Forschung in einer internationalen, generationsübergreifenden und interdisziplinären Gemeinschaft in der Phase zwischen Promotion und erster Professur. Mit der E-Science-Strategie werden Daten- und Informationsinfrastruktur, moderne Arbeits- und Lernumgebungen sowie optimierte Workflows zur Grundlage für die Exzellenzuniversität Konstanz. Und das Forum Konstanz ist die bauliche Umsetzung der Gesamtstrategie creative.together.
Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Die Eberhard-Karls-Universität wird seit der Exzellenzinitiative II gefördert und hat sehr starken Partner im Raum Tübingen-Stuttgart, etwa beim Aufbau des Leuchtturmprojekts Cyber Valley zur Erforschung Künstlicher Intelligenz. Im Rahmen des Antrags soll unter anderem ein „College of Fellows“ eingerichtet werden, das internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für innovative und interdisziplinäre Forschung und Lehre nach Tübingen bringen soll. Mit der Schaffung eines Innovationszentrums werden diverse Start-up-Aktivitäten gebündelt. Ein „Global Awareness Education“-Programms soll dazu beitragen, die Universität als Gesamtes für globale Themen und Fragestellungen weiter zu öffnen. Insgesamt will es sich die Universität zur Aufgabe machen, auch zukünftig junge Talente zu fördern, und nachhaltige sowie hochqualitative Forschung zu betreiben. Insgesamt wird es sich die Universität im Sinne einer „Culture of Cooperation and Commitment“ zur Aufgabe machen, auch zukünftig junge Talente zu fördern, nachhaltige und hochqualitative Forschung zu betreiben sowie flexibel auf neue und sich wandelnde Herausforderungen in Forschung und Gesellschaft zu reagieren.
Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Die Exzellenzstrategie
Im Juni 2016 haben Bund und Länder die Verwaltungsvereinbarung gemäß Artikel 91b Absatz 1 Grundgesetz zur Förderung von Spitzenforschung an Universitäten geschlossen und die Programmziele und Verfahrensgrundsätze festgelegt. Die Umsetzung des Programms erfolgt über ein wissenschaftsgeleitetes Verfahren, das vom Wissenschaftsrat (WR) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in zwei Förderlinien gemeinsam durchgeführt wird: Die Förderlinie Exzellenzcluster zielt auf die projektförmige Förderung international wettbewerbsfähiger Forschungsfelder in Universitäten bzw. Universitätsverbünden. Zuständig für das Verfahren ist die Deutsche Forschungsgemeinschaft. Bereits am 27. September 2018 wurde in der Exzellenzkommission entschieden, 57 Exzellenzcluster an 34 Universitäten in zwölf Ländern zu fördern, womit die Grundlage für die Förderlinie Exzellenzuniversitäten gelegt war. Diese dient der „dauerhaften Stärkung der Universitäten als Institution beziehungsweise einem Verbund von Universitäten und dem Ausbau ihrer internationalen Spitzenstellung in der Forschung. Neu ist, dass die Exzellenzuniversitäten nunmehr dauerhaft gefördert werden können. Eine Voraussetzung dafür ist das positive Abschneiden bei regelmäßig stattfindenden Evaluationen durch den Wissenschaftsrat sowie die erfolgreiche Einwerbung von mindestens zwei Exzellenzclustern beziehungsweise mindestens drei Exzellenzclustern (bei einem Universitätsverbund) in der nächsten Ausschreibungsrunde im Jahr 2026.
Wer hat entschieden?
Alle Förderentscheidungen werden von der Exzellenzkommission getroffen, die sich aus dem Expertengremium und den für Wissenschaft zuständigen
Ministerinnen und Ministern, Senatorinnen und Senatoren des Bundes und der Länder zusammensetzt. Die Exzellenzkommission entscheidet auf Basis der Empfehlungen des Expertengremiums über die Förderung von Exzellenzclustern und Exzellenzuniversitäten. Das internationale Expertengremium besteht aus insgesamt 39 in der Forschung auf verschiedenen Wissenschaftsgebieten ausgewiesenen Expertinnen und Experten, die auch über langjährige Erfahrungen im Ausland, im Hochschulmanagement, in der Lehre oder in der Wirtschaft verfügen. In der Förderlinie Exzellenzuniversitäten vergleicht das Gremium die von Gutachterinnen und Gutachtern bei Ortsbesuchen erarbeiteten Bewertungen der Anträge und leitet daraus Empfehlungen für die Exzellenzkommission ab.
In der Exzellenzkommission führen die stimmberechtigten Mitglieder des Expertengremiums und die sechzehn Ministerinnen und Minister, Senatorinnen und Senatoren der Länder jeweils eine Stimme. Die Bundesministerin führt sechzehn Stimmen. Für Entscheidungen über Exzellenzuniversitäten und Exzellenzverbünde sind eine einfache Mehrheit der abgegebenen Stimmen der Mitglieder des Expertengremiums sowie eine Mehrheit von mindestens 25 Stimmen der Ministerinnen und Minister des Bundes und der Länder erforderlich. Enthaltungen gelten als nicht abgegebene Stimmen.
Finanzielle Unterstützung durch das Land
Grundsätzlich werden die Fördermittel zu 75 Prozent vom Bund und zu 25 Prozent vom Sitzland getragen. Bund und Länder stellen insgesamt 533 Millionen Euro jährlich für das Programm Exzellenzstrategie zu Verfügung. Die baden-württembergischen Universitäten erhalten für die zwölf eingeworbenen Cluster insgesamt etwa 528 Millionen Euro für die nächsten sieben Jahre (jährlich durchschnittlich etwa 6,3 Millionen Euro für jeden Cluster). Für die Förderung der Exzellenzuniversitäten stellen Bund und Länder jährlich rund 148 Millionen Euro zur Verfügung (75 Prozent vom Bund, 25 Prozent vom Sitzland).
Für die Ausarbeitung der Anträge der Exzellenzuniversitäten wurden zusätzlich je 500.000 Euro zu Verfügung gestellt. Um die positiven Wirkungen der Exzellenzinitiative langfristig zu sichern, stellt das Land den 25-prozentigen Sitzlandanteil für die Projekte der Exzellenzinitiative II dauerhaft den Universitäten zur Verfügung. Jährlich sind das bis zu 26,5 Millionen Euro. So können etwa die bewährten Strukturen der Graduiertenschulen weitergeführt werden. Diese Förderlinie gibt es nicht mehr in der Exzellenzstrategie.
Pressemitteilung: Baden-Württemberg bei Exzellenztitel so erfolgreich wie kein anderes Bundesland