Minister Peter Hauk hat den Streuobstpreis Baden-Württemberg verliehen. Mit dem Preis zeichnet das Land das Engagement von Gruppen und Einzelpersonen aus, die sich in vorbildlicher Weise für die Pflege und den Erhalt der Streuobstwiesen einsetzen.
„In unserem Land gibt es die größten zusammenhängenden Streuobstbestände Europas. Das zeigt: Baden-Württemberg ist Streuobstland! Streuobstwiesen sind einzigartige Kulturlandschaften mit hoher Biodiversität. Im Frühjahr prägt ein Blütenmeer unser Landschaftsbild, während im Herbst leckere und gesunde Früchte auf den Streuobstwiesen heranreifen, aus denen hochwertige Produkte hergestellt werden. Zahlreiche Menschen im Land engagieren sich mit innovativen Ideen und Tatkraft dafür, die Streuobstwiesen zu erhalten. Denn diese haben nur dann eine Zukunft, wenn sie genutzt und gepflegt werden. Deshalb fördern wir die Pflege von Streuobstbeständen und zeichnen heute, am Vorabend des europäischen Tages der Streuobstwiese, diejenigen aus, die sich besonders für den Erhalt regionalen Streuobstes einsetzen“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, anlässlich der Verleihung des Streuobstpreises im Obstbaumuseum Glems im Landkreis Reutlingen.
Die Preisträgerinnen und Preisträger des im Jahr 2023 ausgelobten Wettbewerbs „Streuobstbestände im Wandel. Aufwerten, Neuanlegen und Nachpflanzen.“ stehen fest: Oliver Schmid aus dem Landkreis Göppingen, der Verein zur Erhaltung bedrohter Tierarten und ihrer Lebensräume e. V. (VEbTiL) aus dem Landkreis Tübingen sowie die AiS – Arbeit in Selbsthilfe gGmbH aus dem Landkreis Tübingen dürfen sich über ein attraktives Preisgeld freuen.
„Die ausgewählten Preisträgerinnen und Preisträger zeigen beispielhaft, wie man Streuobstwiesen vorbildlich in Wert setzt und gleichzeitig Biotope schafft und erhält. Ihre Motivation und ihr Einsatz verdienen unsere höchste Anerkennung“, betonte Minister Hauk.
Engagement für eine artenreiche Kulturlandschaft
„Das Engagement für eine artenreiche Kulturlandschaft ist heute wichtiger denn je. Es gilt, Menschen für die naturnahe Pflege und Nutzung der Streuobstwiesen zu motivieren. Nur so können auch künftige Generationen eine intakte, vielgestaltige Kulturlandschaft genießen. Das Land Baden-Württemberg trägt eine besondere Verantwortung für den Erhalt der Streuobstbestände. Daher unterstützen wir gerne Initiativen, in denen Bürgerinnen und Bürger aktiv und oftmals ehrenamtlich Ideen zur Bewahrung der Streuobstwiesen entwickeln und umsetzen“, erläuterte Minister Hauk.
Insgesamt sind 50 Bewerbungen von Privatpersonen, Firmen, Kindergärten, Vereinen und Kommunen aus ganz Baden-Württemberg im Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz eingegangen. Eine Fachjury bewertete unter anderem die Konzepte zur Aufwertung und Neuanlegungen von Streuobstbeständen. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer legten der Bewerbung aussagekräftige Fotos bei, auf denen sie Misteln entfernen oder Streuobstwiesen entbuschen.
„Unsere Kulturlandschaft hat nur dann eine Zukunft, wenn wir sie pflegen und nutzen. Die Pflege des Unterwuchses, der Obstbaumschnitt oder die Entfernung von Misteln sind nur einige Aufgaben, denen sich engagierte Streuobstakteure widmen. Umso mehr freue ich mich, dass sich so viele Menschen in unserem Land mit Herzblut dafür einsetzen, die Streuobstlandschaft zu erhalten. Das Land unterstützt dieses Engagement mit verschiedenen Maßnahmen wie der Förderung Baumschnitt-Streuobst, dem Agrarumweltprogramm FAKT zur Unterwuchspflege oder dem Streuobstpreis“, sagte Minister Hauk.
Die Preisträgerinnen und Preisträger
Oliver Schmid hat durch seine überdurchschnittlich engagierte Einzelinitiative überzeugt. Mit großer Leidenschaft setzt er sich für den Erhalt der Kulturlandschaft rund um Diegelsberg im Landkreis Göppingen ein. Durch die eigenständige und sehr erfolgreiche Veredelung und Anzucht alter und regionaler Streuobstsorten setzt er wichtige Akzente für die Erhaltung der Sortenvielfalt. Durch die Neupflanzungen schafft er neue Streuobstwiesen. Gleichzeitig erhält der geprüfte Obstfachwart mit Hingabe alte Bestände durch fachgerechten Schnitt und Seilklettertechnik.
Der Verein zum Erhalt bedrohter Tierarten und ihrer Lebensräume e.V. engagiert sich seit über vier Jahrzehnten für die Erhaltung von Streuobstbeständen in der Region zwischen Tübingen und Herrenberg. Der Verein agiert sehr vernetzt und arbeitet öffentlichkeitswirksam mit Behörden, Schäferinnen und Schäfern sowie Landwirtinnen und Landwirten zusammen. Durch diese Kombination von theoretischem Wissen und praktischem Können werden die meist vereinseigenen Wiesen optimal gepflegt.
Die AiS verfolgt mit ihrem Betriebskonzept einen ganzheitlichen Ansatz von der Pflege der Streuobstwiesen bis hin zur Verwertung des Obstes. Die inklusive Grüngruppe Streuobst und Naturschutz der AiS leistet einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der Streuobstwiesen in der Region. Die Arbeiten reichen vom fachgerechten Baumschnitt im Winter, der Mahd im Frühjahr inklusive der Verwertung des Schnittguts bis hin zur Ernte und der damit verbundenen Verarbeitung des Obstertrags. Eine Besonderheit des Betriebs sind die Verwertungsstrukturen. Für die Verwertung des Obstes betreibt die AiS Grüngruppe die Dorfmosterei in Bodelshausen. Dort wird das Obst von und für Kunden sowie das eigene Obst zu Saft verarbeitet. Die Säfte werden direkt in den betriebseigenen Verkaufsstellen vermarktet und im Ausschank der Cafés angeboten.
Streuobstpreis mit insgesamt 3.000 Euro dotiert
Das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz vergibt den Streuobstpreis Baden-Württemberg alle zwei Jahre an vorbildliche Projekte im Bereich Streuobst. Der Wettbewerb steht unter wechselnden Mottos und regt so unterschiedliche Akteure an teilzunehmen. Der Streuobstpreis ist mit insgesamt 3.000 Euro dotiert und wird an drei Preisträgergruppen verliehen.
Am Freitag, dem 26. April 2024 und dem anschließenden Wochenende feiert ganz Europa den Tag der Streuobstwiese. Der Mitmach- und Erlebnistag steht unter dem Motto „Streuobst ist überall“. Streuobstbegeisterte zeigen, warum sich ein Ausflug auf die Wiese für Groß und Klein lohnt und veranstalten verschiedenste Aktionen rund um das Immaterielle Kulturerbe Streuobstanbau.