Das Kultusministerium hat zum kommenden Schuljahr die Bildungsangebote für zugewanderte Kinder und Jugendliche qualitativ weiterentwickelt und an die konkreten Bedürfnisse der Praxis angepasst. Die Weiterentwicklung ermöglicht eine zusätzliche, begleitende Sprachförderung.
Das Kultusministerium hat zum Schuljahr 2018/19 die Bildungsangebote für zugewanderte Kinder und Jugendliche qualitativ weiterentwickelt und an die konkreten Bedürfnisse der Praxis angepasst. Dafür werden zusätzliche 565 Stellen mit einem Gegenwert von rund 35 Millionen Euro verlängert.
„Unsere Schulen leisten seit vielen Jahren herausragende Arbeit, um zugewanderte Schülerinnen und Schüler zu integrieren. Die Praxis zeigt jedoch, dass die Zeit für die Förderung nicht immer ausreicht oder dass die Konzepte auf die sehr unterschiedlichen Bedürfnisse nicht immer optimal zugeschnitten sind“, sagt Kultusministerin Susanne Eisenmann. Die Weiterentwicklung ermögliche eine zusätzliche, begleitende Sprachförderung in den Regelklassen, zielgruppenspezifische Angebote sowie zusätzliche Stunden – etwa für kleinere Klassen – in Vorbereitungsklassen, VKL, und im Vorqualifizierungsjahr Arbeit/Beruf ohne Deutschkenntnisse, VABO. „Sprache ist der Schlüssel zu Bildung. Nur, wenn die zugewanderten Kinder und Jugendlichen unsere deutsche Sprache sprechen und verstehen, haben sie eine ehrliche Chance. Hier setzen wir an“, sagt Kultusministerin Susanne Eisenmann.
Die Erfahrungen und Rückmeldungen aus der Schulverwaltung sowie von den Lehrerinnen und Lehrern, die in den Vorbereitungsklassen und im VABO unterrichten, sind unmittelbar in die Weiterentwicklung eingeflossen. Das Kultusministerium erhielt darüber hinaus wissenschaftliche Unterstützung durch das Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache an der Universität Köln, von der Universität Tübingen sowie der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg.
Talente fördern und spezielle Bedürfnisse berücksichtigen
Insbesondere die große Heterogenität innerhalb der Gruppe zugewanderter Schülerinnen und Schüler erfordert eine inhaltliche Weiterentwicklung von Sprachförderangeboten. „In den Vorbereitungsklassen oder im VABO werden Schüler, die auch in ihrer Muttersprache weder lesen noch schreiben können, sowie Schüler, die bereits einen Schulabschluss haben und in einem raschen Tempo lernen, gemeinsam unterrichtet. Hier müssen wir stärker differenzieren und zielgruppenspezifische Konzepte entwickeln. Wir wollen, dass alle ihre Potenzial entfalten können“, so Eisenmann. An bis zu 24 Standorten sollen Angebote speziell für leistungsstarke und leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler in VKL erprobt und evaluiert werden. Angedacht ist, erfolgreiche Konzepte auch auf weitere Standorte zu übertragen.
Gezielte Unterstützung in der Grundschule
Gerade in der Grundschule begegnen die Lehrkräfte der Heterogenität in besonderer Weise. Deshalb erhalten die Schulämter pro VKL in der Grundschule vom neuen Schuljahr an zusätzlich zwei Stunden für Sprachfördermaßnahmen. Die Schulämter kennen die Bedürfnisse vor Ort und können diese zusätzlichen Stunden gezielt an die Grundschulen geben.
Anschluss in die Regelklassen
Vom Schuljahr 2018/19 an kann der Wechsel von der VKL in die Regelklasse bis zu zwei Jahre lang mit bis zu vier Wochenstunden unterstützt werden. „Entscheidend für die dauerhafte schulische Integration ist, dass die zugewanderten Schülerinnen und Schüler im Regelunterricht mitkommen. Dafür geben wir den Schulen zusätzliche Ressourcen und ermöglichen damit eine den Fachunterricht ergänzende sprachliche Förderung“, sagt Kultusministerin Susanne Eisenmann.
Sommerschulen machen fit für das Schuljahr
Bereits seit 2015 erhalten Schülerinnen und Schüler aus VKL die Chance, in den Sommerschulen des Kultusministeriums ihre schulischen und sozialen Kompetenzen bestmöglich weiterzuentwickeln. In den Sommerferien 2019 wird dieses erfolgreiche Angebot auf bis zu 41 Standorte ausgebaut.
Mehr Unterrichtszeit an den beruflichen Schulen
Die Erfahrungen der beruflichen Schulen zeigen, dass viele Jugendliche und junge Erwachsene neben dem Spracherwerb auch eine berufsvorbereitende Qualifizierung benötigen. Deshalb erhöht das Kultusministerium zum kommenden Schuljahr die Stundentafel im VABO von 20 auf bis zu 30 Schülerwochenstunden. Die zusätzlichen Stunden gibt es für Mathematik, Berufsorientierung, Englisch und Computeranwendungen. „Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Integration von jungen Erwachsenen in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt“, sagt Kultusministerin Susanne Eisenmann.
Weitere Informationen
Dem Kultusministerium stehen seit dem Jahr 2016 insgesamt 1.165 Stellen zusätzlich für den Unterricht zugewanderter Kinder und Jugendlicher zur Verfügung. Diese Stellen sind mit kw-Vermerken („künftig wegfallend“) versehen. Von diesen 1.165 Stellen wären aktuell 565 Stellen zum 1. August 2018 weggefallen. Aufgrund des weiterhin hohen Bedarfs an Sprachförderung werden diese Stellen nun ohne Abstriche verlängert. Da die Schülerzahlen in den Eingangsklassen (VKL und VABO) rückläufig sind, weil davon Schülerinnen und Schüler aktuell in eine Regelklasse oder in einen regulären Bildungsgang wechseln, können diese Stellen nun gezielt dafür genutzt werden, die Sprachförderung für zugewanderte Schülerinnen und Schüler qualitativ weiterzuentwickeln und zu stärken.
Aktuell werden rund 26.400 Kinder und Jugendliche in Vorbereitungsklassen in allgemein bildenden Schulen unterrichtet und rund 6.100 an VABO-Klassen in den beruflichen Schulen.