Der Wiederaufbau der Gemeinde Braunsbach zeigt, dass in Baden-Württemberg auch Naturkatastrophen gemeinsam geschultert werden. Innenminister Thomas Strobl und Regierungspräsidentin Susanne Bay würdigen anlässlich des sechsten Jahrestags des Unwettereignisses die großartige Wiederaufbauleistung der Gemeinde Braunsbach.
„Die Flutkatastrophe am 29. Mai 2016 ist und bleibt unvergessen. Auch am sechsten Jahrestag habe ich die Bilder von meinem ersten Besuch vor Ort und das Ausmaß der Zerstörungen noch sehr gut in Erinnerung. Damals habe ich bei meinem Besuch in Braunsbach versprochen: ‚Wir lassen Euch nicht alleine‘. Diese Zusage hat das Land Baden-Württemberg gehalten: Der Wiederaufbau der Gemeinde Braunsbach ist in den vergangenen Jahren weit vorangeschritten. Er ist eine gemeinsame Leistung der Bürgerinnen und Bürger, der Gemeinde Braunsbach, des Landkreises Schwäbisch Hall und des Landes Baden-Württemberg. Mein Dank gilt allen, die in den letzten Jahren am Wiederaufbau beteiligt waren und nie ihre Hoffnung aufgegeben haben“, so der stellvertretende Ministerpräsident und Innenminister Thomas Strobl in Braunsbach.
40 Wiederaufbauprojekte in sechs Jahren
Während unmittelbar nach der Flutkatastrophe zunächst Aufräumarbeiten, Sofortmaßnahmen zur Gefahrenabwehr und -beseitigung sowie die provisorische Wiederherstellung der örtlichen Infrastruktur dominierten, wurden zur Beseitigung der Unwetterschäden im Laufe der zurückliegenden Jahre etwa 40 Wiederaufbauprojekte initiiert, die fast alle in diesem beziehungsweise im nächsten Jahr abgeschlossen werden.
Auf den ersten Blick erinnert in Braunsbach nicht mehr viel an die folgenschwere Sturzflut am 29. Mai 2016, die enorme Schäden im Ort verursachte. Das ganze Ausmaß der Flutkatastrophe lässt sich aber noch immer eindrücklich im Info-Pavillon, der „Flutkiste“, auf dem Marktplatz nachempfinden.
Aktuelle Projekte dienen dem Katastrophenschutz
Eines der letzten Projekte ist zum Beispiel der gebirgsbachartige Ausbau eines oberhalb von Braunsbach verlaufenden Teilabschnitts des Orlacher Bachs in Kombination mit dem Neubau eines Feinsedimentfangs. Diese Ende letzten Jahres begonnene Maßnahme, dient dem Hochwasserschutz und soll im Falle von künftigen stärkeren Niederschlagsereignissen Gefahren für die Ortschaft Braunsbach und die gerade erst erneuerte Infrastruktur vermeiden. Das derzeit noch im Bau befindliche Projekt soll dieses Jahr fertiggestellt werden.
Des Weiteren sollen nach derzeitigem Stand noch zwei weitere Projekte realisiert werden. Zum einen ist in den Jahren 2022/2023 oberhalb des neuen Feinsedimentfangs im Orlacher Bach der Bau eines weiteren Geröllfangs geplant und zum anderen soll der bereits im Jahr 2020 begonnene Bau des Zuleitungskanals „Geislingen-Braunsbach-Döttingen“ im Jahr 2023 beendet werden.
Braunsbach hat starke Partner
Begleitet und unterstützt wird die Gemeinde Braunsbach bei der Umsetzung der zahlreichen Maßnahmen zur Wiederherstellung der örtlichen Infrastruktur insbesondere vom Landratsamt Schwäbisch Hall, dem Regierungspräsidium Stuttgart und dem Innenministerium. Hierbei kam eine ganze Reihe von Fach- und Sonderförderprogrammen des Landes zum Tragen. Das Land hat die Gemeinde mit Fördermitteln von bislang etwa 47 Millionen Euro unterstützt. Die Mittel stammen aus den verschiedensten Förderbereichen wie Wasserwirtschaft, Städte-, Straßen- und Sportstättenbau, Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum, Modernisierung Ländlicher Wege, Tourismusinfrastruktur, Feuerwehrwesen, Ausgleichstock sowie Unwetterhilfe und wurden überwiegend vom Regierungspräsidium Stuttgart koordiniert und bewilligt. Gefördert wurden damit unter anderem die Erneuerung von Wasser- und Abwasserleitungen, Hochwasserschutzmaßnahmen wie der gebirgsbachartige Ausbau von Bächen und Geröllfänge, städtebauliche Vorhaben, die Sanierung und Wiederherstellung von Straßen, Feld- und Verbindungswegen sowie der Neubau des Feuerwehrhauses in Braunsbach und eines Löschwasserbehälters in Orlach.
„Der kurz vor seiner Vollendung stehende, bereits sichtlich gelungene Wiederaufbau von Braunsbach ist ein beispielhaftes Gemeinschaftswerk unzähliger Beteiligter und das Ergebnis eines erfolgreichen Wiederaufbaumanagements. Die Gemeinde Braunsbach und die beteiligten Akteure können darauf zu Recht stolz sein“, sagte Regierungspräsidentin Susanne Bay anlässlich des sechsten Jahrestags der Unwetterkatastrophe von Braunsbach.
Ende der Wiederaufbauarbeiten in Sicht
Über das sich abzeichnende Ende der Wiederaufbauarbeiten freut sich auch Braunsbachs Bürgermeister Frank Harsch: „Heute ist unsere Gemeinde in vielen Bereichen komplett saniert, mit neuer Infrastruktur, nachhaltiger Energie- und Wärmeversorgung und immer mehr Glasfaser bis ins Haus.“
Denn parallel zur Beseitigung der Unwetterschäden hat die Gemeinde Braunsbach im Jahr 2020 mit dem Breitbandausbau begonnen. Rund 5,2 Millionen Euro sollen dabei investiert werden. Mit den bewilligten Breitbandfördermitteln des Landes (in Summe etwa 2,1 Millionen Euro) und des Bundes (insgesamt etwa 2,6 Millionen Euro) werden seither im Gemeindegebiet die sogenannten „weißen Flecken“ erschlossen. So wurden bislang bereits annähernd 27 Kilometer Glaserfaserleitungen verlegt und daneben weitere rund zehn Kilometer an vorhandenen Infrastrukturen für die Versorgung mit schnellem Internet genutzt und an die 150 Glasfaseranschlüsse geschaffen. Neben der Kofinanzierung der Bundesförderung wurden im Rahmen der originären Landesförderung nach der Unwetterkatastrophe weitere rund 9,5 Kilometer Trassenlänge mit einer Fördersumme von fast 220.000 Euro realisiert. In Kooperation mit dem Zweckverband Breitband Landkreis Schwäbisch Hall strebt Braunsbach in einem nächsten Schritt die Aufnahme in das „Graue-Flecken-Förderprogramm“ von Land und Bund zum Ausbau der sogenannten „grauen Flecken“ an. Dadurch könnte das kommunale Breitbandnetz nochmals um eine Trassenlänge von rund 20 Kilometern und um etwa 275 zusätzliche Anschlusspunkte erweitert werden.
Um in Zukunft noch besser für unwetterbedingte Gefahrensituationen und mögliche Schäden gewappnet zu sein, verfügt Braunsbach seit einiger Zeit zudem über ein kommunales Starkregenrisikomanagement und Starkregengefahrenkarten, wofür es ebenfalls Fördermittel des Landes gab. Überdies hat die Gemeinde vor kurzem eine Bürger-App für Braunsbach eingeführt, die auf digitalem Weg zur Information über den Ort und im Gefahrenfall auch zur Warnung dienen soll.
Sturzflut in Braunsbach
Am Abend des 29. Mai 2016 wurde die rund 2.500 Einwohnerinnen und Einwohner zählende Gemeinde Braunsbach im Landkreis Schwäbisch Hall von einer heftigen Sturzflut getroffen. Die sonst nur wenig Wasser führenden Bäche Orlacher Bach, Reichenbach und Schlossbach schwollen innerhalb kürzester Zeit zu reißenden Strömen an und transportierten große Mengen Material in den Hauptort; ähnliche Verwüstungen verzeichneten weitere Gemeindeteile. Dabei wurden ganze Straßenzüge verwüstet und meterhohe Schuttberge aus Geröll, Holz, Autos und Schlamm aufgetürmt. Der Ortskern sowie große Bereiche der Infrastruktur wurden stark zerstört. Den stärksten Schadenseinfluss auf das Gesamtschadensbild hatte der Orlacher Bach.
Während unmittelbar nach der Flutkatastrophe Aufräumarbeiten, Sofortmaßnahmen zur Gefahrenabwehr und -beseitigung sowie die provisorische Wiederherstellung der örtlichen Infrastruktur dominierten, wurden zur Beseitigung der Unwetterschäden im Laufe der Zeit etwa 40 Projekte initiiert, die voraussichtlich in den Jahren 2022/2023 größtenteils abgeschlossen werden können.