Staatssekretärin Sabine Kurtz war zu Gast bei der Streuobstinitiative Karlsruhe e.V. sowie den Gemeinden Zaisenhausen und Sulzfeld im Landkreis Karlsruhe und betonte die Bedeutung von Streuobstflächen in Baden-Württemberg.
„Ich freue mich, dass die Streuobstflächen durch die Streuobstinitiative Karlsruhe so gut und wertschöpfend genutzt werden. Schützen durch Nützen – das hat sich die Initiative auf die Fahnen geschrieben und es funktioniert ganz wunderbar“, sagte Staatssekretärin Sabine Kurtz am 8. September 2022 in Stuttgart. Auf Einladung der Streuobstinitiative im Stadt- und Landkreis Karlsruhe e.V. besuchte die Staatssekretärin die Gemeinden Zaisenhausen und Sulzfeld und informierte sich über die Bewirtschaftung und Pflege der dortigen Streuobstwiesen sowie die Vermarktung der Streuobstprodukte der Initiative.
Die Streuobstinitiative des Stadt- und Landkreises Karlsruhe e.V. wurde im Jahr 1996 gegründet. Privatpersonen, Vereine, Gemeinden und Behörden haben sich für den Erhalt und die Entwicklung heimischer Streuobstwiesen zusammengeschlossen.
Nachhaltig, regional und in Bioqualität
Die Initiative schließt Anlieferverträge mit Streuobstbewirtschaftenden, nimmt das Obst entgegen, lässt daraus Saft und andere Streuobstprodukte herstellen und vermarktet diese Produkte. In ertragreichen Jahren produziert die Initiative nahezu 400.000 Liter Apfelsaft und 40.000 Liter Birnensaft. „Nachhaltig, regional und in Bioqualität werden die Produkte erzeugt und vermarktet. Ein Erfolgsrezept in der Region. Ein best practice Beispiel für Baden-Württemberg“, betonte die Staatssekretärin anerkennend.
„Besonders freut es mich, dass die vom Land angebotenen Fördermöglichkeiten im Streuobstbereich von der Initiative voll ausgeschöpft werden: die Teilnahme an der Baumschnittförderung, an der sogenannten Merkblattförderung – einer Vermarktungsförderung im Rahmen des Aufpreismodells – sowie bei verschiedenen Projekten, beispielsweise über LEADER, haben die Streuobstwiesenflächen im Stadt- und Landkreis Karlsruhe durch die Initiative im wahrsten Sinne erblühen lassen. Die heimischen, regional erzeugten und vermarkteten Streuobstprodukte überzeugen. So funktioniert Inwertsetzung und Wertschöpfung“, stellte die Staatssekretärin fest.
Bei dem Besuch kamen aber auch die Sorgen und Nöte der Streuobstinitiative nicht zu kurz. Der Vorsitzende der Initiative, Hans-Martin Flinsbach, begrüßte das Ziel der Landesregierung, eine Streuobstneukonzeption zu arbeiten, bekräftigte aber, dass hierzu insbesondere eine Imagekampagne des Landes, eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit für das Streuobst und die Einrichtung von Streuobstregionen dringend erforderlich sei. Auch die Wissensvermittlung über das Streuobst müsse gefördert werden. Diese Vorschläge nahm die Staatssekretärin gerne auf und bedankte sich bei allen Teilnehmenden für den aufschlussreichen Vormittag, der auf dem Obsthof Mitsch bei gekühlten Streuobstgetränken endete.
Streuobstbau in Baden-Württemberg
Der Streuobstbau prägt die Kulturlandschaften Baden-Württembergs. Die halboffenen, mit großkronigen Obstbäumen bestandenen Landstriche sind nicht nur schön anzusehen und gehören zu unserem Heimatgefühl, sie sind auch wichtige Lebensräume für eine Vielzahl an wildlebenden Tier- und Pflanzenarten.
Dem Rückgang der Streuobstbestände versucht das Land mit einem Bündel an Maßnahmen entgegenzuwirken. Um den aktuellen Bedürfnissen gerecht zu werden, wurde im Koalitionsvertrag (PDF) der Regierungsparteien festgelegt, dass die Streuobstkonzeption des Landes Baden-Württemberg fortgeschrieben werden soll.
Analyse der Unterstützungsmöglichkeiten für Streuobstbau
Im Jahr 2020 hat das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) daher ein Gutachten zu einer „Situationsanalyse und Machbarkeitsstudie Streuobst Baden-Württemberg“ (PDF) in Auftrag gegeben. Ziel des Gutachtens war es, bestehende Aktivitäten, Maßnahmen und Rahmenbedingungen zur Unterstützung des Streuobstbaus auf ihre Wirksamkeit hin zu überprüfen, neue Unterstützungsmöglichkeiten zu verifizieren sowie bestehende Unterstützungsmöglichkeiten weiterzuentwickeln und gegebenenfalls zu ergänzen.
Der Fokus des Gutachtens liegt dabei sowohl auf der Unterstützung der Pflege und Bewirtschaftung der Streuobstbestände, als auch auf der Stärkung der Verarbeitung und Vermarktung von Streuobstprodukten. Ergänzend wurde eine Machbarkeitsstudie für eine „Streuobsterlebniswelt Baden-Württemberg“ durchgeführt, die dazu beitragen soll, Rahmenbedingungen für die Neu- oder Weiterentwicklung eines touristischen Zentrums zu prüfen. Das Gutachten wurde unter umfangreicher Beteiligung von Streuobst-Akteurinnen und -Akteuren aus Praxis und Verwaltung im Rahmen von Befragungen und Workshops erarbeitet und im Mai 2022 veröffentlicht.
Die Streuobstkonzeption des Landes soll auf der Grundlage dieses Gutachtens überarbeitet, neue Maßnahmen und Unterstützungsmöglichkeiten sollen angeboten und ab dem Jahr 2023 umgesetzt werden.